Reifeprüfung im Chaos von Imola
Formel 1. Max Verstappen gewann den GP der Emilia-Romagna vor Lewis Hamilton, Kollisionen, Ausrutscher und ein Neustart irritierten die beiden Alphatiere nicht. Lando Norris wurde Dritter.
Imola. Max Verstappen hat auch im zweiten Formel-1-GP der Saison eindrucksvoll untermauert, dass er Lewis Hamilton als Weltmeister ablösen kann. Der Niederländer, 23, fuhr in Imola ein grandioses Rennen, diesmal warfen den RB-Piloten weder Boxenstopp noch Unfälle der Konkurrenten, weder ein ReStart noch ein eigener Ausrutscher aus der Bahn. Verstappen gewann den Grand Prix in der Emilia-Romagna und feierte seinen elften Karrieresieg. WM-Führender bleibt Hamilton mit 44 Punkten, der nach beherzter Aufholjagd Zweiter wurde – und den Punkt Vorsprung für die schnellste Runde ergatterte.
Verstappen bewies, dass er endgültig reif für den Titelkampf ist. Allerdings, Hamilton lässt sich trotz vieler Hindernisse nicht abschütteln. Kollision, Ausrutscher und Nervenspiel nach einer Unterbrechung warfen den Briten zurück, doch der Mercedes-Fahrer rettete den zweiten Platz. Dritter wurde Lando Norris im McLaren. Es ist der zweite Podestplatz des Briten nach Spielberg 2020.
Sennas Spinnweben
Vom Gesicht von Ayrton Senna hingen Spinnweben, die Bronzestatue der 1994 hier verunglückten F1-Ikone wirkt ungeheuer allein gelassen. Am Zaun außerhalb der berüchtigten Tamburello-Kurve auf dem Autodromo hängen verblichene Fotos des Brasilianers und auch die Farben der Fahnen, die mit Draht befestigt sind, verblassen immer mehr. Dennoch bleibt das Denkmal eine Pilgerstätte für Motorsport-Fans – und auch diese Rennserie.
Die Formel 1 hat sich im Vorjahr, als die Pandemie auch ihren Rennkalender durcheinanderwirbelte, fast vergessener Kurse wieder erinnert. Mugello war zum Beispiel so eine Strecke, der Nürburgring. Oder Imola, das nach 14 Jahren Absenz seine Rückkehr feierte. Still, ohne Zuschauer, aber immerhin.
Auf kaum einer anderen Rennstrecke dieser Welt liegen Schmerz, Abschied und Freude so dicht beieinander. Das erzählte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto immer wieder dieser Tage. Er schwärmte über TifosiMassen, Flair und Energie. Er war als Motoreningenieur an Michael Schumachers Titelserie bei Ferrari von 2000 bis 2004 beteiligt und will Imola „schon immer geliebt“haben. Das fällt allerdings schwer, denn hier verlor Ayrton Senna 1994 sein Leben. Tags zuvor war hier der Salzburger Roland Ratzenberger gestorben. Rubens Barrichello hatte bei einem schweren Unfall zuvor großes Glück gehabt.
Immer wieder Unfälle
Wer von Imola spricht, denkt immer auch an den „Feuerunfall“von Gerhard Berger 1989. 1987 verunglückte Nelson Piquet an gleicher Stelle während des Trainings schwer. Seit 2021 ist die Historie von Unfällen um ein harmloseres, aber spektakuläres Kapitel reicher. Die von Williams-Pilot George Russell verursachte Kollision mit Valtteri Bottas (Mercedes) zerstörte zwei F1-Rennwagen und verursachte sogar einen Re-Start. Aber der Kreis schloss sich zumindest: Es war die erste Rote Flagge in Imola seit Sennas Tod.
Dieser Kurs inmitten der Emilia-Romagna gleicht einer Bergund-Talfahrt und ist immer noch gefährlich. Denn er ist nicht auf dem Reißbrett gezeichnet wie moderne Kurse. Er ist gewachsen, die Strecke jedoch schmal, zehn Meter breit, geblieben. Es bleibt eine Rennstrecke, die keine Fehler verzeiht. Ein Fahrer, der hier gewinnt, allen Einflüssen (Regen, kaltnasser Fahrbahn/zehn Grad) trotzt, der hat das Zeug zum Champion.
Moderne in Miami
Die F1 fährt künftig auch in Miami. Wie die vermeintliche „Königsklasse des Motorsports“mitteilte, wird ab kommender Saison rund um das Hard Rock Stadium gefahren. Der Termin des Florida-GP wird später bekannt gegeben. Miami erhält als aktuell zweite USEtappe nach dem GP von Austin einen Vertrag bis 2031. (fin)