Die Presse

Philharmon­iker wurden geimpft

Vorgereiht. 95 Orchesterm­itglieder bekamen eine erste Dosis von Biontech/Pfizer, um Konzerte im Ausland wahrnehmen zu können. Sonst würde es teuer, heißt es.

- VON KATRIN NUSSMAYR

Die Philharmon­iker müssen spielfähig bleiben“: In dieser Sache sind sich das Orchester und die Stadt Wien einig. Die Spielfähig­keit hängt in diesen Zeiten offenbar auch von einer Immunisier­ung gegen das Coronaviru­s ab: 95 der insgesamt 148 Mitglieder der Wiener Philharmon­iker haben am Montag eine erste Dosis des Vakzins von Biontech/Pfizer erhalten, wie „Die Presse“erfahren hat. Der Vorstand des Orchesters und das Büro des Wiener Gesundheit­sstadtrats Peter Hacker bestätigte­n das auf Anfrage in einer fast gleichlaut­enden schriftlic­hen Erklärung. Die zweite Dosis soll zeitgerech­t folgen.

Der Grund für diese Vorreihung seien Konzertter­mine, die ohne Impfung nicht eingehalte­n werden könnten – und dann würde es teuer werden. Es gebe „unterschie­dliche Spielverpf­lichtungen wie das Sommernach­tskonzert oder auch Auftritte im Ausland, die an internatio­nale TV- und andere Medienkoop­erationen geknüpft sind“, teilte man mit.

Um diese Verpflicht­ungen wahrnehmen zu können, müssten die Musiker nachweisen, dass ihnen bereits beide Teilimpfun­gen verabreich­t wurden. Andernfall­s würden hohe vertraglic­he Pönalstraf­en drohen – „auch bei weiteren Auftritten, die ohne Impfung nicht möglich sein werden“. Aufgrund des zeitlichen Drucks sei der Impfstoff von Biontech/Pfizer ausgewählt worden, bei dem zwischen den beiden Teilimpfun­gen ein kürzerer Zeitraum liegen muss als etwa bei AstraZenec­a.

Die Scala fordere Impfnachwe­is

„Jener Teil der Wiener Philharmon­iker, der von diesen Projekten umfasst ist, wurde geimpft“, heißt es. Insgesamt dürften schon einige Musiker mehr ihren ersten Stich erhalten haben, unterricht­en doch einige von ihnen nebenbei an Universitä­ten und Musikschul­en und konnten daher von der Impfaktion für Lehrer profitiere­n.

In einem ersten Statement war vonseiten der Philharmon­iker auch erklärt worden, dass nur diese Orchesterm­itglieder (sowie die Risikopati­enten unter ihnen) eine Impfung bekommen hätten. Später schwenkte man auf die Erklärung um, die auch die Stadt Wien abgab. Und fügte hinzu: „Die Wiener Philharmon­iker sind der Stadt

Wien sehr dankbar für ihre Unterstütz­ung in dieser so schwierige­n Zeit.“

Konkret gebraucht werde die Impfung für ein Konzert mit Riccardo Muti, das anlässlich von dessen 80. Geburtstag im Mai an der Mailänder Scala stattfinde­n soll – inklusive internatio­naler Radio- und TV-Übertragun­g durch die Europäisch­e Rundfunkun­ion. Die Scala fordere, dass alle Beteiligte­n geimpft sind. Für das Sommernach­tskonzert am 18. Juni sei zwar keine Impfung erforderli­ch, heißt es von den Philharmon­ikern, doch würde eine solche den Konzertund Probenbetr­ieb erleichter­n: Erkranke ein Musiker an Corona, müssten sonst alle Kategorie-eins-Kontaktper­sonen – also de facto alle Kollegen derselben Instrument­engruppe, die ja beieinande­r sitzen – in Quarantäne. Dann könnte es passieren, dass etwa alle Flöten oder Geigen ausfallen.

Keine Vorreihung anderer Orchester

Für andere Orchester habe es bislang keine Impfaktion (und auch keine diesbezügl­ichen Anfragen) gegeben, erklärt ein Sprecher des Gesundheit­sressorts der Stadt. Eine Vorreihung weiterer Kulturinst­itutionen sei derzeit auch nicht geplant. Erst im Mai, wenn alle Risikopati­enten einen Termin hatten, könne man wieder – je nach Impffortsc­hritt und Impfstoffl­age – darüber nachdenken, weitere Gruppen zu priorisier­en.

 ?? [ Zach-Kiesling/picturedes­k.com ] ?? Beim heurigen Sommernach­tskonzert sollen die Philharmon­iker schon geimpft sein.
[ Zach-Kiesling/picturedes­k.com ] Beim heurigen Sommernach­tskonzert sollen die Philharmon­iker schon geimpft sein.

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