Wer sein Schicksal selbst bestimmt
Dünnes Fell oder gelebte Konsequenz: Hans-Dieter Flicks Abschied aus München sollte vielen ein Vorbild sein.
Hans-Dieter Flick geht. Mit Saisonende tritt der erfolgreiche Trainer bei Bayern München, freiwillig und trotz laufenden Vertrages, ab. Der 56-Jährige demonstrierte damit, was wahre Konsequenz wirklich ausmacht. In Österreich ist und bleibt so ein Schritt in ähnlichen Positionen vollkommen denkunmöglich.
Er hat sinnlose Machtspiele mit Sportvorstand Hasan Salihamidziˇc´ satt, will über seine Kompetenzen und Ideen nicht streiten müssen. Wer mit dem FCB sieben Titel in zwei Jahren gewinnt, darunter das Triple im Vorjahr und die neunte Meisterschaft in dieser Saison vorausgesetzt, der hat alles richtig gemacht. Wer dann aus eigenen Stücken geht, ist eindeutig der Gewinner. Weil es einfach keinen besseren Augenblick gibt, weil man damit Größe zeigt. Vor allem, sein Schicksal selbst bestimmt.
Wie oft übersehen Trainer, Politiker, Sänger oder Sportler den rechten Augenblick des Absprungs? Wie oft quälen sie sich dann durch Tiefs, ringen um Ansehen oder Abfertigung? Der einstige Glanz ist, wenn andere die Trennung zu spät erklären, längst heilloser Enttäuschung gewichen.
Flick aber tickt laut „Bild“da anders. Der Coach aus Bammental bei Heidelberg ist ein Familienmensch, der Ruhe und Freizeit liebt. Allein damit wäre man zwar als Bayern-Trainer gescheitert, weil in München ein „dickes Fell“unerlässlich ist und eine gepflegte Streitkultur zur Job-Description zählt. Flick biss sich durch, weil der FCB sein Traum war, aber nur solange, wie er es wollte. Damit gewann er das Duell mit Salihamidziˇc,´ der völlig perplex zurückblieb.
Womöglich zog Flick auch jetzt schon so offensiv den Schlussstrich, weil sich nach der EM im Sommer eine Option öffnet. Er dürfte Joachim Löw, der nach dem WM-Triumph 2014 seinen (gütigen) Abschied definitiv um Jahre verpasst hat, als DFB