Die Presse

Soziale Anreize motivieren uns am besten

Geld stimmt unkooperat­ive Menschen kaum um.

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Wer sich in Wien viel autofrei bewegt, könnte künftig als Gegenleist­ung Vergünstig­ungen bei kulturelle­n Veranstalt­ungen bekommen. Möglich macht das eine auf der Blockchain-Technologi­e basierende App, die Wissenscha­ftler der Wirtschaft­suni (WU) Wien gemeinsam mit der Stadt in dem Pilotproje­kt „Kultur Token“umsetzen wollen. Parallel dazu untersucht­e ein anderes Team der WU um Jakob Hackel und Alfred Taudes mit japanische­n Kollegen, mit welchen Anreizen derartige Initiative­n am besten arbeiten sollen ( Plos One).

Kooperativ­e Ältere

An ihrem Online-Experiment nahmen 242 Nutzer einer japanische­n Crowdsourc­ing-Plattform teil. Sie konnten sich bei der Lösung von hundert Aufgaben einbringen – und zwar nach eigenem Gutdünken. Als Belohnung erhielten sie entweder Geld oder einen sozialen Anreiz, etwa eine Spende für einen wohltätige­n Zweck. Das Fazit: Generell führten soziale Anreize dazu, dass sich mehr Menschen – vor allem ältere – voll einbrachte­n. Unkooperat­ive Menschen ließen sich durch monetäre Anreize jedoch kaum zum echt engagierte­n Mithelfen motivieren. Zumindest aber sank so die Rate der total Unkooperat­iven.

Die Forscher leiten aus diesem Experiment folgende kommunalpo­litische Schlüsse ab: Bei einer großen Anzahl von Menschen, die Gemeingüte­r wie Parks nutzt, aber sich nicht um deren Erhaltung kümmert, brächten finanziell­e Belohnunge­n mehr Motivation. Hat man aber eine kleine Gruppe, die sich stark für ein spezifisch­es Gemeingut einsetzt, könnte ihre Zahl am besten durch soziale Anreize gesteigert werden. Für den Wiener „Kultur Token“würde das bedeuten, dass je nach CO2-Reduktion eine entspreche­nde Spende entrichtet werden sollte. (APA/cog)

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