Agraraktien im Aufwind
Zertifikate. Angesichts der steigenden Nahrungsmittelpreise rentieren sich Investments entlang der gesamten Wertschöpfungskette wieder.
Wien. Die Preise für Rohstoffe sind in den vergangenen Monaten teilweise zügig nach oben geklettert, auch jene für Agrarprodukte. Das hat auch Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise. Der Ernährungsund Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization – kurz FAO) zufolge sind diese im März den zehnten Monat in Folge gestiegen. Der FAO Food Price Index kletterte auf gut 118,5 Punkte und erreichte den höchsten Stand seit Juni 2014. Der Index misst die Wertveränderung von fünf Rohstoffgruppen, zu denen beispielsweise Fleisch und pflanzliche Öle zählen.
Jörg Dehning, Fondsmanager des DJE – Agrar & Ernährung bei der DJE Kapital AG, behält die Preisentwicklung dabei gut im Auge und verweist neben den besonders stark gestiegenen Preisen für Pflanzenöle auch auf jene für Getreide. Selbst bei den Notierungen für Mais und Sojabohnen sei es seit Mitte 2020 zu einer regelrechten Preisexplosion gekommen.
China und das Wetter
Für die Entwicklung dürfte es mehrere Gründe geben. Dehning verweist unter anderem auf die hohen Agrareinfuhren in China, wo zuletzt die afrikanische Schweinepest gewütet hat. Nun werde der Schweinezuchtbestand wieder aufgestockt. Und das erfordert jede Menge Futtermittel, den das Land ohne Importe nicht abdecken kann. In Südamerika, etwa in Brasilien, kam es außerdem zu witterungsbedingten Ernteausfällen, beispielsweise bei Soja.
Der DJE-Marktexperte spannt angesichts der jüngsten Entwick
lungen auch den Bogen zu Agraraktien, wobei er Chancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette sieht. So führt das verbesserte Preisumfeld beispielsweise dazu, dass viele Landwirte in den USA ihre Anbauflächen nun deutlich ausweiten. Und damit dürfte es auch mehr Investitionen in neue Maschinen und Traktoren geben. „Insbesondere die US-Landwirte sind bestrebt, ihren in die Jahre gekommenen Fuhrpark zu erneuern. Gleichzeitig sind die Lagerbestände im US-Landtechnik-Großhandel im historischen Vergleich sehr niedrig, sodass die Hersteller auf die üblichen Händlerrabatte weitgehend verzichten können“, konstatiert Dehning.
Von diesem Trend könnte beispielsweise Deere aus den USA profitieren. Bereits im ersten Quartal 2021 erzielte der Konzern einen Nettogewinn von 1,2 Milliarden Dollar, ein Plus von mehr als 100 Prozent gegenüber dem Vergleichswert 2019.
Doch auch im Bereich der Düngemittel könnten sich neue Chancen auftun. Denn je mehr angebaut wird, desto mehr wird ge
düngt. Das könnte etwa Nutrien zugutekommen. Das kanadische Bergbauunternehmen ist der weltweit größte Produzent von Kalidünger und zweitgrößter Hersteller von Stickstoffdünger. Der Konzern erzielte im vierten Quartal 2020 einen Nettogewinn von 316 Millionen Dollar, nach einem Verlust im Vergleichsquartal 2019. Die Zahlen zum ersten Quartal 2021 veröffentlicht Nutrien am 4. Mai.
Risikobereite Anleger, die gehebelt auf die weitere Kursentwicklung setzen wollen, können dies etwa mit einem Turbo-LongZertifikat tun. Ein solches bietet etwa die Socie´te´ Ge´ne´rale auf Deere an (DE000SB7W7Z3). Der aktuelle Hebel liegt bei 2,77. Um diesen verändert sich der Kurs des Zertifikats im Verhältnis zum Basiswert. Wird allerdings die Marke von 245,285 Dollar berührt oder unterschritten, verfällt das Zertifikat. Auf Nutrien bietet die BNP Paribas ein Turbo-Long-Zertifikat an (DE000PF8FWH6). Hier liegt der aktuelle Hebel bei 2,61. Wird aber die Marke von 36,802 Dollar berührt oder unterschritten, verfällt das Zertifikat.