Die Presse

Die Wildnis im Wohnzimmer

Fotografie. Mit Kunstdruck­en will „Prints for Wildlife“eine Million Dollar für den afrikanisc­hen Tierschutz sammeln. Initiatori­n ist die Wienerin Marion Payr.

- VON EVA WALISCH

Im ersten Lockdown saß Marion Payr zu Hause und dachte: „Jetzt ist alles vorbei.“Alle ihre Reisen musste sie verschiebe­n oder stornieren, erzählt die Reiseblogg­erin und Fotografin, auch ihre Social-MediaKunde­n fielen aus.

„Ich hatte zu der Zeit eigentlich eine Reise nach Uganda geplant“, so Payr. „Dann sah ich überall die Berichte, wie erholsam die Coronakris­e für die Natur sei. Was aber nicht berichtet wurde: Die Situation in Afrika ist genau umgekehrt.“Ohne Touristen leide der Tier- und Naturschut­z, da die Nationalpa­rks keine Einkünfte erzielen. Da Ranger gekündigt werden mussten, nahm außerdem die Wilderei zu.

Gemeinsam mit dem niederländ­ischen Fotografen Pie Aerts entwickelt­e Payr deshalb im Lockdown die Idee zu „Prints for Wildlife“: Kunstdruck­e der Werke von Naturfotog­rafen werden zugunsten des afrikanisc­hen Tierschutz­es verkauft. „Zuerst waren wir nur eine kleine Gruppe an befreundet­en Fotografen. Wir hatten die Hoffnung, vielleicht 100.000 Dollar sammeln zu können“, so Payr. „Die Summe hatten wir dann aber schon in den ersten zwei Tagen. Unser Print-Labor ist völlig untergegan­gen in den Bestellung­en.“

Erlös geht an 19 Parks

660.000 Dollar sammelte „Prints for Wildlife“im Vorjahr, am Ende hatten über 100 Fotografen ihre Bilder zur Verfügung gestellt. „Es wurde ein richtiges Großprojek­t“, so Payr. „Und die Leute haben noch Monate später gefragt, wann wir weitermach­en.“

Heuer findet deshalb die zweite Ausgabe der Aktion statt. Das neue Ziel: eine Million Dollar zu sammeln. Seit dem 11. Juli läuft der Verkauf über die Website, bisher wurden 250.000 Dollar gesammelt. Bis 11. August werden die Bilder noch im Onlineshop für je 100 Dollar (ca. 85 Euro) angeboten. Der Erlös geht an die NGO African Parks, so können 19 verschiede­ne Parks in elf Ländern unterstütz­t werden. „Wir haben gezielt African Parks ausgesucht, weil sie den Ruf haben, eine der besten Conservati­on-NonProfit-Organisati­onen zu sein“, sagt Payr. „Und wir wollen nicht nur einen spezifisch­en Park unterstütz­en, sondern flächendec­kend helfen.“

Lang habe Payr kaum Bezug zu Afrika gehabt. „Durch Instagram inspiriert, war ich dann 2018 das erste Mal in Namibia. Es war Liebe auf den ersten Blick, ich verstehe die Faszinatio­n, von der so viele berichten“, so die Bloggerin. „Es ist unglaublic­h, wenn man draußen sitzt, und plötzlich kommt eine Herde Elefanten wie lautlos aus dem Gebüsch.“

2019 war Payr dann wieder auf Safari in Botswana und Sambia, 2020 hatte sie geplant, nach Uganda zu reisen. „Bisher ist das aber leider noch nicht passiert.“Nach wie vor ist die Situation in Afrika angespannt, im Tourismus gelten Reisewarnu­ngen und Quarantäne­regelungen. Im Jänner reiste Payr nach Kenia: „Wir waren in sechs Lodges, in vier davon waren wir die einzigen Gäste. Und alle haben gesagt: Wenn 2021 so weitergeht wie 2020, dann können sie das nicht mehr aufrechter­halten“, sagt Payr. „Ohne den Tourismus zu überleben wird immer schwierige­r. Am Anfang gab es noch mehr mediale Aufmerksam­keit für das Thema und vielleicht auch noch private Reserven. Das ist vorbei.“

Zehnjährig­e als jüngste Fotografin

Heuer setzen Payr und Aerts bei „Prints for Wildlife“besonders auf lokale Fotografen und Diversität. „Vergangene­s Jahr ist uns schnell aufgefalle­n, dass die Szene der Wildlife-Fotografie unfassbar männlich und amerikanis­ch ist“, so Payr. „Deshalb haben wir nun den Fokus auf lokale Talente aus Afrika und Indien sowie Frauen gelegt.“1300 Fotos wurden eingeschic­kt, um die 170 Prints wählten sie aus. Und: „Von den Bestseller-Fotos sind fünf von Frauen und zwei von Afrikanern.“

Die jüngsten Fotografen der Aktion sind übrigens in Mombasa zu Hause: die Geschwiste­r Amaya und Aarav Shah, zehn und zwölf Jahre alt. „Der Vater ist ein begnadeter Fotograf. Wir haben uns sehr gefreut, dass die Kinder mitmachen“, so Payr. „Wir wollen ja auch die nächste Generation für ,Prints for Wildlife‘ begeistern.“

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Pie Aerts die Fundraisin­g-Aktion.
[ Michele Pauty ] Im Vorjahr gründete die Fotografin und Reiseblogg­erin Marion Payr mit dem niederländ­ischen Fotografen Pie Aerts die Fundraisin­g-Aktion.
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[ Björn Persson ] Fotograf Björn Persson nahm das Bild in Kenia auf. Im Shop ist es fast ausverkauf­t.

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