ELGA als „Betriebssystem“des Gesundheitswesens
ELGA steht für „elektronische Gesundheitsakte“und stellt ein Informationssystem dar, das Personen und deren behandelnden Ärzten, Spitälern, Pflegeeinrichtungen sowie Apotheken den Zugang zu Gesundheitsdaten erleichtert. ELGA vernetzt Daten wie z. B. Befunde, die bei unterschiedlichen Gesundheitseinrichtungen entstehen, und stellt sie über eine Verlinkung elektronisch zur Verfügung. Bereits 2006 wurde mit der Entwicklung begonnen, der Start der Anbindung öffentlicher Krankenhäuser erfolgte Ende 2015, die e-Medikation als Anwendung ist seit Herbst 2019 flächendeckend im niedergelassenen Bereich (Apotheken und Kassenordinationen) ausgerollt. Das Ziel von ELGA lautet: Steigerung der Qualität, der Effektivität und der Effizienz der gesundheitlichen Versorgung.
Was gut klingt, stößt sich in der aktuellen Praxis an einer Reihe von Problemen. Ärzte, andere Gesundheitsfachpersonen und Patienten beklagen die geringe Nutzerfreundlichkeit. Kritiker befürchten wiederum, dass bei der Verwendung von personenbezogenen Daten Gefahren für die Privatsphäre entstehen.
„Leider vermengen sich bei diesem so wichtigen Thema sachliche Kritiken mit Mythen, die auf Basis von Ängsten und Unkenntnis basieren“, bemerkt dazu Digital-HealthExperte Reinhard Riedl, der diesen Umstand zum Anlass genommen hat, in Kooperation mit Experten des Technikum Wien und des Vereins Digital Society, ein Policy Paper zu verfassen. „Wir zeigen darin die Nutzungsszenarien auf, wie ELGA in den nächsten Jahren so weiterentwickelt werden kann, dass es zu einem Backbone der Digital Health in Österreich wird.“
Wichtigstes Fazit des Policy Papers: Wird ELGA als Betriebssystem für digitale Dienste in der Gesundheitsversorgung verstanden, gibt es zahlreiche zukunftsweisende Nutzungsszenarien. Die entscheidende Eigenschaft von ELGA ist laut Experten, dass es Basisfunktionalitäten zur Verfügung stellt, mit denen Daten dort verfügbar gemacht werden können, wo sie im Gesundheitswesen benötigt werden – und dies, ohne dass Unbefugte Datenzugriff bekommen können. So wird die Grundlage für ein informationsorientiertes Gesundheitswesen geschaffen, dass die im System vorhanden Daten mit geringem Aufwand datenschutzkonform für Forschung und Versorgung nutzen kann. Natürliche Nutzungsszenarien für ELGA finden sich in Diagnose, Therapie, der Erstellung von Registern und weitergehender Zweitnutzung von Daten, insbesondere in der Epidemie-Bekämpfung. Richtig ist laut Policy Paper aber auch, dass ELGA in der Versorgung nur dann praktisch wirksam werden kann, wenn die darauf aufsetzenden digitalen Dienste (Softwarelösungen) benutzerfreundliche Graphical User Interfaces implementieren. „Wo immer Menschen involviert sind, ist das Design der Mensch-Maschine-Schnittstelle von erfolgskritischer Bedeutung. Bei der Entwicklung zukünftiger digitaler Dienste muss dies berücksichtigt werden“, betont Reinhard Riedl.