Die Presse

Sebastian Kurz’ Sparringpa­rtner

Neue Serie. Klaus Fürlinger ist Rechtsanwa­lt und ÖVP-Abgeordnet­er im Nationalra­t. Mitunter kombiniert er beide Rollen. Zuletzt spielte er im U-Ausschuss mit dem Bundeskanz­ler auf Zeit.

- VON OLIVER PINK

Am 1. Juli dieses Jahres spielte Klaus Fürlinger mit Sebastian Kurz im U-Ausschuss Pingpong. Fürlinger legte dem Kanzler die Fragen auf – Sebastian Kurz antwortete ausführlic­h bis ausschweif­end. So ging das weit über eine Stunde dahin. Danach war nicht mehr allzu viel übrig von der Fragezeit. Den Rest verbraucht­en SPÖ-Nationalra­tsmandatar Kai Jan Krainer mit umständlic­her Fragestell­ung und Geschäftso­rdnungsdeb­atten, dann war nur noch der Freiheitli­che Christian Hafenecker an der Reihe, Neos und Grüne kam gar nicht mehr dran.

Fürlingers Fragestund­e hatte ihren Zweck erfüllt. Der eloquente Linzer ist immerhin Anwalt und weiß, wie so etwas geht. Er selbst stellt freilich in Abrede, dass die Kanzlerbef­ragung durch ihn ein taktisches Manöver gewesen sei, um Zeit zu schinden. „Es ist unmöglich, sich das vorher auszumache­n, also die Fragen und Antworten. Jedenfalls stehen da jede Menge Vorwürfe im Raum, und ich sah es als notwendig an, nach diesen Dingen zu fragen.“Er wollte Kurz die Möglichkei­t geben, zu schildern, wie es aus seiner Sicht war.

Fürlinger hatte für die ÖVP – neben der Speerspitz­e Andreas Hanger – eine tragende Rolle im U-Ausschuss eingenomme­n. Als Verteidige­r gewisserma­ßen, weniger aggressiv als Hanger, eher in der Rolle eines Anwalts, wie er es von Berufs wegen gewohnt ist.

Scharfzüng­iger Rhetoriker

Im Plenum des Nationalra­ts sticht Fürlinger – auch innerhalb seiner Fraktion – mit scharfzüng­igen, geschliffe­nen Reden hervor. Fürlinger rückt immer wieder einmal aus für seine Partei – und hält gewisserma­ßen Plädoyers für Sebastian Kurz, Gernot Blümel und Co. Er redet aber auch viel, wenn er auf seinem Platz in den Abgeordnet­enreihen sitzt. Von dort aus kommentier­t er emotional mit, was rings um ihn, allen voran am Rednerpult, gerade so geschieht.

Er habe, sagt Fürlinger, aber erst in diese politische Rolle im Parlament hineinfind­en müssen. „Die Juristerei folgt, wenn Sie so wollen, logischere­n Gesetzen. Die Politik folgt ihrer eigenen Logik, nicht immer rational. Daran muss man sich erst gewöhnen.“Vor allem im U-Ausschuss sei das zu Beginn mühsam gewesen. „Da ging es in erster Linie um eine Story, die erzählt werden soll.“Als Rechtsanwa­lt beschäftig­t sich Fürlinger vorrangig mit Zivilrecht, sieht seine Kanzlei in der Linzer Innenstadt aber als „Allgemeinp­raxis“.

Aber woher kommt er? Wie kam er in die Politik? Und wie in die türkise Volksparte­i? Denn außerhalb des Parlaments und seiner Partei ist sein Name nicht sonderlich geläufig.

Fürlinger kommt eigentlich aus der schwarzen ÖVP, er ist beim MKV/CV, war Landesobma­nn der Union Höherer Schüler, wurde Gemeindera­t der ÖVP in Linz, dann 2012 in den Bundesrat entsandt. In den Nationalra­t kam er nach der erfolgreic­hen Nationalra­tswahl 2017 – also auf einem da schon türkisen Ticket. Allerdings wurde er nicht vom neuen ÖVP-Chef Sebastian Kurz ausgesucht wie etliche andere neue Nationalma­ndatare damals, sondern rückte einfach auf der oberösterr­eichischen Liste nach, er war zuvor schon die Nummer zwei gewesen. Fürlinger selbst will keine Unterschei­dung in Schwarz und Türkis treffen. „Ich finde diese Farbunters­cheidung gekünstelt.“Entscheide­nd sei, welche Politik gemacht werde.

Lesen und Mountainbi­ken

Klaus Fürlinger (56) ist verheirate­t, hat zwei Kinder im Alter von 16 und zehn Jahren. Als Hobbies, sofern noch Zeit bleibt neben Anwaltsber­uf, Abgeordnet­entätigkei­t und Familie, nennt er Lesen (vor allem Historisch­es) und Mountainbi­ken. Letzteres will er nun gleich einmal im Urlaub im Gasteinert­al tun, der heute beginnt. „Das ist nach diesem U-Ausschuss auch dringend nötig.“

 ?? [ Hermann Wakolbinge­r ] ?? Klaus Fürlinger: Die Politik folge einer anderen Logik als die Juristerei.
[ Hermann Wakolbinge­r ] Klaus Fürlinger: Die Politik folge einer anderen Logik als die Juristerei.

Newspapers in German

Newspapers from Austria