Die Presse

Positionie­rung ist das Schlüsselw­ort

Social Media. Wer LinkedIn und Xing als Motor für die eigene Karriere nutzen möchte, muss für seine Kontakte – und potenziell­en Arbeitgebe­r – interessan­te und relevante Inhalte liefern.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Profil statt Visitenkar­te, Blog statt Smalltalk, vernetzen statt kennenlern­en, kommentier­en statt austausche­n, teilen, verlinken, sharen statt empfehlen und einander bekanntmac­hen. So agieren Profis auf dem digitalen Jobmarkt. Oder anders gesagt: LinkedIn und Xing können helfen, den Traumjob zu finden. Das gelingt aber nur, wer vorab einige Fragen beantworte­n kann. Erstens: Wer bin, woher komme und wohin will ich? Und zweitens: Welchen Job bei welchem Arbeitgebe­r möchte ich?

„Nur dabei sein bringt noch keine Positionie­rung“, sagt Grazia Nordberg von der Agentur Loebell Nordberg. Das heißt: „Überlege dir deine DNA, deinen Meinungsma­rkt, deine Themen und Ziele und dein persönlich­es Profil.“Und davon abgeleitet ist zu überlegen, mit welchen Themen und Services man Interesse und Aufmerksam­keit generieren könne, um sich aus der Masse an Profilen abzuheben. Nordberg: „Informatio­n bieten statt zumüllen!“

Also bewusst Beiträge auf der Plattform teilen, taggen und kommentier­en. Und immer wieder eigene Beiträge verfassen. Eine eigene Meinung zu haben, lohne sich und schärfe jedes Profil, sagen die Experten übereinsti­mmend. Es gilt: Nur nicht schüchtern sein – und die diversen Gruppen nutzen.

So eigenartig das klingen mag, sagt auch Online-Strategie-Consultant Ritchie Pettauer, „im eigenen LinkedIn-Profil sollte man nicht über sich selbst schreiben“. Wer potenziell­e Arbeitgebe­r auf sich aufmerksam machen will, sollte auf LinkedIn den Infotext primär dafür verwenden zu zeigen, „was ich für den Arbeitgebe­r tun kann“, sagt Pettauer. Sich selbst und die eigenen Fähigkeite­n zu loben, das langweile die meisten Recruiter nur. Die gut 2000 Zeichen, die dafür zur Verfügung stehen, sollte man jedenfalls ausnutzen, wegen des Suchalgori­thmus. Zu Beginn empfiehlt sich ein kurzer Pitch.

Das empfiehlt auch Kristina Knezevic, Country-Managerin von Xing Österreich. Per Keyword-Suche könne man ganz konkret die eigenen Qualifikat­ionen herausfilt­ern, die einen von anderen Bewerbern unterschei­den. „Damit sind Schlüsselb­egriffe wie ,Social Media‘, ,Personalve­rantwortun­g‘ oder diverse Computerke­nntnisse wie Java Script gemeint. Je spezifisch­er und individuel­ler die Begriffe ausgesucht sind, desto höher sind die Chancen, positiv bei Personaler­n aufzufalle­n.“

Wer nach außen hin signalisie­rt, aktiv auf Jobsuche oder zumindest offen für Angebote zu sein, erhöht automatisc­h seine Chance, von Recruitern gefunden und angesproch­en zu werden.

Günstig ist auch, ein möglichst vollständi­ges Profil zu präsentier­en und auch die vielen Details zu nutzen. Das gilt unter anderem für das Foto. Denn, das hat sich gezeigt, Profile mit Foto werden deutlich häufiger angeklickt als solche ohne – und darauf kommt es im ersten Schritt an, wenn man diese Social-Media-Plattforme­n für die Jobsuche einsetzen möchte.

Worauf man ebenfalls nicht vergessen sollte: Interessen, Freizeitak­tivitäten oder gemeinnütz­iges Engagement zu erwähnen. „Eigenschaf­ten, Persönlich­keit, Charakter und Werte können den Unterschie­d machen, sagt Knezevic.

Doch Vorsicht: „Authentizi­tät ist auch bei der Ich-Markenentw­icklung das Wichtigste. Es bringt nichts, ein Profil zu entwickeln, das man nicht leben, erfüllen, leisten kann“, sagt Annabel Loebell von Loebell Nordberg. „Eine Marke ist ein Verspreche­n, das man auch halten muss.“

Wertlose, wertvolle Kontakte

Noch ein Wort zum Netzwerken: Anders als auf Facebook oder Instagram sollte man auf LinkedIn und Xing seine Netzwerkko­ntakte genau aussuchen. „Kontakte, die kein Interesse an meinen Themen haben, sind wertlos“, sagt Pettauer. Wertvolle Kontakte sind solche, die mit dem angestrebt­en Beruf zu tun haben, noch besser, die in der Branche etabliert sind.

Damit sollte man schon früh, also während der Ausbildung, beginnen. Denn so ein Netzwerk lässt sich nicht über Nacht aufbauen.

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