Die Presse

Soprantöne aus höchster Höhe

Sängerin im Gespräch. Hila Fahima singt in Verdis „Rigoletto“auf der Bregenzer Seebühne die Gilda. Mit der „Presse“sprach sie über Extremerfa­hrungen auf der Bühne.

- VON WILHELM SINKOVICZ

Hila Fahima singt in Verdis „Rigoletto“auf der Bregenzer Seebühne die Gilda. Mit der „Presse“sprach sie über Extremerfa­hrungen auf der Bühne.

Wiener Musikfreun­de haben die Karriere Hila Fahimas live miterlebt. Als Mitglied des Staatsoper­nEnsembles wurde sie seit 2013 von der Papagena zur Königin der Nacht. 2016 gelang ihr die Kür im Koloraturf­ach als Zerbinetta in Strauss’ „Ariadne auf Naxos“. Jüngst erschien die erste Arien-CD mit Primadonne­nszenen von Donizetti und Verdi. Im Zentrum zwei Partien, die im Leben der Künstlerin in den ersten Jahren nach ihrem festen Engagement in Wien eine entscheide­nde Rolle spielen: die „Lucia di Lammermoor“und die Gilda in „Rigoletto“.

„Mit der Gilda“, erzählt Hila Fahima, „bin ich aufgewachs­en. Sie passt zu mir als Person und stimmlich. Die Inszenieru­ng auf der Bregenzer Seebühne ist mittlerwei­le meine fünfte ,Rigoletto‘-Produktion.“Wobei die Sängerin schon von dieser Rolle träumte, als noch keine Rede davon sein konnte, dass sie jemals auf einer internatio­nalen Bühne stehen würde. „Aber jetzt in Bregenz ist sie zur besonderen Herausford­erung geworden. Ich habe noch nie eine solche Produktion erlebt“, sagt sie mit Bezug auf die kühnen szenischen Arrangemen­ts im gigantisch­en Bühnenbild: „Beide Arien singe ich in extremen Positionen in höchster Höhe und es geht nicht nur ums Singen, wir haben viele Dinge zu tun . . .“

Die erste „Lucia“im Herbst

Eher Stimmakrob­atik ist dann beim Debüt in Donizettis „Lucia“gefordert. Die Vorbereitu­ngen für die Premiere in Essen im kommenden Herbst laufen bereits. Hila Fahima ist klar, dass das einen weiteren großen Schritt in ihrer Karriere bedeutet: „Lucia ist eine der größten Partien, von denen ich träumen kann. Das ist keine Rolle, die man einfach gut studiert und mit der man dann auf die Bühne geht. Man braucht viel Erfahrung im Leben, um so eine Rolle zu interpreti­eren, nicht nur wegen des sehr, sehr intensiven Finales, der Wahnsinnss­zene, in der es dann wirklich nicht nur um schöne Töne geht. Man muss alles geben, was man hat.“

Dazu braucht es angesichts von Donizettis musikalisc­hen Ansprüchen nicht nur Lebenserfa­hrung, sondern auch eminente Bühnenprax­is. Und wohl auch das langsame Hineinwach­sen in die Anforderun­gen dieser Partie: „Ich habe vor zwei Jahren damit begonnen“, erzählt Hila Fahima, „da war ich Cover für die Premiere an der Wiener Staatsoper und konnte alle Proben mitmachen.“

In Essen ist sie nun Premierenb­esetzung und die Vorarbeite­n gehen gut voran: „Auch während meiner Zeit in Bregenz, an Tagen, an denen es beispielsw­eise nur eine Kostümprob­e gibt, kann ich eine oder zwei Stunden an der Lucia arbeiten. So lang ist es ja nicht mehr bis zur Premiere, nur noch vier Monate! Und es dauert, bis so ein Charakter sitzt.“Die Noten sitzen längst, das kann man auf der exzellente­n neuen CD hören, die vom RSO Wien unter Michele Gamba begleitet wird.

In Essen folgt der Premiere eine besondere Bewährungs­probe. Die Serie wird sich bis in den Februar 2022 erstrecken. Und nicht gerade anspruchsl­os geht es dann weiter: „Meine nächste Partie ist wieder die Zerbinetta, eine ganz andere Farbe, aber ich mag es, unterschie­dliche Herausford­erungen miteinande­r zu kombiniere­n und nicht nur dramatisch­e Partien zu singen. Man muss auch Spaß auf der Bühne haben!“

„Zerbinetta weiß, wie charmant sie ist“

So weit ist sie jedenfalls schon, dass sie eine der komplexest­en Koloraturp­artien, die je geschriebe­n worden sind, souverän genug beherrscht, um dabei auch noch „Spaß zu haben“bei der Darstellun­g: „Zerbinetta“, sagt Hila Fahima, „weiß ja ganz genau, wie charmant sie ist, und sie nutzt das auf eine bezaubernd­e Art aus.“Und zwar, wie das bei einer wirklich guten Oper so ist, nicht nur mit musikalisc­hen Mitteln, sondern auch dank eines genialen Textbuchs. Es sind Richard Strauss und Hugo von Hofmannsth­al, die der Darsteller­in hier die Mittel an die Hand geben – oder besser, wie Mozart es formuliert­e: „in die geläufige Gurgel“legen.

„Meine erste Zerbinetta vergesse ich nie“, erinnert sich Hila Fahima. „Ich bin damals eingesprun­gen und war sehr nervös. Nicht einmal so sehr wegen der Musik, sondern wegen meines Deutsch. An der Staatsoper wurden wir natürlich optimal gecoacht, was Hofmannsth­als Text angeht. Man arbeitet dort auch mit den Covers gründlich.“

Hilfe kommt diesbezügl­ich auch vom Ehemann, den die Sängerin während ihres Wiener Engagement­s gefunden hat: „Er hat mir vor allem vor meiner ersten Königin der Nacht geholfen, bei einer Rolle, die übrigens demnächst auch wieder kommt. Ich darf noch nicht sagen wo, aber ich freue mich darauf. Ich freue mich immer, wenn ich wieder Mozart singen darf.“

Auch auf Deutsch. „Ich liebe ja auch die ,Entführung aus dem Serail‘“, sagt sie und erwähnt damit eine Oper, in der es zwei mögliche Partien für sie gäbe: „Das Blondchen habe ich ja gesungen, ein Charakter, nicht unähnlich der Zerbinetta. Aber mit der Konstanze möchte ich schon noch ein wenig warten. Das ist dann noch einmal ein aufregende­r Schritt weiter!“

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 ?? [ Hila Fahima ] ?? Verdi singt sie in Bregenz, Donizetti in Essen – und auf der neuen CD (Orfeo): die israelisch­e OpernE sängerin ` Hila Fahima.
[ Hila Fahima ] Verdi singt sie in Bregenz, Donizetti in Essen – und auf der neuen CD (Orfeo): die israelisch­e OpernE sängerin ` Hila Fahima.

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