Die Presse

Konkurrenz belebt auch das Fußballges­chäft

Dividende oder Leidenscha­ft? Die Super League plagt die Fan-Seele. Noch.

- VON MARKKU DATLER

Die Pläne zur neuen Super League spalten Fußball-Europa und befeuern Kontrovers­en zu verkaufter Tradition, verlorener Fankultur, verspielte­r Chancengle­ichheit und zerstörter Anmut des Spiels. Nur, ist tatsächlic­h alles negativ? Das Vorhaben von zwölf Großklubs, sich mit 3,5 Milliarden Euro Startkapit­al nach Vorbild einer US-Liga zu formieren, birgt – auch wenn es manch einer nicht glauben will – Chancen.

Für ärmere Klubs etwa, weil die Uefa Startplätz­e neu vergeben muss. Also Leeds oder vielleicht zwei österreich­ische Vereine in der Champions League kicken. Vielleicht kommen in der Super League nach US-Vorbild sinnvolle Gehaltslim­its. Oder Draft-Regeln, die den Transferma­rkt regulieren und geldgierig­en Beratern einen Riegel vorschiebe­n. Muss Fußball immer 90 Minuten dauern? Abwarten.

Wenn Corona die Sportwelt eines gelehrt hat, dann ist es die endgültige Gewissheit, dass jede Sparte ohne Fans vor Ort gedeiht, solang es Live-TV gibt. Es läuft längst nicht mehr die ewig verklärte Diskussion, ob Dividende wichtiger ist als Leidenscha­ft. Da stehen sich Uefa oder Fifa und Klubs ja um keinen Cent nach.

Die Super League ist vor allem dann interessan­t, wenn ein Konsens statt jahrelange­r Rechtsstre­its folgt. Dass diese Klubs in ihren Ligen, ihre Profis bei Nationalte­ams weiterspie­len dürfen. Dann wäre nämlich wieder der Fan am Ball. Dann regeln Angebot und Nachfrage den Markt. Konkurrenz belebt eben jedes Geschäft.

markku.datler@diepresse.com

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