Die Presse

Konjunktur schiebt Ölpreise an

Rohstoffe. Brent und WTI kletterten am Montag auf Mehrjahres­hochs.

- VON NICOLE STERN

Wien. Der Ölpreis erlebt dieser Tage so etwas wie ein Comeback. Mussten Ölhändler im April 2020 noch dabei zusehen, wie der Preis erstmals in der Geschichte ins Minus drehte, geht es seither ausschließ­lich bergauf. In den vergangene­n zwölf Monaten betrug das Plus bei der Nordseesor­te Brent 89 Prozent, seit einem Monat, wie auch seit einer Woche sind die Vorzeichen ebenfalls positiv. Nicht viel anders sieht es bei der US-Sorte WTI aus, die im selben Zeitraum weitaus größere Ausschläge nach oben verbuchte.

Diese Entwicklun­g führte am Montag nun dazu, dass die Ölpreise neue Mehrjahres­hochs erreichten. Ein Barrel (159 Liter) Brent kostete im frühen Handel über 73 Dollar und damit so viel wie seit rund zwei Jahren nicht. Für die US-Sorte West Texas Intermedia­te waren rund 71 Dollar zu bezahlen, das war zuletzt im Oktober 2018 der Fall. Der Irak als zweitgrößt­er Produzent des Ölkartells Opec glaubt an einen Preis zwischen 68 und 75 Dollar in der zweiten Jahreshälf­te. Die globalen Impffortsc­hritte sowie die damit verbundene Rückkehr des globalen Handels sorgen für mehr Nachfrage und deutlich höhere Preise bei dem für die Wirtschaft so wichtigen Schmiermit­tel.

IEA: Mehr Öl soll fließen

Erst am vergangene­n Freitag hatte die Internatio­nale Energieage­ntur (IEA) dem Weltölmark­t einen hervorrage­nden Zustand bescheinig­t. Die Organisati­on rechnet schon in der zweiten Jahreshälf­te 2022 damit, dass die Nachfrage nach Rohöl wieder ihr Rekordnive­au von 2019 erreichen wird. Damals war sie bei rund 100 Mio. Barrel pro

Tag gelegen. Im Zuge der Coronakris­e hatte die IEA ihre Nachfragep­rognose gekappt und erstmals seit zehn Jahren einen Rückgang des Ölhungers in Aussicht gestellt.

Ein wichtiger Abnehmer der Industrie ist die Luftfahrt, die im Vorjahr kaum vom Boden kam. Doch gerade hier scheint Verbesseru­ng in Sicht. Erstmals seit März 2020 flogen in den USA zuletzt wieder mehr als zwei Millionen Menschen an einem Tag. Doch um den allseits steigenden Bedarf zu decken, muss auch ausreichen­d Öl den Weg an die Erdoberflä­che finden. Weshalb die IEA an das Ölkartell Opec und seine Verbündete­n appelliert, die Produktion hochzufahr­en. Die 23 Staaten, die der Opec+ angehören, begrenzen seit Längerem ihre Förderung, um die Preise zu stabilisie­ren. In den vergangene­n Monaten wurde die Produktion schrittwei­se ausgeweite­t, ab Juli soll erneut mehr Öl fließen. Wie es mit den Mengen in der zweiten Jahreshälf­te aussieht, ist aber noch unklar. Dazu ließ sich die Opec Anfang Juni nicht in die Karten schauen. Auch der Anstieg der US-Ölprodukti­on dürfte noch einige Zeit lang verhalten ausfallen.

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