Mit langen Armzügen und noch längerem Bett
Felix Auböck, 24, kann über 400 Meter Kraul das Finale erreichen. Über Methode und Vision.
Tokio. Früh aufstehen, viel Sonnenlicht, spazieren gehen, eine Liste mit Tipps für knifflige Fälle (Auszug: „Was tun, wenn die Badehose gerissen ist“), Tausende Kilometer im Schwimmbecken und viel Kraft: Ginge es nach Felix Auböck, könnten die olympischen Schwimmbewerbe sofort anheben. Dass er gerade erst von London nach Tokio geflogen war und die ersten Augenblicke im olympischen Dorf verarbeitet hatte, darf nicht unerwähnt bleiben.
Der Kraul-Spezialist und Vizeeuropameister gilt als Tipp über 400 Meter Kraul. Da könnte sich der 24-jährige Niederösterreicher, der nach Stationen in Berlin und Stanford jetzt im englischen Loughborough trainiert und studiert, behaupten. Weil Olympia etwas Besonderes ist trotz all der Nebengeräusche, sagt Auböck, ließ er kein Stilmittel unberührt. Daher auch die Arbeit mit dem Mentaltrainer: „In Stresssituationen hilft es, da schaue ich auf meine Liste.“Dann schlage er im Katalog nach, wie richtig zu reagieren sei, wenn der Bus nicht pünktlich komme, er sich unwohl fühle, der Lauf schlecht war oder er das angestrebte Finale verpasst hat.
Am Samstag sollte er seinen Wegweiser besser griffbereit haben, dann steigen die Vorläufe (ab 12 Uhr MESZ). Damit er auch richtig ausgeschlafen ist, wurde das Bett des 1,98 Meter großen Athleten in ÖOC-Eigenregie auf 2,20 Meter verlängert.
Zeitpolster bei der Wende
Startsprung, Tauchphase, höhere Lage im Wasser, Tempi, Atemfrequenz und Wenden – all das, was in Trainings und Simulationen immer und immer wieder durchgekaut worden war, zählt am Samstag. Dann darf es keine Rolle spielen, dass er nur „Hotelzimmer, Bus und Schwimmhalle“gesehen hat und ansonst von Tokio gar nichts.
Zur Relativierung: Zählt seine 400-m-Saisonbestzeit in Europa zu den Top 3 (3:44,51 Min.), ist er bei Olympia bereits nur noch Fünfter oder Sechster. Das Erreichen des Finales (acht Starter) sei das erklärte Ziel, „was dann kommt, werden wir sehen“, sagt er bei einer Zoom-Konferenz des ÖOC klipp und klar. Über eine Medaille würde er sich freuen, mit ihr planen könne er nicht. Auch würde er nicht groß feiern. Auf dem Zettel steht doch, dass danach noch Starts über 800 und 1500 Meter Kraul warten.