Die Presse

„Götter in Weiß“sehen Machtverlu­st

Gesundheit. Protest der Ärztekamme­r gegen Kompetenza­bgabe durch Gesetzesno­velle.

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Wien. Um einen Sarg herum versammelt­en sich am Mittwoch rund 100 Ärztevertr­eter zu einem Protestzug durch die Stadt – demonstrat­iv in dunkler Kleidung. Grund für den Trauermars­ch der Österreich­ischen Ärztekamme­r: die jüngste Ärztegeset­z-Novelle. Mit dieser sei ein bewährtes System zu Grabe getragen worden.

Vergangene Woche im Nationalra­t beschlosse­n, verliert die Ärztekamme­r damit die Zuständigk­eit für Ärzteausbi­ldung und Qualitätss­icherung. Bisher wurde die Qualitätsk­ontrolle in Arztpraxen durch die ÖQMed GmbH, ein Tochterunt­ernehmen der Kammer, durchgefüh­rt. Damit würden sich Mediziner quasi selbst kontrollie­ren, hatten unter anderem Patientena­nwälte kritisiert. Die Ärztekamme­r spricht jedoch von einer „objektiven Instanz“.

Die Ärzteausbi­ldung soll nun künftig im Verantwort­ungsbereic­h der Länder liegen. Das System der Qualitätss­icherung wandert zum Bund. Es soll bis zum 30. Juni 2022 evaluiert werden – unter Einbeziehu­ng der Länder, der Sozialvers­icherung und der Ärztekamme­r.

„Bösartig und sinnlos“

Das Ziel des Protestzug­s am Mittwoch war ein Hotel am Rennweg, wo eine Vollversam­mlung der Kammer tagte. Präsident Thomas Szekeres fasste dort in einer Pressekonf­erenz die Kritikpunk­te zusammen. Die Gesetzesän­derung sei „bösartig und sinnlos“, es gehe nur darum, der Ärztekamme­r Kompetenze­n zu entziehen.

Man befürchte, dass sich die Ausbildung verschlech­tere. „Die Konsequenz­en werden gravierend und zum Nachteil der Patientinn­en und Patienten sein“, so Szekeres. Es gehe um Kompetenze­n, „die unserer Meinung nach nur Ärzten zustehen“, denn auch Techniker würden nur von Technikern, Bäcker nur von Bäckern ausgebilde­t.

Nach einer Entscheidu­ng des Verfassung­sgerichtsh­ofs hätten sich die Gesundheit­slandesrät­e zusammenge­tan, um sich bei der Ausbildung mehr Macht und Einfluss zu sichern, so Szekeres. Mit Kritik am grünen Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein, selbst lange Ärztekamme­r-Funktionär, hielt sich Szekeres übrigens zurück – der Minister habe sich um Konsens bemüht. (wal/APA)

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