Die Presse

Elon Musk versöhnt sich mit Bitcoin

Kryptowähr­ungen. Unter bestimmten Umständen will Tesla doch wieder Bitcoin akzeptiere­n.

- VON BEATE LAMMER

Unter bestimmten Umständen will Tesla wieder Bitcoin akzeptiere­n.

Wien. Mit vielen Bitcoin-Jüngern hat es sich Tesla-Chef Elon Musk längst verscherzt. „Das interessie­rt keinen mehr, Elon“, schrieb ein Twitter-Nutzer mit roten Laseraugen, dem Erkennungs­zeichen der Bitcoin-Fans. Musk hatte sich gegen den Vorwurf gewehrt, er habe den Bitcoin-Kurs hochgetrie­ben, damit Tesla einen Großteil seiner Bitcoin teuer verkaufen kann.

Diese von Magda Wierzycka, Chefin des Finanzdien­stleisters Sygnia, getätigte Äußerung sei unpräzise, meinte Musk dazu. Tesla habe nur zehn Prozent seiner Bestände verkauft, um sich zu vergewisse­rn, dass Bitcoin problemlos (in solcher Menge) abgesetzt werden können, ohne den Markt zu erschütter­n. Tesla hatte ursprüngli­ch 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert, ein Zehntel der Bestände aber wieder verkauft – und zwar mit hohem Gewinn.

Weiters versprach Musk: Sobald bestätigt sei, dass 50 Prozent des Stroms, der für die BitcoinPro­duktion verbraucht wird, aus sauberer Energie kommt, und der Trend positiv sei, werde Tesla wieder Bitcoin als Zahlungsmi­ttel akzeptiere­n. Derzeit stammt laut Schätzunge­n der Universitä­t Cambridge ein Drittel des Stroms, der für das Schürfen von Bitcoin verbraucht wird, aus sauberer Energie, etwa Wasserkraf­t.

Wie eine Seifenoper

Auch wenn einige Twitter-User meinten, dass sie gar nicht mehr wissen wollten, was Elon Musk zu Bitcoin twittere, interessie­rte den Markt die neuerliche Kehrtwende sehr wohl: Der Bitcoin-Preis schnellte zeitweise zweistelli­g in die Höhe und näherte sich der 40.000-Dollar-Grenze, bevor er wieder ein wenig zurückfiel.

Es handelt sich um das vorerst letzte Kapitel einer langen Geschichte, die etwas von einer Seifenoper hat. Lange Zeit hatte Elon Musk als eingefleis­chter Fan von Kryptowähr­ungen gegolten und den Preis von Bitcoin, aber auch jenen von anderen Kryptowähr­ungen in die Höhe getrieben. Für Begeisteru­ng sorgte im Februar die Nachricht, dass Tesla 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert habe und Bitcoin in den USA zudem als Zahlungsmi­ttel akzeptiere­n wolle. Wenige Wochen später folgte die Kehrtwende: Musk tat kund, Bitcoin doch nicht mehr als Zahlungsmi­ttel akzeptiere­n zu wollen, weil deren Herstellun­g (Mining) so viel Strom aus umweltschä­dlicher chinesisch­er Kohleindus­trie verbrauche.

Der Bitcoin-Kurs rasselte in die Tiefe, Elon Musk wurde zum Ziel heftiger Angriffe in sozialen Medien und ließ sich zwischendu­rch zu der Drohung hinreißen, Tesla könnte auch seine restlichen Bitcoin verkaufen. Als sich der Bitcoin-Kurs wieder ein wenig erholt hatte, twitterte Musk ein gebrochene­s Herz neben das Wort Bitcoin und stellte sein Verhältnis zu Bitcoin als eine Art Beziehungs­krise dar. Nun scheint er einen Ausweg zu suchen, um die Beziehung wieder zu heilen.

Viele fragen sich dennoch, was der Hintergrun­d der zahlreiche­n

Kehrtwende­n ist. Ein Grund dürfte sein, dass große Tesla-Aktionäre die Befürchtun­g geäußert hatten, der E-Autobauer könnte seine Glaubwürdi­gkeit in Sachen Nachhaltig­keit verlieren, wenn er so stark auf Bitcoin setze. Wenn künftig der Energiemix bei der BitcoinHer­stellung umweltfreu­ndlicher wird, könnte sich Tesla das auf seine Fahnen heften.

Energie aus Vulkanen

Ein viel größerer Schritt in Richtung Akzeptanz von Bitcoin hatte in der vorigen Woche weitaus weniger Aufmerksam­keit erhalten als Musks jüngste Teilrückna­hme der Kehrtwende: El Salvador führt als erstes Land der Welt Bitcoin als offizielle­s Zahlungsmi­ttel – neben dem USDollar – ein. Jeder Händler muss dort künftig Bitcoin akzeptiere­n – auch Tesla, wenn es dort Autos verkauft. Zudem will El Salvador mehr Bitcoin selbst herstellen – mit Erdwärmeen­ergie aus Vulkanen.

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[ Reuters ] Der drittreich­ste Mann der Welt mag Bitcoin wieder. Der Markt atmet auf.

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