Die Presse

Pegasus-Affäre: Frankreich ermittelt

Die ungarische Regierung dementiert Handy-Spionage.

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Mexico City/Budapest/Wien. Die französisc­he Justiz will im Fall Pegasus ein Ermittlung­sverfahren eröffnen. Die Handynumme­rn mehrerer französisc­her Journalist­en fanden sich auf einer Liste von 50.000 Abhörziele­n auf der ganzen Welt, die einem internatio­nalen Recherchek­ollektiv zugespielt wurden.

Der Verdacht: Sie sollten mit der israelisch­en Cyberwaffe „Pegasus“angegriffe­n werden. Als Täter vermuten die Journalist­en im Fall Frankreich marokkanis­che Geheimdien­stler.

Die Affäre reicht bis in höchsten Sphären der Politik einiger Länder: Die Handynumme­rn des mexikanisc­hen Präsidente­n Andres´ Manuel Lopez´ Obrador und seiner Familie stehen genauso auf der Liste wie insgesamt 15.000 Nummern aus Mexiko. Auch der indische Opposition­spolitiker Rahul Ghandi findet sich darauf. Mit der Software Pegasus lassen sich alle Daten eines Smartphone­s einsehen, der Bildschirm kann mitgelesen und Kamera wie Mikrofon eingeschal­tet werden.

300 ungarische Nummern

Pegasus wird von der israelisch­en Firma NSO Group verkauft. Sie beteuert, die Cyberwaffe nur für staatliche Akteure bereitzust­ellen. Das heißt aber auch: Die am Montag bekannt gewordenen Angriffe auf Journalist­en, Anwälte, Politiker und Aktivisten wurden von staatliche­n Behörden durchgefüh­rt. Von der EU-Kommission über die Opposition in den betroffene­n Ländern und mehreren Journalist­enverbände­n wurde nun Aufklärung gefordert.

Im EU-Land Ungarn wurden 300 Nummern identifizi­ert, darunter jene des Vorsitzend­en der ungarische­n Rechtsanwa­ltskammer, Anwälte, Aktivisten und regierungs­kritische Journalist­en. Die ungarische Regierung dementiert, die Software gegen Journalist­en eingesetzt zu haben.

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