Spielt Iran bei Atomdialog in Wien auf Zeit?
Teheran baut sein Atomprogramm massiv aus.
Die Iraner verfolgen eine Doppelstrategie. Während sie in Wien über eine Rückkehr zum Atomabkommen von 2015 verhandeln, bauen sie ihre Nuklearkapazitäten massiv aus. Das Regime in Teheran macht auch kein Geheimnis daraus: Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) stellten fest, dass der Iran in der unterirdischen Uran-Anreicherungsanlage Natanz seit Anfang April die Zahl der IR-2m-Zentrifugen von 696 auf 1044 und jener der IR-4-Zentrifugen von 174 auf 348 erhöht hat.
Das geht aus einem IAEOBericht vor, den die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. Demnach kündigte der Iran auch an, vier weitere Kaskaden der modernen IR-4Zentrifugen zu installieren. Erlaubt im Atomabkommen sind nur Maschinen des älteren IR-1-Typs. Doch der Iran reichert Uran-235 neuerdings auch auf 60 Prozent an, was schon nahe an die 90 Prozent herankommt, die für eine Atombombe nötig sind. Gestattet wären lediglich 3,67 Prozent.
USA lockern Sanktionen
Diplomaten vermuten bereits, dass der Iran auf Zeit spielt, um im Schatten der Wiener Gespräche sein Atomprogramm voranzutreiben. Trotzdem sollen kommende Woche die Verhandlungen am Ring weitergehen. Ziel ist es, dass die USA wieder ins Atomabkommen einsteigen. Wie US-Verhandler dem „Wall Street Journal“sagten, seien sie bereit, Terrorsanktionen gegen die iranische Zentralbank, die staatlichen Öl- und Tankergesellschaften und wichtige Wirtschaftszweige wie Stahl und Aluminium zu lockern. Der Iran will sich jedoch erst wieder an das Atomabkommen halten, wenn die USA alle seit 2017 verhängten Strafmaßnahmen aufgehoben haben. (ag./cu)