Sputnik V zur Selbstabholung
Slowakei. Wegen geringer Nachfrage will Bratislava den Großteil der in Russland bestellten Impfdosen verkaufen oder verschenken.
Bratislava. Wegen geringer Nachfrage aus der Bevölkerung will die Slowakei 160.000 Dosen des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V verkaufen oder verschenken. Der Impfstoff werde voraussichtlich an Länder des Westbalkans abgegeben, hieß es in einem entsprechenden Regierungsbeschluss am gestrigen Mittwoch.
Die Slowakei setzt den Vektorimpfstoff trotz fehlender Zulassung durch die europäische Arzneimittelagentur (eMA) ein. Der frühere Regierungschef und jetzige Finanzminister Igor Matovicˇ hatte 200.000 Dosen des Präparats aus Russland gekauft, deren Haltbarkeit im Sommer ausläuft. Die Bestellung erfolgte ohne Absprache mit Matovicsˇ Koalitionspartnern, woraufhin die Regierung ende März zusammenbrach.
„Niederträchtige Kampagne“
Für den Flop mit Sputnik V machte der exRegierungschef in sozialen Medien eine „dreimonatige niederträchtige Kampagne“verantwortlich. er selbst hatte sich aber auch nicht mit dem Wirkstoff impfen lassen wollen. Als Minister müsse er viel reisen, und das Vakzin sei nicht in allen Ländern anerkannt, lautete Matovicsˇ Begründung.
Das Interesse der Bevölkerung an dem russischen Impfstoff war von Anfang an gering. Regierungsangaben zufolge haben bisher 14.214 Bürger eine Sputnik-Impfung beantragt, 8004 von ihnen haben sie bereits bekommen. Insgesamt haben gut zwei Millionen der 5,5 Millionen Slowaken mindestens eine Corona-Impfung erhalten, vollständig geimpft waren zuletzt rund 25 Prozent.
Ob Sputnik V in der eU jemals zugelassen wird, ist derzeit nicht klar. Aus deutschen Regierungskreisen hatte es zuletzt geheißen, dass Russland bisher nicht die nötigen Daten der klinischen Studien bei der europäischen Arzneimittelbehörde eMA eingereicht habe. Der russische Staatsfonds RDIF, der Sputnik V vertreibt, bezeichnete die Information dagegen als falsch. Alle nötigen Daten über die Klinikstudien seien vorgelegt und hätten eine positive Kommentierung bekommen. In der eU wurde die russische Impfung bis dato nur in Ungarn und der Slowakei eingesetzt. (ag.)