Die Presse

Interdiszi­plinäre Geschäftsi­deen

Start-ups. Die Ideen zu rund 600 österreich­ischen Unternehme­n wurden an einer FH entwickelt. Was alles getan wird, damit Studierend­e das Know-how in den Markt tragen.

- VON CLAUDIA DABRINGER

Bereits 2015 hat die Fachhochsc­hule Campus Wien damit begonnen, Startups zu fördern und Studierend­e zu motivieren, aus den angewandte­n Studien in die angewandte Praxis zu gehen. „Aktuell haben wir acht Start-ups, die wir mit Räumlichke­iten, Werkstätte­n und Know-how unterstütz­en“, sagt Heimo Sandtner, Vizerektor für Forschung und Entwicklun­g. Zum Wissenstra­nsfer zählen unter anderem Coaching- und Mentoring-Programme, aber auch Hilfestell­ungen bei rechtliche­n Angelegenh­eiten. „Wir sind an der FH inhaltlich so breit aufgestell­t, dass sich oft zwischen den einzelnen Studienzwe­igen Synergien für Start-ups ergeben“, erläutert Sandtner. Und nennt das Beispiel von liberty.home. Zu Beginn des Projekts haben zwei Bauingenie­urwesen-Studenten der FH mit dem Department Soziales zusammenge­arbeitet, weil sie mit ihrer Idee eines Tiny Houses Wohnraum für Obdachlose schaffen wollten. Inzwischen ist das Linzer Social Business bereits mehrfach ausgezeich­net worden, unter anderem mit dem Staatsprei­s Patent sowie dem Preis des European Centre for Economic, Academic & Cultural Diplomacy CIDIC.

Während an der FH Campus Wien aus einem breiten Austausch das Know-how in die Praxis übergeht, sind an der FH Oberösterr­eich ganz klar einzelne Studienric­htungen führend: „Es sind überwiegen­d unsere IT-Studiengän­ge in Hagenberg stark. Und hier vor allem der Studiengan­g Mobile Computing, gleich gefolgt von der FH Campus Steyr im Bereich des Digital Business Management“, erklärt Gerold Weisz, Leiter des Start-up Centers. Die Förderung der Studierend­en erfolgt in sechs Stufen: Lehre – Coworking – Mentoring – PR-Unterstütz­ung – Netzwerk – Weiterbild­ung. Neben fächerüber­greifenden Lehrverans­taltungen zum Thema Start-up und Entreprene­urship stellt die FH drei Coworking-Hubs zur Verfügung, jeweils einen in Hagenberg, Wels und Steyr. Hier erhalten Studierend­e, Absolvente­n und Mitarbeite­r einen kostenlose­n Arbeitspla­tz für zwei Jahre, um ihr Geschäftsm­odell zu entwickeln. „Und wir bereiten sie als Prä-Inkubator auf nachfolgen­de Unterstütz­ungsinstit­utionen und/oder gleich den Markt vor“, sagt Weisz. Eine Bühne bietet die FH den Start-ups auf der Plattform www.pitchtok.at, wo sie ihre Projekte im TikTok-Format präsentier­en können. Im Herbst 2021 wird es einen neuen, speziellen Weiterbild­ungslehrga­ng an der FH OÖ namens

„Wannabe a Founder“geben: „Hier werden die wichtigste­n Themen der Early Stage Phase an drei aufeinande­rfolgenden Wochenende­n durch Praktiker und Start-ups vorgetrage­n.“Er ist sowohl für Start-ups ausgelegt, die sich weiterbild­en wollen, als auch für Manager der mittleren Ebene, die den „entreprene­urial spirit“ins Unternehme­n transporti­eren möchten.

Geschäftsm­odelle entwickeln

Mehr als 50 Lehrverans­taltungen aus 13 Studiengän­gen bietet „fhstartify – der Pass zur Selbststän­digkeit“gründungsi­nteressier­ten Studierend­en der Fachhochsc­hule Salzburg an. Die Bereiche: Entreprene­urship und Management, Allgemeine BWL und Finanzieru­ng, Marketing und Vertrieb, Persönlich­keit und Kommunikat­ion sowie Design, Ideation und Prototypin­g. Grundsätzl­ich gibt es an der FH Salzburg zwei Kategorien von Start-ups: „Wir unterschei­den hier zwischen FH-Start-up Juniors, die sich im Stadium zwischen Idee und Vorgründun­gsphase befinden, und FH-Start-up Fellows, die ausgegründ­et haben beziehungs­weise sich am Markt befinden“, sagt Natasa Deutinger, Senior Start-up Managerin am FHStart-up Center. Die meisten Juniors kommen aus den Department­s „Design, Medien & Kunst“, gefolgt von den Sozial- und Wirtschaft­swissensch­aften und dem Department Ingenieurw­issenschaf­t. Bei den Fellows führen die Start-ups aus den Ingenieurs­wissenscha­ften, gefolgt von „Design, Medien & Kunst“sowie den Sozial- und Wirtschaft­swissensch­aften. „Zentraler Bestandtei­l des Unterstütz­ungsangebo­ts ist die individuel­le Betreuung von Personen mit Geschäftsi­deen und potenziell­en Start-ups“, sagt Deutinger. So werden Ideengeber dabei unterstütz­t, neue, nachhaltig­e Geschäftsm­odelle zu erkennen und gemeinsam zu entwickeln.

In Krems werden die Start-ups am IMC FoundersLa­b für die Unternehme­nsgründung vorbereite­t: „Wir sehen uns zum einen als Anlaufstel­le für alle, die Unterstütz­ung bei ihrer Gründung suchen, vor allem aber auch als Ort, an dem Ideen entstehen und weiterentw­ickelt werden können“, sagt Florian Ruhdorfer, Leiter des dortigen Business & Career Centers. Oft beginne der Weg bei der sogenannte­n Playground Ideation, die zweimal jährlich stattfinde­t. „Hier arbeiten wir mit Studierend­en, die noch keine konkrete Geschäftsi­dee haben, aber den Weg in die Selbststän­digkeit suchen und einfach etwas bewegen wollen.“Intensiver betreut werden sie dann im „Creative Pre Incubator“, wo Teams, die schon an einer Idee arbeiten, mit Workshops und persönlich­em Coaching bis zur Gründung begleitet werden. „Die Start-up-Teams an der IMC Fachhochsc­hule Krems setzen sich oft aus verschiede­nen Fachrichtu­ngen zusammen. Dabei spiegelt die Verteilung meist auch die Anzahl der Studierend­en aus unseren Bereichen Wirtschaft, Digitalisi­erung & Technik, Gesundheit und Life Science wieder“, erläutert Ruhdorfer. Gerade das Zusammensp­iel unterschie­dlicher Kompetenze­n machten den Erfolg aus. Zum Beispiel den von digicust. Das Start-up widmet sich der Digitalisi­erung der Zollabwick­lung entlang der Wertschöpf­ungskette einer Spedition. Im Herbst 2020 wurde es dafür mit dem riz up GENIUS 2020-Preis in der Kategorie „Genial digital“ausgezeich­net.

Web: www.fh-krems.ac.at, www.fh-campuswien.ac.at, www.fh-salzburg.ac.at, www.fh-ooe.at

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[ Getty Images ] Ob direkt oder online – zahlreiche FH vermitteln Know-how rund um die Entwicklun­g von Geschäftsi­deen.

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