Sebastian Kurz’ Sparringpartner
Neue Serie. Klaus Fürlinger ist Rechtsanwalt und ÖVP-Abgeordneter im Nationalrat. Mitunter kombiniert er beide Rollen. Zuletzt spielte er im U-Ausschuss mit dem Bundeskanzler auf Zeit.
Am 1. Juli dieses Jahres spielte Klaus Fürlinger mit Sebastian Kurz im U-Ausschuss Pingpong. Fürlinger legte dem Kanzler die Fragen auf – Sebastian Kurz antwortete ausführlich bis ausschweifend. So ging das weit über eine Stunde dahin. Danach war nicht mehr allzu viel übrig von der Fragezeit. Den Rest verbrauchten SPÖ-Nationalratsmandatar Kai Jan Krainer mit umständlicher Fragestellung und Geschäftsordnungsdebatten, dann war nur noch der Freiheitliche Christian Hafenecker an der Reihe, Neos und Grüne kam gar nicht mehr dran.
Fürlingers Fragestunde hatte ihren Zweck erfüllt. Der eloquente Linzer ist immerhin Anwalt und weiß, wie so etwas geht. Er selbst stellt freilich in Abrede, dass die Kanzlerbefragung durch ihn ein taktisches Manöver gewesen sei, um Zeit zu schinden. „Es ist unmöglich, sich das vorher auszumachen, also die Fragen und Antworten. Jedenfalls stehen da jede Menge Vorwürfe im Raum, und ich sah es als notwendig an, nach diesen Dingen zu fragen.“Er wollte Kurz die Möglichkeit geben, zu schildern, wie es aus seiner Sicht war.
Fürlinger hatte für die ÖVP – neben der Speerspitze Andreas Hanger – eine tragende Rolle im U-Ausschuss eingenommen. Als Verteidiger gewissermaßen, weniger aggressiv als Hanger, eher in der Rolle eines Anwalts, wie er es von Berufs wegen gewohnt ist.
Scharfzüngiger Rhetoriker
Im Plenum des Nationalrats sticht Fürlinger – auch innerhalb seiner Fraktion – mit scharfzüngigen, geschliffenen Reden hervor. Fürlinger rückt immer wieder einmal aus für seine Partei – und hält gewissermaßen Plädoyers für Sebastian Kurz, Gernot Blümel und Co. Er redet aber auch viel, wenn er auf seinem Platz in den Abgeordnetenreihen sitzt. Von dort aus kommentiert er emotional mit, was rings um ihn, allen voran am Rednerpult, gerade so geschieht.
Er habe, sagt Fürlinger, aber erst in diese politische Rolle im Parlament hineinfinden müssen. „Die Juristerei folgt, wenn Sie so wollen, logischeren Gesetzen. Die Politik folgt ihrer eigenen Logik, nicht immer rational. Daran muss man sich erst gewöhnen.“Vor allem im U-Ausschuss sei das zu Beginn mühsam gewesen. „Da ging es in erster Linie um eine Story, die erzählt werden soll.“Als Rechtsanwalt beschäftigt sich Fürlinger vorrangig mit Zivilrecht, sieht seine Kanzlei in der Linzer Innenstadt aber als „Allgemeinpraxis“.
Aber woher kommt er? Wie kam er in die Politik? Und wie in die türkise Volkspartei? Denn außerhalb des Parlaments und seiner Partei ist sein Name nicht sonderlich geläufig.
Fürlinger kommt eigentlich aus der schwarzen ÖVP, er ist beim MKV/CV, war Landesobmann der Union Höherer Schüler, wurde Gemeinderat der ÖVP in Linz, dann 2012 in den Bundesrat entsandt. In den Nationalrat kam er nach der erfolgreichen Nationalratswahl 2017 – also auf einem da schon türkisen Ticket. Allerdings wurde er nicht vom neuen ÖVP-Chef Sebastian Kurz ausgesucht wie etliche andere neue Nationalmandatare damals, sondern rückte einfach auf der oberösterreichischen Liste nach, er war zuvor schon die Nummer zwei gewesen. Fürlinger selbst will keine Unterscheidung in Schwarz und Türkis treffen. „Ich finde diese Farbunterscheidung gekünstelt.“Entscheidend sei, welche Politik gemacht werde.
Lesen und Mountainbiken
Klaus Fürlinger (56) ist verheiratet, hat zwei Kinder im Alter von 16 und zehn Jahren. Als Hobbies, sofern noch Zeit bleibt neben Anwaltsberuf, Abgeordnetentätigkeit und Familie, nennt er Lesen (vor allem Historisches) und Mountainbiken. Letzteres will er nun gleich einmal im Urlaub im Gasteinertal tun, der heute beginnt. „Das ist nach diesem U-Ausschuss auch dringend nötig.“