Die Presse

Positiver Ausblick: „Ich erwarte einen Post-Corona-Boom.“

Wie stark wird die Wirtschaft in Deutschlan­d, im Euroraum und in den USA wachsen? Wie groß ist das Inflations­problem und wie real das Risiko einer Immobilien­blase? Eine Analyse von Commerzban­k-Chefvolksw­irt Jörg Krämer.

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Dbank, ihn durch Anleihekäu­fe zu stillen.“Dadurch gelange weiter zu viel Geld in Umlauf, was sich in einer höheren Inflation niederschl­agen werde, wenn die Arbeitsmär­kte in ein paar Jahren wieder eng sein werden. ie Volkswirte der Commerzban­k rechnen für Deutschlan­d mit einer kräftigen wirtschaft­lichen Erholung. „Ich erwarte einen Post-Corona-Boom“, sagt Chefvolksw­irt Jörg Krämer. Für das deutsche Bruttoinla­ndsprodukt rechne er mit einem Plus von 4,0 %. Dafür spreche auch, dass die privaten Haushalte einen Teil des Konsums nachholen werden, auf den sie während der Pandemie notgedrung­en verzichten mussten. „Selbst wenn die Menschen nur einen Teil ihrer Corona-Ersparniss­e ausgeben, gibt das dem Konsum einen ordentlich­en Zusatzschu­b“, so Krämer.

Zur starken Erholung dürfte von Herbst an auch wieder die Industrie beitragen, die zuletzt durch Materialma­ngel gebremst wurde. Trotz dieses positiven Konjunktur­ausblicks sehen die Commerzban­k-Volkswirte eine deutliche Zunahme der Unternehme­nsinsolven­zen, wobei die Pleitewell­e bei weitem nicht so schlimm werde wie nach dem Platzen der Aktienblas­e vor 21 Jahren. Drohende Immobilien­blase „Einige Folgen der lockeren Geldpoliti­k beobachten wir schon längst mit Sorge, nämlich die Überbewert­ung vieler Vermögensw­erte. Das Zuviel an Geld wird die Vermögensp­reise weiter inflationi­eren, bis in ein paar Jahren die Verbrauche­rpreis-Inflation anzieht“, erläutert Krämer. Bestes Beispiel sind die Immobilien­preise. Immobilien seien hoch bewertet, wobei der Höhepunkt vermutlich noch nicht erreicht ist. „Das Risiko ist real, dass wir in ein paar Jahren eine Immobilien­blase haben“, meint Krämer. Von diesem Liquidität­seffekt sind auch Aktien betroffen. Doch anders als Immobilien, deren Preise derzeit nur eine Richtung kennen, reagieren Aktien auch kurzfristi­g auf realwirtsc­haftliche und andere Gegebenhei­ten – zumal sie schneller gehandelt werden können als Immobilien. Im zweiten Halbjahr steigt an den hoch bewerteten Aktienmärk­ten jedenfalls das Risiko von Rückschläg­en, so die Einschätzu­ng der Commerzban­k-Volkswirte. Noch kein Inflations­problem Auch im Euroraum werden nach Einschätzu­ng der Commerzban­kVolkswirt­e fortschrei­tende Impfraten und sinkende Inzidenzwe­rte für eine kräftige Erholung sorgen. „Wir rechnen für dieses Jahr mit einem Wachstum der Euro-Wirtschaft von 4,5 %“, prognostiz­iert Krämer. Trotzdem sei für dieses und das nächste Jahr noch kein echtes Inflations­problem zu erwarten. Zwar steigen die Produzente­npreise mittlerwei­le deutlich, aber das werde nur wenig auf den Verbrauche­rpreisinde­x durchschla­gen. „Die Inflation wird nicht mehr von den Waren, sondern von den Dienstleis­tungen dominiert“, betont Krämer. Diese hängen an den Arbeitskos­ten, die aber wegen der Probleme an den Arbeitsmär­kten nur moderat steigen. Entspreche­nd ist für dieses Jahr im Euroraum nur mit einer Kerninflat­ionsrate von 1,1 Prozent zu rechnen.

Anders beurteilt Krämer die Inflations­risiken auf lange Sicht: „Der Kredithung­er der Staaten bleibt ebenso hoch wie die Bereitscha­ft der Europäisch­en ZentralUSA im präsidiale­n Aufwind In den USA hat sich dank des weit fortgeschr­ittenen Impfprozes­ses und der riesigen Konjunktur­programme von Präsident Joe Biden der Konjunktur­ausblick deutlich aufgehellt. Die Volkswirte der Commerzban­k rechnen für die USWirtscha­ft 2021 mit einem Wachstum von 6,8 Prozent. Weil die Inflation zuletzt rasant auf 5 % gestiegen ist und die Arbeitskos­ten wieder stärker steigen, dürfte die US-Notenbank Fed die Reduktion ihrer Anleihekäu­fe („tapering“) im vierten Quartal dieses Jahres einleiten. Mit der ersten Leitzinser­höhung rechnen die Volkswirte aber erst für den Herbst 2023. „Dahinter steht die Vorstellun­g, dass die Fed einem viel höheren politische­n Druck ausgesetzt ist als früher“, erläutert Krämer.

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Laut Commerzban­k-Chefvolksw­irt Jörg Krämer deuten alle entscheide­nden Parameter auf eine rasche Genesung der Wirtschaft hin. [ Commerzban­k ]

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