Philharmoniker wurden geimpft
Vorgereiht. 95 Orchestermitglieder bekamen eine erste Dosis von Biontech/Pfizer, um Konzerte im Ausland wahrnehmen zu können. Sonst würde es teuer, heißt es.
Die Philharmoniker müssen spielfähig bleiben“: In dieser Sache sind sich das Orchester und die Stadt Wien einig. Die Spielfähigkeit hängt in diesen Zeiten offenbar auch von einer Immunisierung gegen das Coronavirus ab: 95 der insgesamt 148 Mitglieder der Wiener Philharmoniker haben am Montag eine erste Dosis des Vakzins von Biontech/Pfizer erhalten, wie „Die Presse“erfahren hat. Der Vorstand des Orchesters und das Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker bestätigten das auf Anfrage in einer fast gleichlautenden schriftlichen Erklärung. Die zweite Dosis soll zeitgerecht folgen.
Der Grund für diese Vorreihung seien Konzerttermine, die ohne Impfung nicht eingehalten werden könnten – und dann würde es teuer werden. Es gebe „unterschiedliche Spielverpflichtungen wie das Sommernachtskonzert oder auch Auftritte im Ausland, die an internationale TV- und andere Medienkooperationen geknüpft sind“, teilte man mit.
Um diese Verpflichtungen wahrnehmen zu können, müssten die Musiker nachweisen, dass ihnen bereits beide Teilimpfungen verabreicht wurden. Andernfalls würden hohe vertragliche Pönalstrafen drohen – „auch bei weiteren Auftritten, die ohne Impfung nicht möglich sein werden“. Aufgrund des zeitlichen Drucks sei der Impfstoff von Biontech/Pfizer ausgewählt worden, bei dem zwischen den beiden Teilimpfungen ein kürzerer Zeitraum liegen muss als etwa bei AstraZeneca.
Die Scala fordere Impfnachweis
„Jener Teil der Wiener Philharmoniker, der von diesen Projekten umfasst ist, wurde geimpft“, heißt es. Insgesamt dürften schon einige Musiker mehr ihren ersten Stich erhalten haben, unterrichten doch einige von ihnen nebenbei an Universitäten und Musikschulen und konnten daher von der Impfaktion für Lehrer profitieren.
In einem ersten Statement war vonseiten der Philharmoniker auch erklärt worden, dass nur diese Orchestermitglieder (sowie die Risikopatienten unter ihnen) eine Impfung bekommen hätten. Später schwenkte man auf die Erklärung um, die auch die Stadt Wien abgab. Und fügte hinzu: „Die Wiener Philharmoniker sind der Stadt
Wien sehr dankbar für ihre Unterstützung in dieser so schwierigen Zeit.“
Konkret gebraucht werde die Impfung für ein Konzert mit Riccardo Muti, das anlässlich von dessen 80. Geburtstag im Mai an der Mailänder Scala stattfinden soll – inklusive internationaler Radio- und TV-Übertragung durch die Europäische Rundfunkunion. Die Scala fordere, dass alle Beteiligten geimpft sind. Für das Sommernachtskonzert am 18. Juni sei zwar keine Impfung erforderlich, heißt es von den Philharmonikern, doch würde eine solche den Konzertund Probenbetrieb erleichtern: Erkranke ein Musiker an Corona, müssten sonst alle Kategorie-eins-Kontaktpersonen – also de facto alle Kollegen derselben Instrumentengruppe, die ja beieinander sitzen – in Quarantäne. Dann könnte es passieren, dass etwa alle Flöten oder Geigen ausfallen.
Keine Vorreihung anderer Orchester
Für andere Orchester habe es bislang keine Impfaktion (und auch keine diesbezüglichen Anfragen) gegeben, erklärt ein Sprecher des Gesundheitsressorts der Stadt. Eine Vorreihung weiterer Kulturinstitutionen sei derzeit auch nicht geplant. Erst im Mai, wenn alle Risikopatienten einen Termin hatten, könne man wieder – je nach Impffortschritt und Impfstofflage – darüber nachdenken, weitere Gruppen zu priorisieren.