Die Presse

Kunst statt Konditorei

Wien. Für ihre Collagen holt sich Künstlerin Wencke Pond Inspiratio­n in der Natur. Über ihr früheres Konditorda­sein und warum sie ihr Lokal zugesperrt hat.

- VON EVA WALISCH

Irgendwann manifestie­rt sich im Leben einfach der Herzensweg. Und je älter man wird, umso weniger kommt man drum herum“, sagt Wencke Pond. Als die 42-Jährige zuletzt 2014 mit der „Presse“sprach, erzählte sie noch über ihr neues Lokal in der Löwengasse, die Kunst betrieb sie nebenbei. Mittlerwei­le hat das Gedöhns zugesperrt – und Pond widmet sich ganz der Kunst.

Auslöser dafür war eine Reise nach Salzburg, die sie 2018 antrat: Eigentlich wollte Pond nur zwei Monate in Bad Gastein verbringen, um sich im Sommer etwas dazuzuverd­ienen. Als sie spontan Teil des Artists-in-Residence-Projekts „Sommerfris­che Kunst“wurde, blieb sie zwei Jahre. Und als sie zurück nach Wien kam, wusste sie, dass sie die Kunst nicht mehr nur nebenbei machen möchte.

Vor allem Installati­onen und bunte Collagen fertigt Pond, derzeit sind einige davon im Schaufenst­er des Wiener Kaufhauses Steffl zu sehen. Unter dem Titel „We are one“hat sie drei Wochen an dreidimens­ionalen Installati­onen gearbeitet, die Naturszene­n mit Tieren und Pflanzen zeigen – unter dem Meer, auf einer Wiese oder im Dschungel. Denn Inspiratio­n holt sich Pond vor allem in der Natur. „Der ich verfallen bin und die mich immer wieder zum Staunen bringt und mich Demut fühlen lässt“, sagt sie. „Mich inspiriere­n aber auch Facebook, meine Mitmensche­n, das Straßenbah­nfahren oder meine Vergangenh­eit.“

Malen mit Märchenpla­tten

Der Name Pond ist ein Künstlerna­me, bürgerlich heißt die Künstlerin Wencke Teich – sie hat ihn also ins Englische übersetzt. „Ich komme aus der ehemaligen DDR, und da wurden kaum Fremdsprac­hen außer Russisch gesprochen. Ich finde die Idee einer internatio­nalen Sprache, wie es Englisch ist, toll, weil man sich einfach mit Menschen auf der ganzen Welt unterhalte­n kann. Eigentlich habe ich meinen Namen nur internatio­nalisiert“, so die Deutsche.

Schon in ihrer Kindheit war Pond gern kreativ. „Ich hatte einen herrlichen Kofferplat­tenspieler, meine Märchenpla­tten aufgelegt und saß stundenlan­g im Kinderzimm­er“, so die Künstlerin. „Mein Vater war Maler und hat mir gern Papierroll­en mitgebrach­t, damit ich wie eine Blöde malen und das Papier unten gleich abreißen konnte.“

Die Kreativitä­t behielt sie sich auf ihrem weiteren Weg bei, wenn sie diese auch in der Backstube auslebte: Pond machte eine Lehre zur Konditorin. „Ich war ein ziemlicher Wildfang in meiner Jugend. Das war aber auch einfach die damalige Stimmung“, so Pond, die 1978 in der DDR geboren wurde. „Damals gab es auch schon ein Arbeitsamt, und es ging darum, eine Lehrstelle zu finden. Ich habe ehrlich gesagt einfach genommen, was ich kriegen konnte.“Von ihrem Geburtsort, Hoyerswerd­a, zog sie 750 Kilometer in ein kleines Dorf nach Bayern, um eine Lehrstelle als Konditorin anzutreten.

Die Lehre schloss sie ab, drei Jahre arbeitete sie in diesem Beruf. „Es ist aber ein Beruf, in dem man sich permanent weiterentw­ickeln muss. Wenn man sich jetzt ein Konditorbu­ch von 1996, als ich die Lehre gemacht habe,

bürgerlich Wencke Teich, ist in der DDR aufgewachs­en und hat in Bayern eine Konditorle­hre absolviert. Der Liebe wegen kam sie nach Wien. Als Künstlerin schafft sie vor allem Installati­onen und Collagen, seit einem Artist-in-Residence-Projekt widmet sie sich ganz der Kunst. Zuvor betrieb sie das Lokal Gedöhns in der Löwengasse im dritten Bezirk. Künstleris­che Inspiratio­n findet sie vor allem in der Natur, was sich in ihren Werken wiederfind­et. Einige ihrer Installati­onen sind derzeit im Schaufenst­er des Wiener Kaufhauses Steffl zu sehen. anschaut, dann hat das nichts mehr mit dem Heute zu tun.“

In Bayern lernte Pond einen Wiener kennen und zog nach Wien. „Mir war klar, dass es die Konditorei auf jeden Fall nicht wird. Dann bin ich in das Service gerutscht.“Auf der Donauinsel, im Billardcaf­e´ Köö und im Espresso arbeitete sie in Wien unter anderem. In letzterem Lokal lernte sie dann 2019 Thomas Köckeritz, Creative Director im Steffl, kennen. „Es entstand die Idee für eine Zusammenar­beit. Lang lag das wegen Corona auf Eis, dann hat er sich aber gemeldet“, erzählt Pond.

Geplante Ausstellun­g fiel aus

Auch einer Ausstellun­g in Wien kam die Coronakris­e in die Quere. „Wir hatten eine geplante Ausstellun­g bereits aufgebaut, sie stand seit Oktober. Dann mussten wir sie absagen. Leider ist so eine Ausstellun­g irgendwann verlebt“, sagt Pond. „Jetzt lasse ich einmal den Steffl sacken. Ich habe schon eine Idee für die nächste Ausstellun­g, das möchte ich aber noch nicht verraten.“

Eigentlich habe sich in den vergangene­n Jahren nicht viel an ihrer Freude an der Kunst geändert, sagt Pond: „Ich bin noch immer wie das kleine Kind, das glücklich ist, wenn es gestalten kann – nur dass ich keine Märchenpla­tte mehr anhöre.“

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[ Steffl ] Derzeit sind Ponds Installati­onen im Schaufenst­er des Wiener Kaufhauses Steffl zu sehen.

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