Wohnortnahe Versorgung
Die kleinteilige Struktur der niedergelassenen Ärzteschaft liefert einen großen Beitrag zur wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung. Das gilt es zu bewahren.
Die Coronakrise hat gezeigt, wie wichtig es ist, über ein resilientes Gesundheitssystem zu verfügen. Damit nach Bestehen dieser Bewährungsprobe auch in Zukunft eine möglichst optimale, wohnortnahe Gesundheitsversorgung gewährleistet werden kann, braucht es laut Johannes Steinhart, Vizepräsident und Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien, einen nationalen Schulterschluss: „Das beginnt schon bei der Suche nach Lösungen für die Problematik, dass in zehn Jahren knapp 50 Prozent aller niedergelassenen Ärzte in Österreich das Pensionsalter erreichen und aus dem System herausfallen.“
Unterstützungen für Ärzte
Österreich braucht mehr Ärzte und es gibt dafür eine Reihe von Lösungsansätzen. Dazu gehören die Steigerung der Absolventenzahlen an den öffentlichen MedUnis und der Ausbildungsplätze in Krankenhäusern sowie die Förderung der Lehrpraxis. Ein Thema sind nach dem Vorbild mehrerer deutscher Länder ebenfalls Landarztstipendien. Als wesentlich erachtet Steinhart aber vor allem eine bessere Vorbereitung im Studium auf die Herausforderungen der Niederlassung: „Uns fällt auf, dass viele jüngere Kollegen den Weg in die Niederlassung als Risiko betrachten und Sorge haben, ob das für sie klappt. Diese Kollegen brauchen unsere Unterstützung.“In Wien gibt es etwa Schulungskurse, die vermitteln, was es bedeutet, eine Ordination zu führen, oder Hilfestellungen bei der Personalausbildung und -rekrutierung sowie bei Fragen der Abrechnung. Mit EQUIP4ORDI wurde zudem eine Art One-StopShop-Service ins Leben gerufen, damit alle niedergelassenen Ärzten das beste Ordinationsmaterial zu günstigen Preisen beziehen können. Optimale Arbeitsbedingungen Von großer Bedeutung ist es laut Steinhart, für niedergelassene Ärzte international konkurrenzfähige Arbeitsbedingungen zu schaffen: „Es gibt einen länderübergreifenden Wettbewerb. Wenn wir verhindern wollen, dass in Österreich ausgebildete Ärzte ins Ausland abwandern, müssen wir etwas dafür tun.“Das beginne bei einer guten Honorierung und Förderung der Arbeit der Niedergelassenen, und führt über ein Mehr an Ressourcen für Ordinationseröffnungen und der Finanzierung von Einstiegskapital bis hin zur Entlastung von überbordender Bürokratie. Einen positiven Beitrag leistet die auf der Zielgerade befindliche Etablierung des Facharztes für Allgemeinmedizin, der eine Aufwertung des Berufsbilds und mehr Anerkennung für die Leistung der Ärzte zur Folge haben sollte. Ebenso wichtig sind flexible Organisationsformen und ein guter Mix aus dem bereits bestehenden Angebot von Einzelordinationen, Vertrags-Job-Sharing, Gruppenpraxen in jeder Zusammensetzung und Größe sowie Primärversorgungseinheiten, ob als Zentren oder Netzwerke. 5-Punkte-Strukturplan Um für die Zeit nach der Pandemie noch bessere Strukturen aufzubauen, wurde von der Ärztekammer ein 5-Punkte-Plan für die Gesundheitsversorgung erstellt. Darin findet sich zum Beispiel die Forderung nach einem Gesundheitspass als Orientierungsdokument für Ärzte und Patienten, mit Überblick über Vorsorgemaßnahmen, Impfungen, Screenings, etc. Themen sind ebenfalls Sicherheitsreserven in wichtigen Bereichen (Intensivbetten, Ärzte, Pflegepersonal, medizinische Produkte mit vorzugsweiser Produktion in Europa bzw. Österreich), der Ausbau der Digitalisierung zur sinnvollen Unterstützung der Arbeit sowie eine Trendumkehr bei den Gesundheitsausgaben, sprich eine Erhöhung des BIP-Anteils. Bereits geliefert wurde von der Ärztekammer ein moderner Leistungskatalog, der mit der ÖGK nun im Detail diskutiert werden soll.