Interdisziplinäre Geschäftsideen
Start-ups. Die Ideen zu rund 600 österreichischen Unternehmen wurden an einer FH entwickelt. Was alles getan wird, damit Studierende das Know-how in den Markt tragen.
Bereits 2015 hat die Fachhochschule Campus Wien damit begonnen, Startups zu fördern und Studierende zu motivieren, aus den angewandten Studien in die angewandte Praxis zu gehen. „Aktuell haben wir acht Start-ups, die wir mit Räumlichkeiten, Werkstätten und Know-how unterstützen“, sagt Heimo Sandtner, Vizerektor für Forschung und Entwicklung. Zum Wissenstransfer zählen unter anderem Coaching- und Mentoring-Programme, aber auch Hilfestellungen bei rechtlichen Angelegenheiten. „Wir sind an der FH inhaltlich so breit aufgestellt, dass sich oft zwischen den einzelnen Studienzweigen Synergien für Start-ups ergeben“, erläutert Sandtner. Und nennt das Beispiel von liberty.home. Zu Beginn des Projekts haben zwei Bauingenieurwesen-Studenten der FH mit dem Department Soziales zusammengearbeitet, weil sie mit ihrer Idee eines Tiny Houses Wohnraum für Obdachlose schaffen wollten. Inzwischen ist das Linzer Social Business bereits mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Staatspreis Patent sowie dem Preis des European Centre for Economic, Academic & Cultural Diplomacy CIDIC.
Während an der FH Campus Wien aus einem breiten Austausch das Know-how in die Praxis übergeht, sind an der FH Oberösterreich ganz klar einzelne Studienrichtungen führend: „Es sind überwiegend unsere IT-Studiengänge in Hagenberg stark. Und hier vor allem der Studiengang Mobile Computing, gleich gefolgt von der FH Campus Steyr im Bereich des Digital Business Management“, erklärt Gerold Weisz, Leiter des Start-up Centers. Die Förderung der Studierenden erfolgt in sechs Stufen: Lehre – Coworking – Mentoring – PR-Unterstützung – Netzwerk – Weiterbildung. Neben fächerübergreifenden Lehrveranstaltungen zum Thema Start-up und Entrepreneurship stellt die FH drei Coworking-Hubs zur Verfügung, jeweils einen in Hagenberg, Wels und Steyr. Hier erhalten Studierende, Absolventen und Mitarbeiter einen kostenlosen Arbeitsplatz für zwei Jahre, um ihr Geschäftsmodell zu entwickeln. „Und wir bereiten sie als Prä-Inkubator auf nachfolgende Unterstützungsinstitutionen und/oder gleich den Markt vor“, sagt Weisz. Eine Bühne bietet die FH den Start-ups auf der Plattform www.pitchtok.at, wo sie ihre Projekte im TikTok-Format präsentieren können. Im Herbst 2021 wird es einen neuen, speziellen Weiterbildungslehrgang an der FH OÖ namens
„Wannabe a Founder“geben: „Hier werden die wichtigsten Themen der Early Stage Phase an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden durch Praktiker und Start-ups vorgetragen.“Er ist sowohl für Start-ups ausgelegt, die sich weiterbilden wollen, als auch für Manager der mittleren Ebene, die den „entrepreneurial spirit“ins Unternehmen transportieren möchten.
Geschäftsmodelle entwickeln
Mehr als 50 Lehrveranstaltungen aus 13 Studiengängen bietet „fhstartify – der Pass zur Selbstständigkeit“gründungsinteressierten Studierenden der Fachhochschule Salzburg an. Die Bereiche: Entrepreneurship und Management, Allgemeine BWL und Finanzierung, Marketing und Vertrieb, Persönlichkeit und Kommunikation sowie Design, Ideation und Prototyping. Grundsätzlich gibt es an der FH Salzburg zwei Kategorien von Start-ups: „Wir unterscheiden hier zwischen FH-Start-up Juniors, die sich im Stadium zwischen Idee und Vorgründungsphase befinden, und FH-Start-up Fellows, die ausgegründet haben beziehungsweise sich am Markt befinden“, sagt Natasa Deutinger, Senior Start-up Managerin am FHStart-up Center. Die meisten Juniors kommen aus den Departments „Design, Medien & Kunst“, gefolgt von den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und dem Department Ingenieurwissenschaft. Bei den Fellows führen die Start-ups aus den Ingenieurswissenschaften, gefolgt von „Design, Medien & Kunst“sowie den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. „Zentraler Bestandteil des Unterstützungsangebots ist die individuelle Betreuung von Personen mit Geschäftsideen und potenziellen Start-ups“, sagt Deutinger. So werden Ideengeber dabei unterstützt, neue, nachhaltige Geschäftsmodelle zu erkennen und gemeinsam zu entwickeln.
In Krems werden die Start-ups am IMC FoundersLab für die Unternehmensgründung vorbereitet: „Wir sehen uns zum einen als Anlaufstelle für alle, die Unterstützung bei ihrer Gründung suchen, vor allem aber auch als Ort, an dem Ideen entstehen und weiterentwickelt werden können“, sagt Florian Ruhdorfer, Leiter des dortigen Business & Career Centers. Oft beginne der Weg bei der sogenannten Playground Ideation, die zweimal jährlich stattfindet. „Hier arbeiten wir mit Studierenden, die noch keine konkrete Geschäftsidee haben, aber den Weg in die Selbstständigkeit suchen und einfach etwas bewegen wollen.“Intensiver betreut werden sie dann im „Creative Pre Incubator“, wo Teams, die schon an einer Idee arbeiten, mit Workshops und persönlichem Coaching bis zur Gründung begleitet werden. „Die Start-up-Teams an der IMC Fachhochschule Krems setzen sich oft aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen. Dabei spiegelt die Verteilung meist auch die Anzahl der Studierenden aus unseren Bereichen Wirtschaft, Digitalisierung & Technik, Gesundheit und Life Science wieder“, erläutert Ruhdorfer. Gerade das Zusammenspiel unterschiedlicher Kompetenzen machten den Erfolg aus. Zum Beispiel den von digicust. Das Start-up widmet sich der Digitalisierung der Zollabwicklung entlang der Wertschöpfungskette einer Spedition. Im Herbst 2020 wurde es dafür mit dem riz up GENIUS 2020-Preis in der Kategorie „Genial digital“ausgezeichnet.
Web: www.fh-krems.ac.at, www.fh-campuswien.ac.at, www.fh-salzburg.ac.at, www.fh-ooe.at