Die Schule entdeckt jetzt den Laptop
Digitale Schule. 150.000 Geräte werden ab Herbst verteilt. Der Weg zum digitalen Klassenzimmer ist aber noch weit: Pädagogen und Schulen müssen sich erst darauf vorbereiten.
Wien. Nur die Schule hatte sich geändert, die Botschaft war – wie bei der Pressekonferenz vor genau einem Jahr – am Mittwoch dieselbe: 150.000 Schüler im Land erhalten im kommenden Schuljahr Laptops bzw. Tablets.
Kanzler Sebastian Kurz und Bildungsminister Heinz Faßmann (beide ÖVP) freuten sich bei ihrem Schulbesuch über die Vollendung des Acht-Punkte-Plans, den sie im Juni 2020 in der HTL Maygasse angekündigt hatten. Im BG/BRG Diefenbachgasse verkündeten sie nun dessen Erfüllung.
Was ändert sich im kommenden Schuljahr für die Schüler?
Alle Klassen der 5. und 6. Schulstufe erhalten an jenen Standorten, die sich am Beschaffungsprozess beteiligt haben (93 Prozent bzw. 1502 Schulen), im Laufe des Wintersemesters Laptops oder Tablets.
Die Wahl der Geräte, die die Schulen selbst treffen konnten, fiel auf Windows-Notebooks (42 Prozent), gefolgt von iPadOS-Tablets (27 Prozent), Windows-Tablets (22 Prozent), Chromebooks (fünf Prozent) sowie jeweils zwei Prozent Android- sowie refurbished (gebrauchte und erneuerte) Tablets.
„Es freut mich extrem“, sagte Kurz, der damit „die größte Digitalisierungsoffensive“im Bildungsbereich meinte. 250 Millionen Euro werden dafür in die Hand genommen. „Das wird unserem ganzen Land einen wichtigen Schub geben.“Auch Faßmann klang euphorisch: „Das Übertreiben ist nicht meines. Aber tatsächlich ist das die größte Investition seit der Einführung des Schulbuchs.“
Was ändert sich für die Pädagogen ab Herbst?
Auch alle Lehrer der Bundesschulen, die in den digitalen Klassen unterrichten, erhalten im Herbst
Geräte. Die Pädagogen im Pflichtschulbereich werden ebenfalls von den (meisten) Ländern mit Geräten ausgestattet. Damit werde etwas umgesetzt, das in „Ministerien und Unternehmen normal ist“, sagte Faßmann. Nämlich: „Der Arbeitgeber stellt dem Arbeitnehmer ein Arbeitsgerät zur Verfügung.“
Um die „Arbeitnehmer“in den Schulen auch IT-fit zu machen, werden ihnen seit dem vergangenen Sommer MOOCs (Massive Open Online Courses) und Fortbildungen angeboten. 30.000 Pädagogen (von insgesamt 120.000) haben diese bereits absolviert.
Wie sieht der Alltag im „digitalen Klassenzimmer“aus?
Die Arbeit mit den Laptops soll den Unterricht begleiten bzw. erweitern. Durch die Einführung des Portals digitale Schule (PoDS) gibt es künftig eine einheitliche Plattform, auf der Schüler, Lehrer und Eltern miteinander kommunizieren können. Eine Frühwarnung wird dann etwa nicht mehr ausgedruckt und dem Schüler mit nach Hause gegeben, sondern – für alle Beteiligten einsehbar – online hochgeladen. Die Pädagogen können über ein Mobile-Device-Management den Desktop der Schüler auf das Whiteboard legen und steuern. Persönliche Bereiche (Messengerdienste, E-Mail etc.) sind aber vom externen Zugriff geschützt.
Wie bereiten sich die Schulen auf die Umstellung vor?
Damit der digitale Unterricht reibungslos funktioniert, müssen die Schulen bis Herbst die erforderliche IT-Infrastruktur zur Verfügung stellen, sprich: Internetanschlüsse und WLAN einrichten. Die Schulleitungen verfassen zudem Digitalisierungskonzepte, die sie in ihre Schulentwicklungspläne integrieren müssen. Bis 2023 sollen dann alle Bundesschulen mit Glasfaserinternet ausgestattet sein, was Faßmann „großartig“findet. Ein Wermutstropfen dabei ist, dass der Ausbau in den Pflichtschulen „noch länger dauern“wird.
Was kommt auf die Erziehungsberechtigten zu?
Einen Teil der Zeche müssen die Eltern übernehmen: Auf den Selbstbehalt von 25 Prozent habe Faßmann „Wert gelegt“. Dafür gehen die Geräte in das Eigentum der Schüler über. Um Befreiung kann ab der Auslieferung ersucht werden. Details dazu folgen im Spätsommer.
Gibt es auch Schulen, die an der Aktion nicht teilnehmen?
Man habe die Schulen nicht „zwangsbeglücken“wollen, erklärte Faßmann den Umstand, dass 120 Schulen an der Digitaloffensive vorerst nicht teilnehmen. In Tirol und im Burgenland sind 100 Prozent aller Schulen dabei, in Vorarlberg nur 82 Prozent. „Der Westen ist halt manchmal skeptisch, was da aus dem Osten kommt“, sagte Faßmann ironisch.