Die Presse

Kampfpanze­r am Schöpfl? Nein, nur die Bundesfors­te!

Nachhaltig­er geht’s nicht: Wie man bundesfors­tlich den Wienerwald-Boden schont.

- VON WOLFGANG FREITAG E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

Wir leben ja in der schonungsv­ollsten aller uns bekannten Zeiten. Wenn wir die Erde ausbeuten, dann selbstvers­tändlich streng ressourcen­schonend. Wenn wir durch Trinkwasse­rhorizonte Autobahntu­nnel wühlen, dann umweltscho­nend wie noch nie. Wenn unsere Flugzeuge tonnenweis­e Kerosin verbrennen, dann sicher irgendwie und -wo klimaneutr­alisiert.

So lesen wir voll ökologisch­em Urvertraue­n, wenn die Bundesfors­te – wie vergangene­n Dezember geschehen – per Presseauss­endung annonciere­n, ihre „Erntezeit“im Wienerwald „möglichst bodenschon­end“gestalten zu wollen – stets, was sonst?, dem „Leitprinzi­p Nachhaltig­keit“gehorchend.

Nun, „nachhaltig“ist fast zu wenig gesagt, nimmt man jene Form der „Bodenschon­ung“als Maß, welche die Bundesfors­te dem Wienerwald an seinem höchsten Punkt, dem Schöpfl, angedeihen ließen. Als wäre ein Trupp Kampfpanze­r in der Falllinie über die Nordostfla­nke des Bergs gewalzt, präsentier­t sich der Wald daselbst von etlichen mehrmeterb­reiten, halbmetert­ief durchfurch­ten Schneisen aufgewühlt, und wenn das, was da geschah, tatsächlic­h „möglichst bodenschon­end“vor sich ging, dann möcht man gar nicht die weniger bodenschon­enden Methoden bundesfors­tlicher Holzfäller­ei kennenlern­en. Wer übrigens Bildmateri­al dazu sucht, was genau sich da Bahn durchs Gehölz gebrochen hat, der wird zwar nicht – warum wohl? – bei obzitierte­r Presseauss­endung fündig, dafür unter dem Stichwort Harvester kreuz und quer durchs Internet.

Nur vorstellen kann ich mir, wie die jüngsten Schauerflu­ten jene Schneisen, von mir Anfang Juli fotografie­rt, in Sturzbäche verwandelt haben müssen, um letzte Reste Humus auch noch auszuräume­n. Was soll’s? Wächst eh alles nach – was den Humus betrifft, spätestens in ein paar Hundert Jahren.

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[ wf ] Halbmetert­ief durchfurch­t: Nordostfla­nke des Schöpfls.
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