Je kälter der Fahrtwind, desto besser
Radsport. Felix Großschartner läutet bei der Tour of the Alps die finale Girovorbereitung ein. Sein Vuelta-Highlight hat Tribut gefordert, auf dem Weg zum anvisierten Grand-Tour-Podest hat Österreichs Fahrer des Jahres keinen Stress.
Bozen. Beim Trainingslager in der spanischen Sierra Nevada hat Felix Großschartner den Sommer gespürt, heute (14 Uhr, live in Eurosport2) kehrt bei der Tour of the Alps erst einmal der Winter zurück. Und das ist ganz nach seinem Geschmack, denn Österreichs Radsportler 2020 mag die Kälte. „Da habe ich das Gefühl, dass ich besser atmen kann. Das war immer schon so“, erklärt der Oberösterreicher. Die Vorliebe bleibt unerschüttert davon, dass ihn bei einer Abfahrt ein „Brain Freeze“ereilt hat. Oder er Etappen quasi ohne Schalten fuhr, weil die Finger nicht mehr wollten. „Angenehm ist es nicht, aber mehr eine Kopfsache.“
Der Kopf war es auch, der Großschartner jüngst ausgebremst hat. Mit der Vuelta, bei der er sein Debüt als Bora-Kapitän mit dem neunten Gesamtrang krönte, beschloss er die Vorsaison im emotionalen Hoch, aber eben erst Mitte November. In der kurzen Pause kehrten die körperlichen Kräfte, nicht aber die geistige Frische zurück. „Ich war müde und habe mir schwergetan, wieder den Rhythmus zu finden“, berichtet er.
Mit Froome und Quintana
Der 27-Jährige ließ deshalb die Katalonien-Rundfahrt aus, um nach sechs rennfreien Wochen nun die finale Vorbereitung auf den Giro d’Italia (ab 8. Mai) zu starten.
Die bergige Fünf-Tages-Tour von Brixen über Tirol bis ins Ziel am Gardasee dient auch Stars wie Chris Froome oder Nairo Quintana als Formtest, Großschartner wird bei der Italien-Rundfahrt dann den Deutschen Emanuel Buchmann unterstützen. „Ich habe aber Freiheiten. Ein Etappensieg wäre cool“, so der Marchtrenker, der noch auf den ersten Grand-Tour-Tagessieg wartet. Seine eigene Chance auf das Gesamtklassement erhält er wieder bei der Vuelta, mit seiner Entwicklung im deutschen BoraRennstall ist er zufrieden. „Innerlich denkt man schon, dass das Grand-Tour-Podest das Ziel ist, aber noch ist es zu früh.“
Sieben Minuten fehlten Großschartner damals in Spanien auf Platz drei. „Das ist schon eine andere Liga.“Ungeduld kommt im vierten Jahr im World-Tour-Team im Angesicht junger Toursieger wie Tadej Pogacarˇ (2020, damals 21) und Egan Bernal (2019, 22) nicht auf. „Das stresst mich gar nicht, ich konzentriere mich auf mich“, sagt der 27-Jährige und gibt sich drei, vier Jahre Zeit. „Das kann reichen, um ganz vorn reinzufahren.“
Normalerweise reist Großschartner gern um die Welt. Olympia hätte für ihn auch touristischen Reiz, denn der Straßenkurs in Tokio wartet mit dem Anstieg auf den Fuji auf. „Ich war schon fast überall, aber in Japan noch nicht.“(swi)