Lega-Politiker erschießt Marokkaner
Norditalienischer Stadtrat unter Hausarrest, Lega-Chef Salvini verteidigt ihn.
Wien/Voghera. Man nennt ihn „Scherif“: Rechtsanwalt Massimo Adriatici, Stadtrat für Sicherheit im norditalienischen Voghera, gehe nie ohne seine Pistole – für die er ein Waffenschein hat – aus dem Haus, sagen Bekannte. Die Schusswaffe setzte der Politiker der rechtspopulistischen Lega nun ein: Dienstagabend erschoss er damit auf einer Piazza des Städtchens einen Marokkaner.
Der angeblich angetrunkene Migrant habe Kunden einer Bar gestört, dann sei es zum Streit mit Adriatici gekommen, berichten Augenzeugen. „Er hat mich geschubst. Er war wütend“, sagte Adriatici. Dann sei „der Schuss losgegangen“. Youns El Boussetaoui, so der Name des Marokkaners, erlag Mittwochfrüh seinen Verletzungen. Der Rechtsanwalt wurde festgenommen, er befindet sich im Hausarrest.
Der Politiker war selbst lange bei der Polizei tätig. In Voghera ist er für seinen Law-andOrder-Kurs bekannt, beliebt und berüchtigt: Er hatte unter anderem abendliche AlkoholEinschränkungen durchgesetzt. Vor einigen Jahren verteidigte er einen Koch, der auf einen Kunden geschossen hatte.
Heute hat Adriatici selbst prominente Verteidigung: Lega-Chef Matteo Salvini sprang für ihn in die Bresche. Adriatici habe aus Notwehr gehandelt. „Verteidigung ist immer legitim. Es ist verfrüht, einen aufrichtigen Bürger zu verurteilen“, sagte er. Und machte somit den Fall zum Politikum. Empört verlangten andere Parteien, dass sich die Lega von der Tat distanziere.
„Warum lief der mit einer Waffe herum?“, fragen sich die Linksdemokraten. Und die Fünf-Sterne-Bewegung protestiert: „Wir sind hier nicht im Wilden Westen“. (basta.)