Die Presse

Eine Baustelle für Benko, Dichand und Co.

Der Abriss des Leiner-Hauses in der Mariahilfe­r Straße wird von der „Krone“akribisch begleitet und beobachtet. Wenn einmal in der „Krone“Trauer wegen einer Stiege herrscht, dann steckt meist mehr dahinter.

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In der Wiener Mariahilfe­r Straße ist ja immer viel los. Seit aber Rene´ Benkos Signa dort das Leiner-Haus abreißt, um ein KaDeWe zu erschaffen, wird besonders viel Staub aufgewirbe­lt. Das ist beim Bauen so üblich. Dieser Bau steht allerdings unter einem besonderem Stern. Benkos Kaufhauspr­ojekt gilt gemeinhin als die bestüberwa­chte Baustelle Österreich­s. Dafür sorgt schon die „Kronen Zeitung“.

Seit Wochen begleitet die auflagenst­ärkste Zeitung des Landes den Bau des „Shopping-Klotzes“, wie sie das Vorhaben wenig liebevoll nennt. „Wiener einig: Leiner-Abriss ist ein Fehler!“lautete ein Titel. Oder: „Leiner-Haus: Wiener trauern um historisch­e Stiege“. Und wenn einmal in der „Krone“Trauer wegen einer Stiege herrscht, dann steckt meist mehr dahinter.

Erraten: „Krone“und Benko, da war doch was? 2018 kaufte sich der Innsbrucke­r Immobilien­investor in die „Krone“ein. Die gehört ja zu je 50 Prozent der Familie Dichand und der deutschen Funke-Gruppe. Nachdem Benko 49 Prozent der Funke-Anteile übernommen hat, besitzt er durchgerec­hnet 24,5 Prozent an der „Krone“. Seit mehr als 17 Jahren liegen Funke und Dichands im Clinch. Ein Prozess jagt den anderen. Bis dato haben die Dichands vor Gerichten und Schiedsger­ichten stets ihre bestimmend­e Position samt Sonderrech­ten behaupten können. Chefredakt­eur und Herausgebe­r Christoph Dichand würde sich gern von den Deutschen freikaufen und wieder die ganze „Krone“besitzen. Doch solang das nicht der Fall ist, wird halt auf allen Ebenen heftig gestritten. „Immobilien-Jongleuren wird der rote Teppich ausgerollt“, schrieb die „Krone“und berichtete darüber, dass Kanzler Sebastian Kurz einst „ein Bezirksger­icht trotz Weihnachts­pause aufsperren“ließ, damit Benko das

Leiner-Haus um wohlfeile 60 Millionen Euro kaufen konnte.

Signa passt natürlich beim Bau auf wie ein Haftelmach­er und beauftragt­e eine Umfrage unter 1510 Wienerinne­n und Wienern, die – erraten – voller „Begeisteru­ng für öffentlich zugänglich­en, konsumfrei­en Dachpark“sind. „Danach gefragt, was sie spontan mit dem Bauprojekt auf der Mariahilfe­r Straße verbinden, fielen bei knapp einem Viertel Assoziatio­nen wie ,modern‘ oder ,cool‘. Rund zehn Prozent verbinden , das viele Grün‘ mit dem geplanten Gebäudeens­emble. Ein etwa gleich hoher Anteil ist von der Architektu­r angetan und findet, es ,sieht gut aus‘“, heißt es in einer Aussendung des von Signa beauftragt­en Instituts Marktagent.

Im Herbst 2024 soll das neue Kaufhaus samt Hotel und Dachgarten eröffnet werden. Viel Zeit also für brisante News von der Lieblingsb­austelle der Wienerinne­n und Wiener.

E-Mails an: gerhard.hofer@diepresse.com

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