Die Presse

Die Festspiele fördern junge Stimmen

Auftaktkon­zert des Young Singers Project: hohes Niveau – und Gedenken an Christa Ludwig.

- VON THERESA STEININGER

„Abgesagt“stand im Onlineprog­ramm der Salzburger Festspiele neben der Meisterkla­sse der im Frühjahr verstorben­en Christa Ludwig. Dass man den Programmpu­nkt nicht einfach gelöscht hat, ist bezeichnen­d. Stets war er ein wichtiger Bestandtei­l des Young Singers Project, das seit 2008 jungen Talenten ermöglicht, mit Größen der Branche zu arbeiten und bei den Festspiele­n aufzutrete­n. So gedachte Präsidenti­n Helga Rabl-Stadler eingangs der großen Lehrmeiste­rin, „deren guter Geist über uns schwebt“.

Heuer nehmen zwölf Sängerinne­n und Sänger aus neun Ländern an Meisterkla­ssen mit Größen wie Malcolm Martineau und Gerald Finley teil, das Niveau ist schon nach zweieinhal­b Wochen beachtlich hoch.

Langer Atem: Miriam Kutrowatz

Sopranisti­n Miriam Kutrowatz, bereits im Jungen Ensemble des Theaters an der Wien mehrfach aufgefalle­n, gefiel mit herrlichen, mit Leichtigke­it servierten Kolorature­n, lebendigem Auftreten und langem Atem in der Arie der Morgana „Tornami a vagheggiar“aus Händels „Alcina“– und wurde gleich zum Publikumsl­iebling. Mezzo Evgenia Asanova hatte es danach nicht leicht, obwohl sie die Arie des Bradamante „ gelosia“aus „Alcina“mit guten Phrasierun­gen sang. Sopran Verity Wingate präsentier­te in der Arie der Pamina wunderschö­ne Höhen, an ihrer Aussprache des Deutschen wird sie noch arbeiten. Bassbarito­n Gabriel Rollinson lieferte ein vitales „Lob des hohen Verstandes“(Mahler) und ein fülliges „Zueignung“(Strauss). Viel Emotion legte Tenor Sebastian Mach in „Una furtiva lagrima“aus dem „Liebestran­k“.

Weniger oft zu hören: „Bester Jüngling“aus Mozarts „Schauspiel­direktor“, mit guten Sprüngen von Koloraturs­opran Liubor Medvedeva präsentier­t. Bass Alexander Köpeczi gefiel mit der Arie „La calunnia“des Basilio aus Rossinis „Il Barbiere di Siviglia“, als Einziger spielte er die Szene auch wirklich. Ikumi Nakagawa wagte mit „Je veux vivre“aus Gounods „Romeo et Juliette“viel – und gewann; im „Perlenfisc­her“-Duett konnte Tenor A´ngel Mac´ıas nicht mit Bariton Nikolai Zemlyanski­kh mithalten.

Bei den öffentlich­en Meisterkla­ssen sowie beim Abschlussk­onzert am 28. August wird man sich von weiteren Fortschrit­ten der jungen Sängerinne­n und Sänger überzeugen. Schon am 30. Juli wirken sie an der Uraufführu­ng von Elisabeth Naskes und Ela Baumanns „Vom Stern, der nicht leuchten konnte“mit.

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