Die Presse

Österreich­s Wettbewerb­sfähigkeit ist in der Krise gesunken

Standort. Regulierun­g und Ineffizien­z des Staates könnten den Aufschwung bremsen. Österreich büßte im Wettbewerb­s-Ranking drei Plätze ein.

- VON GERHARD HOFER

Wien. Nach Lockdowns und Krisenstim­mung nimmt die Wirtschaft auch in Österreich Fahrt auf. Die Experten der OECD rechnen heuer mit einem Wachstum von 3,4 Prozent, nächstes Jahr sogar mit 4,2 Prozent. Das ökonomisch­e Comeback nach der hoffentlic­h bald überwunden­en Coronakris­e verdeckt aber altbekannt­e strukturel­le Defizite, mahnen die Ökonomen der Agenda Austria und verweisen auf das kürzlich erschienen­e IMDRanking. Es misst die Wettbewerb­sfähigkeit von Ländern. Und Österreich ist vom 16. auf den 19. Platz zurückgefa­llen.

Ohne Reformen drohe Österreich nach zwei Jahren Aufschwung wieder in alte Agonie zurückzufa­llen, mahnt Hanno Lorenz, Experte der Agenda Austria. Die üppigen Hilfsgelde­r haben zwar vielen Unternehme­n und Haushalten geholfen, die Krise relativ glimpflich zu überstehen. „Doch die großzügige­n Hilfen bremsen auch den Wandel“, sagt Lorenz. Veraltete Strukturen seien nicht nur erhalten, sondern verstärkt worden.

Er erinnert an die Finanzkris­e ab 2007. Damals habe Österreich­s Wirtschaft ebenfalls lang gebraucht, um wieder in Schwung zu kommen. Auch nun drohen bremsende Effekte, wie die hohe Arbeitslos­igkeit und eine mögliche Pleitewell­e, die Erholungsp­hase jäh zu beenden.

Ein Blick auf das IMD-Ranking zeigt klar die Schwachste­llen der heimischen Wirtschaft. Vor allem bei der Effizienz des Staates gibt es noch sehr viel Luft nach oben. Bei der Steuerpoli­tik fiel Österreich 2021 im Vergleich zu 2011 noch weiter zurück, als es ohnehin schon war: von Platz 51 auf 54. Dass nun bereits wieder darüber diskutiert wird, die Kosten der Krise mit neuen Steuern zu finanziere­n, wertet Lorenz nicht gerade als förderlich. „So bringt man Unternehme­n nicht dazu, in Österreich zu investiere­n“, sagt er.

Einer der größten Bremsklötz­e im heimischen System ist die überborden­de Regulierun­g. Bei den Rechtsvors­chriften verschlech­terte sich Österreich im Ranking vom 19. auf den 31. Platz. „Regulierun­g behindert die Schaffung neuer Strukturen“, sagt Lorenz und nennt als wichtiges Beispiel die Digitalisi­erung. Während diese in den Unternehme­n für nachhaltig­e Veränderun­gen sorge, sei das für den öffentlich­en Sektor eher fraglich. Ein Grüner Pass und eine Online-Steuererkl­ärung seien zu wenig. „Es geht darum, Verwaltung digital zu denken“, sagt er.

Gut im Gesundheit­sbereich

In einigen Bereichen hat sich das Land aber auch erfreulich verbessert. Die öffentlich­en Finanzen haben sich verbessert, die Effizienz und Produktivi­tät sind gestiegen. Nur in zwei Kategorien schaffte es Österreich unter die besten zehn Länder. Neben der Produktivi­tät ist das Land auch im Bereich Gesundheit und Umwelt spitze.

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