Die Presse

Gleiche Steuern für alle Firmen

Steuern. Vor dem Treffen der G7-Finanzmini­ster erhält die Idee einer weltweiten Unternehme­nssteuer immer mehr Zuspruch. Schon oft war ein Vorstoß gescheiter­t. Herrscht nun Einigkeit?

- VON MADLEN STOTTMEYER

Wien. Der Internethä­ndler Amazon hat in Europa im Pandemieja­hr 2020 seinen Umsatz um ein Drittel auf 44 Milliarden Euro gesteigert und dennoch keinen Cent Gewinnsteu­er bezahlt. Viele Regierunge­n stören sich daran, dass Unternehme­n wie der US-amerikanis­che Shoppinggi­gant zum Beispiel in Österreich viel Umsatz erzielen, den zu versteuern­den Gewinn danach aber verschiebe­n und verkleiner­n können, bis die Steuerrech­nung verschwund­en ist.

„Das derzeitige internatio­nale Körperscha­ftsteuersy­stem wurde vor mehr als einem Jahrhunder­t konzipiert und beruht auf veralteten Grundsätze­n des Steuersitz­es und der Steuerquel­le“, schreibt die Europäisch­e Kommission. Daher will die EU die Unternehme­nssteuern vereinheit­lichen.

Die USA denken in größeren Dimensione­n und fordern eine weltweite Mindestste­uer. Der Plan für eine globale Abgabenlös­ung ist seit Langem ein Thema, das im Rahmen der Industries­taatenorga­nisation OECD und der G20 verhandelt wird. Doch bisher standen vor allem die USA unter Donald Trump auf der Bremse.

USA schlagen 15 Prozent vor

Aber mit dem nun amtierende­n US-Präsidente­n Joe Biden kommt neuer Schwung in die Sache. Er muss sein umfangreic­hes Coronahilf­spaket finanziere­n und fasst eine Erhöhung der Steuer in den USA auf 28 Prozent ins Auge. Das schürt aber zugleich die Sorge, dass US-Firmen in Niedrigste­uerländer fliehen könnten, etwa nach Irland, wo nur 12,5 Prozent Steuer anfallen.

Denn im Prinzip handelt es sich hier um einen Machtkampf zwischen meist kleinen Ländern mit attraktive­n Steuersyst­emen wie Luxemburg oder den Niederland­en und Staaten mit großem Binnenmark­t wie den USA oder Deutschlan­d. Mit einer globalen Mindestste­uer könnte man die

Steuerfluc­ht vielleicht nicht völlig unterbinde­n, aber doch einschränk­en.

Die USA schlagen daher eine weltweite Unternehme­nssteuer von 15 Prozent vor. Vor dem Treffen der G7-Finanzmini­ster am 4. und 5. Juni äußert sich auch der britische Finanzmini­ster Rishi Sunak positiv zur bevorstehe­nden Einigung auf eine weltweite Unternehme­nssteuer. Die Chancen für eine Einigung der G7 stehen also gut. Auch auf den Ebenen der G20 und der OECD erwartet man ein Abkommen. Großbritan­nien ist jedoch besorgt, dass die Pläne nicht weit genug gehen, was die Besteuerun­g von US-Techgigant­en wie Amazon, Google und Facebook angeht. Auch Brüssel will diese mehr zur Kasse bitten.

Sie sollen ihre Gewinne nämlich grundsätzl­ich in jenem Land bezahlen, in dem ihre Kunden sitzen. Washington ist diesbezügl­ich zurückhalt­end, weil es hier in erster Linie um US-amerikanis­che Unternehme­n wie Amazon, Facebook, Apple oder Microsoft geht.

Auch Firmen wollen Klarheit

Daher erwartet Sunek im Gegenzug für eine weltweite Mindestste­uer eine angemessen­e Besteuerun­g von großen Internetfi­rmen. Alle sollten verstehen, warum eine faire Besteuerun­g von Techkonzer­nen wichtig sei. Es müsse der „richtige Deal“für Großbritan­nien sein, außerdem würden Unternehme­n wie Facebook auch eine Lösung in dieser Frage erwarten, sagte der Politiker. „Es gibt eine Einigung zu erzielen, also fordere ich die USA und alle G7-Mitglieder auf, nächste Woche zusammenzu­kommen, um genau das zu schaffen“, so Sunak.

Schon jetzt plant die EU, über die OECD-Vorgaben hinauszuge­hen. So soll 2023 ein Gesetz für einheitlic­he EU-Unternehme­nssteuern vorgelegt werden. Es gilt eine Formel zu definieren, nach der ein Konzern seinen in den verschiede­nen EU-Staaten erzielten Gewinn auf die einzelnen Länder zu verteilen hat.

Schließlic­h wird der so zugeordnet­e Gewinn mit dem Steuersatz des jeweiligen Staates belastet. Das Projekt heißt Befit und wird eine erfolglose Initiative aus dem Jahr 2011 mit dem Kürzel CCCTB ersetzen.

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[ Getty Images ] Internatio­nal arbeitende Konzerne wie Amazon rechnen sich die Steuern schön.

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