„1700 Betriebe wollen Impfstraßen errichten“
Pandemie-Bekämpfungen. Wirtschaftskammer-Präsident Mahrer fordert, dass bei den Impfungen auf das logistische Know-how der Unternehmen zurückgegriffen wird. 1700 Betriebe könnten in kurzer Zeit 530.000 Menschen impfen.
Wien. In den kommenden Wochen sollte so viel Impfstoff vorhanden sein, dass nicht nur auf den Impfstraßen und bei niedergelassenen Ärzten geimpft werden kann. Wie „Die Presse“berichtete (FreitagAusgabe), gibt es auch konkrete Pläne, ab Mai darüber hinaus auf betrieblicher Ebene Impfungen durchzuführen. Vorerst werden große Konzerne priorisiert.
Etwa 15 Unternehmen dürften also zu Beginn der Phase drei, in der die Gesamtbevölkerung unter 65 Jahren geimpft werden soll, mit Impfstoff versorgt werden. Bei den Unternehmen handelt es sich um die sogenannte kritische Infrastruktur. Dazu zählen neben den großen Handelsketten Spar, Rewe, Hofer und Lidl auch staatliche und teilstaatliche Konzerne wie ÖBB, Post, OMV oder die Telekom Austria.
„Ich hoffe, dass die Länder in Phase drei auch auf unsere Betriebe zurückgreifen“, sagt Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer im Gespräch mit der „Presse“und betont: „Mehr als 1700 Betriebe wollen Impfstraßen errichten.“Diese „betriebsärztlichen Strukturen“stünden nicht nur den Mitarbeitern zur Verfügung. Auf diesem Weg könnten 530.000 Personen geimpft werden. In erster Linie würden dort Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geimpft, aber „theoretisch auch Angehörige“.
Mahrer setzte sich zuletzt gemeinsam mit IV-Präsident Georg Knill dafür ein, dass auf die logistische Expertise der Unternehmen zurückgegriffen wird. Wenn genügend Impfstoff da ist, müsse dieser so schnell wie möglich verimpft werden. „Alles andere wäre eine
Vergeudung von Ressourcen“, sagt Mahrer.
Eines dieser Unternehmen ist der Salzburger Kranhersteller Palfinger. Palfinger plant, in der Zentrale in Bergheim zwei Impfstraßen zu errichten. Dort könnten Mitarbeiter, Angehörige, aber auch die regionale Bevölkerung geimpft werden, sagte Palfinger-Chef Andreas Klauser zur „Presse“. Palfinger könnte ab Ende April mit dem Impfen beginnen.
Schlüsselkräfte früher impfen
Mahrer ist davon überzeugt, dass eine Einbindung der Unternehmen zu einer „schnelleren Durchimpfung“führen wird. So sei ihm etwa vom Magna-Konzern mitgeteilt worden, dass dieser seine gesamte Belegschaft innerhalb einer Woche impfen könnte. Die Impfstraßen in den Betrieben würden zu einer Entlastung der öffentlichen Strukturen führen.
Darüber hinaus gehe es ja nicht mehr nur darum, die Infrastruktur einmalig zu nutzen. „Ich gehe davon aus, dass es bereits im Winter zu den ersten Auffrischungsimpfungen kommen wird“, sagt Mahrer. Dann werde es noch wichtiger sein, „die Last von den öffentlichen Strukturen auf viele Schultern zu verteilen“.
Mahrer spricht sich auch dafür aus, dass Schlüsselkräfte früher geimpft werden. „Wir sprechen da von einigen Hundert Leuten“, betont er. Dass manche Konzerne wie etwa Palfinger diese wenigen Schlüsselkräfte bereits im Ausland impfen ließen, versteht Mahrer „zu 100 Prozent“. Er verweist auf Skandinavien, wo Schlüsselkräfte längst geimpft sind. „Das ist ein Wettbewerbsfaktor“, sagt Mahrer.