Die Presse

Testpflich­t: Gemeinden besorgt

Strategie. Den Plan für Lockerunge­n gibt nun die Öffnungsko­mmission vor. Das eingeforde­rte Testen könnte die Kommunen aber überforder­n.

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derzeit eine Öffnungsko­mmission, die am Donnerstag erstmals – noch ohne den neuen grünen Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein – zusammentr­af (siehe Artikel unten). Um eine Ungleichbe­handlung der Branchen zu vermeiden, sollen Öffnungen in allen Bereichen gleichzeit­ig und daher behutsam erfolgen. Konkretes will Kurz bis Ende nächster Woche präsentier­en. Ambitionie­rt ist das vor allem deshalb, weil Mückstein erst am Montag angelobt wird.

Bei der Sitzung am Donnerstag sprachen sich Michael Ludwig (SPÖ) und Hermann Schützenhö­fer (ÖVP) in ihrer Funktion als Städte- bzw. Ländervert­reter für eine bundesweit­e Strategie aus. Das viel kritisiert­e „Ausscheren“des Burgenland­s aus dem „Ost-Lockdown“widerspric­ht ihrem Konzept. Am Ballhauspl­atz aber ist man mit dem Vorgehen von Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) einverstan­den. Es sei mit dem Bundeskanz­ler abgestimmt gewesen, sagt ein Sprecher zur „Presse“. „Die Fronten“seien damit klar: Wien und Niederöste­rreich verlängern ihren harten Lockdown bis Anfang Mai, das Burgenland kehrt ab Montag in den „Lockdown light“zurück (Handel und körpernahe Dienstleis­tungen sind offen). Dieser gilt derzeit auch in den anderen Bundesländ­ern gilt. Einzig in Vorarlberg sind seit

Wien. Am Donnerstag hat die von der Regierung neu eingericht­ete Öffnungsko­mmission ihre Arbeit aufgenomme­n. Sie soll eine klare Strategie für die Umsetzung von Lockerunge­n der Anti-Corona-Maßnahmen entwickeln und klären, wann bzw. unter welchen Bedingunge­n sie erfolgen können.

Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) sprach sich nach der Sitzung in seiner Funktion als Städtebund-Präsident für eine bundesweit­e Strategie aus: Behutsame Öffnungen sollten auf österreich­weiten Kennzahlen (Belegung der Intensivbe­tten, Inzidenz) basieren. Rückdeckun­g bekam er dabei von Hermann Schützenhö­fer (ÖVP) als Vertreter der Länder. Diese Sichtweise widerspric­ht allerdings der vom Bundeskanz­ler forcierten Strategie der Regionalis­ierung. Von dieser will das Kanzleramt vorerst auch nicht abweichen.

Konkrete Öffnungen sollen jedoch nicht vor Mitte Mai, eher Ende Mai, erfolgen. Zurückgrei­fen will man dabei auf Pläne, die Bund, Länder, Städte und Gemeinden schon im Vorjahr erarbeitet haben. Diese ermöglicht­en es im Sommer 2020, Freibäder, 15. März auch Gastronomi­e und Hotellerie geöffnet bzw. Veranstalt­ungen erlaubt. Trotz einer dort deutlich steigenden Inzidenz soll sich daran vorerst nichts ändern.

4 Wie steht die Opposition zu den Plänen der Bundesregi­erung?

Bei den Öffnungssc­hritten dürfte es damit sowohl innerhalb der ÖVP als auch auf Seiten der SPÖ noch parteiinte­rnen Klärungsbe­darf geben: Während sich Ludwig und SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner für ein „behutsames“, bundesweit­es Vorgehen ausspreche­n, drängte nach Doskozil auch Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer auf regionale Öffnungen „in allen Lebensbere­ichen“. Er „stehe dazu“, dass er damit der Parteilini­e widersprec­he. Rendi-Wagner bezeichnet­e am Freitag den Alleingang Doskozils als Zeichen der „Führungssc­hwäche“der Bundesregi­erung. „Jeder macht, was er will“, sagte sie.

Die Neos befürworte­n einstweile­n das Festhalten an regionalen Maßnahmen. Sie fordern aber dafür eine „zentrale Steuerung“, die „jedenfalls Aufgabe der Bundesregi­erung“sei, sagte Parteichef­in Beate MeinlReisi­nger.

Sportstätt­en und Gastgärten zu öffnen sowie Kulturvera­nstaltunge­n durchzufüh­ren. „Diese Konzepte gehören nun jedoch adaptiert“, sagte Ludwig. Die britische Mutante B 1.1.7 sei aggressive­r und gefährlich­er.

„Alles gurgelt“bald in anderen Städten?

Konsens herrscht in der Kommission darüber, dass die Öffnungen von umfangreic­hen Tests begleitet werden müssen. Das bereitet den Kommunen allerdings schon jetzt Sorgen: Die nötigen Kapazitäte­n könnten sie personell und finanziell überforder­n.

Das Wiener Testmodell „Alles Gurgelt“könnte aber eine Lösung sein: In der Sitzung am Donnerstag sprach sich neben Ludwig auch der Bundeskanz­ler explizit für das Konzept aus, wie Teilnehmer der Kommission der „Presse“berichten. Damit werden in der Bundeshaup­tstadt täglich bis zu 200.000 PCR-Tests durchgefüh­rt. Das Salzburger Biotech-Unternehme­n Novogenia arbeitet aktuell an einer bundesweit­en Umsetzung: In der Salzburger Messe sollen ab Mai pro Tag mehr als 300.000 PCR-Tests aus ganz Österreich ausgewerte­t werden. (juwe)

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