Konkurrenz belebt auch das Fußballgeschäft
Dividende oder Leidenschaft? Die Super League plagt die Fan-Seele. Noch.
Die Pläne zur neuen Super League spalten Fußball-Europa und befeuern Kontroversen zu verkaufter Tradition, verlorener Fankultur, verspielter Chancengleichheit und zerstörter Anmut des Spiels. Nur, ist tatsächlich alles negativ? Das Vorhaben von zwölf Großklubs, sich mit 3,5 Milliarden Euro Startkapital nach Vorbild einer US-Liga zu formieren, birgt – auch wenn es manch einer nicht glauben will – Chancen.
Für ärmere Klubs etwa, weil die Uefa Startplätze neu vergeben muss. Also Leeds oder vielleicht zwei österreichische Vereine in der Champions League kicken. Vielleicht kommen in der Super League nach US-Vorbild sinnvolle Gehaltslimits. Oder Draft-Regeln, die den Transfermarkt regulieren und geldgierigen Beratern einen Riegel vorschieben. Muss Fußball immer 90 Minuten dauern? Abwarten.
Wenn Corona die Sportwelt eines gelehrt hat, dann ist es die endgültige Gewissheit, dass jede Sparte ohne Fans vor Ort gedeiht, solang es Live-TV gibt. Es läuft längst nicht mehr die ewig verklärte Diskussion, ob Dividende wichtiger ist als Leidenschaft. Da stehen sich Uefa oder Fifa und Klubs ja um keinen Cent nach.
Die Super League ist vor allem dann interessant, wenn ein Konsens statt jahrelanger Rechtsstreits folgt. Dass diese Klubs in ihren Ligen, ihre Profis bei Nationalteams weiterspielen dürfen. Dann wäre nämlich wieder der Fan am Ball. Dann regeln Angebot und Nachfrage den Markt. Konkurrenz belebt eben jedes Geschäft.
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