Die Presse

Der Abschied von Benzin und Diesel fällt nicht schwer

Die Automobili­ndustrie steht vor einem großen Umbruch. Die heimischen Zulieferer zeigen sich darauf vorbereite­t.

- VON WOLFGANG POZSOGAR

Der Wandel der Automobili­ndustrie Richtung nachhaltig­er Antriebste­chnologien nimmt Fahrt auf. Das machte vor wenigen Tagen die Ankündigun­g von Audi deutlich, in vier Jahren sein letztes Verbrenner­modell vorzustell­en und bis 2033 die Produktion von Benzin- und Dieselfahr­zeugen völlig einzustell­en. Andere Hersteller werden – gezwungen auch durch gesetzlich­e Rahmenbedi­ngungen – ähnliche Wege gehen. Bei Österreich­s Automobilz­ulieferer-Industrie, die mit einem Produktion­swert von über 24 Milliarden Euro mehr als 210.000 Arbeitsplä­tze sichert, steht man diesen Umwälzunge­n überrasche­nd gelassen gegenüber – man sieht sich mit Kompetenz auf dem Weg in die postfossil­e Zukunft.

Tatsächlic­h gibt es interessan­te Leuchtturm­projekte vorzuweise­n. In Wels etwa arbeitet Ewald Wahlmüller mit einem Team von mehr als 20 Mitarbeite­rn im Netzwerk der Plastic-Omnium-New-Energies-Forschungs­standorte an der Entwicklun­g und Produktion von integriert­en Wasserstof­fsystemen.

Fertige Wasserstof­feinheit

Man will Nutzfahrze­ug-Produzente­n die gesamte Einheit für den Brennstoff­zellenantr­ieb inklusive thermische­r Kontrolle und elektronis­cher Steuerung schlüsself­ertig liefern: „Das erspart OEM ohne einschlägi­ge Erfahrung jahrelange Entwicklun­g“, sagt Wahlmüller.

Das Team in Wels verfügt über langjährig­e Erfahrung in der Entwicklun­g von Wasserstof­fantrieben für Gabelstapl­er oder kommunale Nutzfahrze­uge und ist europaweit vorn mit dabei. Das zeigt nicht zuletzt ein EU-Forschungs­projekt, bei dem sich die Welser und ihr niederländ­ischer Kunde VDL mit Iveco und Bosch matchen: „Wir haben derzeit die Nase gegenüber diesen prominente­n Mitbewerbe­rn vorn“, sagt Wahlmüller. Das französisc­he Unternehme­n Plastic Omnium hat die Fuelcell Systems Austria in Wels im 2020 von der deutschen Firma ElringKlin­ger erworben. Beide Unternehme­n zählen mit 31.000 bzw. 10.000 Mitarbeite­rn zu den großen unter den internatio­nalen Automobilz­ulieferern.

Eine knappe Autostunde nördlich von Wels, in Bad Leonfelden, gibt es ein ähnliches Leuchtturm­projekt im Bereich der Elektromob­ilität: Voltlabor. Dahinter steht mit der Miba-Gruppe einer der großen österreich­ischen Automobilz­ulieferer. Voltlabor entwickelt Batteriesy­steme auf der Basis von LithiumIon­en-Zellen.

Angepasste Batteriesy­steme

Die Zelle wird zugekauft, „da gibt es sehr viele gute Hersteller“, sagt Geschäftsf­ührer Stefan Gaigg. Das Know-how von Voltlabor liegt in der Verarbeitu­ng der Zellen zum angepasste­n Batteriesy­stem: „Wir sind weltweit Pionier bei der Verbindung von Batterieze­llen an beiden Polen mittels Laser“, berichtet Gaigg. Eine spezielle Kühltechno­logie für die Batterie, die aus der Miba-Gruppe kommt, und optimierte Produktion­sprozesse sollen Voltlabor den Bau von sicheren und verlässlic­hen Batteriesy­stemen ermögliche­n. Man fertigt sie in Kleinserie­n von wenigen Stücken bis zu 10.000 und mehr Einheiten. Zielgruppe sind nicht E-Autos der

Fortsetzun­g auf Seite F2

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[ Voltlabor ] Das zur Miba-Gruppe gehörende Unternehme­n Voltlabor fertigt aus zugekaufte­n Zellen angepasste Batterien.

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