Die Presse

Israels neue, bunte, vielstimmi­ge Regierung

Ministerli­ste. Sieben der acht Parteichef­s sind im Kabinett vertreten. Neuer Außenminis­ter ist Yair Lapid.

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Wien/Jerusalem. Als Benjamin Netanjahu nach seiner Wahlnieder­lage 1999 erstmals sein Büro als Premier räumen musste, trat er Nachfolger Ehud Barak mit einem Glas Rotwein entgegen. So amikal ging es am Montag beim Machtwechs­el in Jerusalem nicht zu. Das Verhältnis zu Bennett ist vergiftet.

Beim Empfang in der Residenz von Präsident Reuven Rivlin war die Atmosphäre indes gelöst. Der Staatschef zeigte sich zufrieden, dass vor Ende seiner Amtszeit im Juli die Regierungs­krise zumindest vorläufig ad acta gelegt war.

Dem Anschein nach verstehen sich die Akteure der Anti-Netanjahu-Allianz aller ideologisc­hen Differenze­n zum Trotz, allen voran die Freunde Naftali Bennett (Yamina) und Yair Lapid (Yesh Atid). Ihr Schicksal im Kabinett Netanjahu hat sie 2013 zusammenge­schweißt.

US-Präsident Joe Biden meldete sich kurz nach der Angelobung bei Premier Bennett. Außenminis­ter Lapid – der ihm im August 2023 planmäßig als Premier folgen soll – will zuerst das Verhältnis zu den US-Demokraten reparieren.

Mit Ausnahme von Raam-Chef Mansour Abbas bekleiden alle Parteichef­s ein Ministeram­t. Finanzmini­ster Avigdor Lieberman (Israel Beitenu) fokussiert sich aufs Budget. Innenminis­ter Ayelet Shaked (Yamina) und Justizmini­ster Gideon Saar (Neue Hoffnung) kümmern sich um Reformen, Verkehrsmi­nisterin Merav Michaeli (Arbeitspar­tei) widmet sich dem Ausbau der Infrastruk­tur. Und Verteidigu­ngsministe­r Benny Gantz (Blau-Weiß) bleibt als einziger im Amt. In einer Machtteilu­ng mit Netanjahu wäre er im November gar zum Premier avanciert. (vier)

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