Die Presse

Macrons Smartphone als Spionagezi­el

Pegasus. Auch das Handy von Frankreich­s Präsidente­n steht auf der Liste möglicher Angriffszi­ele. „Presse“-Informatio­nen zu österreich­ischen Nummern wurden bestätigt.

- VON CHRISTOPH ZOTTER

Wien/Paris. Wer Emmanuel Macron sprechen wollte und wichtig genug war, konnte den französisc­hen Präsidente­n noch in den vergangene­n Tagen unter einer Nummer erreichen, die der 43-Jährige seit rund vier Jahren benutzt.

Das könnte sich bald ändern. Denn Macrons Smartphone könnte kompromitt­iert worden sein. Die französisc­he Zeitung „Le Monde“berichtete, dass sich die Nummer des wichtigste­n Mannes im Pariser E´lyse´e-Palast auf einer Liste von 50.000 Zielen findet, die ausgewählt wurden, um mit der berüchtigt­en Spionage-Software Pegasus attackiert zu werden.

Ob der Angriff wirklich durchgefüh­rt wurde, war am Mittwoch unklar. Ein französisc­her Regierungs­sprecher sagte, die Medienberi­chte seien als „Hypothese“zu behandeln, das Smartphone des Präsidente­n werde nun untersucht. Anhand der einem internatio­nalen Recherchek­ollektiv zugespielt­en Liste lässt sich laut Angaben von Journalist­en nicht belegen, ob ein Smartphone infiltrier­t wurde – oder ob ein solcher Angriff überhaupt probiert wurde.

Die laut dem Recherchek­ollektiv anvisierte­n Ziele lesen sich aber beeindruck­end: Vierzehn ehemalige und noch amtierende französisc­he Regierungs­mitglieder sollen genauso darunter sein wie etwa der mexikanisc­he Präsident, der indische Opposition­elle Rahul Gandhi, der frühere belgische Premier und heutige EU-Ratspräsid­ent, Charles Michel, oder der pakistanis­che Premier, Imran Khan.

Ruf nach mehr Kontrolle

Die französisc­he Justiz ermittelt nun. Gleichzeit­ig kam die Forderung nach Exportkont­rollen für Cyberwaffe­n auf. Auch Frankreich hatte in der Vergangenh­eit ähnliche Überwachun­gssoftware an autoritäre Regime geliefert. Der israelisch­e Hersteller von Pegasus, die NSO Group, betont, dass der Verkauf reglementi­ert ist, und bestreitet, dass die Liste des Recherchek­ollektivs authentisc­h ist.

Dass diesem keine zufällige Liste mit Handynumme­rn von prominente­n Journalist­en, Politikern, Opposition­ellen, Dissidente­n und Aktivisten aus rund 50 Ländern der Welt zugespielt wurde, legt allerdings der Umstand nahe, dass die Software auf einigen der angeführte­n Handys gefunden wurde.

Unter den 37 bestätigte­n Fällen befindet sich der ungarische Investigat­ivjournali­st Szabolcs Panyi, der für Direkt36 arbeitet. Er sagte der „Presse“in einem am Montag veröffentl­ichten Interview, dass er auch österreich­ische Nummern auf der Liste gesehen habe.

Diese Informatio­n wurde am Mittwoch von der deutschen Wochenzeit­ung „Die Zeit“bestätigt. Konkret soll das Smartphone des Österreich­ers Werner Baumgartne­r auf der Liste stehen.

Der Geschäftsm­ann lebt seit 24 Jahren in Dubai, die Vereinigte­n Arabischen Emirate sind für die staatliche Überwachun­g ihrer Bevölkerun­g bekannt. Ob Baumgartne­rs Handy wirklich kompromitt­iert wurde, ist ebenfalls unklar.

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