Lufthansa gründet Ferienflieger
Luftfahrt. Die AUA-Mutter zielt mit ihrer neuen Tochter Eurowings Discover vor allem auf Touristen ab. Für die etablierten Ferienflieger bedeutet das neue Konkurrenz.
Wien. Mitten in der Coronakrise hat die AUA-Mutter Lufthansa eine neue Airline mit dem Namen Eurowings Discover gegründet. Was am kommenden Samstag mit einem schon ausgebuchten Erstflug nach Kenia und Sansibar beginnt, soll bereits im Sommer 2022 ein mittelgroßer Ferienflieger mit 21 Flugzeugen an den Drehkreuzen Frankfurt und München sein. 600 Crewmitglieder seien bereits an Bord, berichtet Airline-Chef und Erstflugpilot Wolfgang Raebiger. Rund doppelt so viele sollen noch folgen, um den etablierten Ferienfliegern wie Condor und TUIfly Konkurrenz zu machen.
Bisher hat die Lufthansa das touristische Geschäft insbesondere an ihren Drehkreuzen meist anderen überlassen. Zu knapp waren die Start- und Landefenster, zu wichtig die Zulieferflüge für die großen Interkontinentalmaschinen mit den vielen Geschäftsreisenden. Corona hat das Umdenken im Konzern beschleunigt. Zwar waren Grundzüge des neuen Angebots schon vor der Pandemie geplant, doch Lufthansa-Chef Carsten Spohr ist nun noch überzeugter, dass das Geschäft mit den Touristen schneller wächst als die klassische Geschäftsfliegerei. „Wir wollen die Einmalflieger begeistern“, so Spohr.
Die neue Gesellschaft mit dem Flugplankürzel „4Y“erreicht aus dem Stand die Größe der TUIfly. Neben den elf geplanten Langstreckenfliegern vom Typ A330 sind bis Sommer 2022 jeweils fünf Mittelstreckenjets A320 für Frankfurt und München vorgesehen. Sie werden Ziele in Europa und Nordafrika anfliegen, die vor der Krise der Lufthansa nicht lukrativ genug waren: griechische und spanische Inseln, Ägypten oder die Türkei. Die Langstrecken gehen zunächst nach Afrika, in die Karibik und in die USA.
Widerstand von Gewerkschaft
Die mit drei Buchungsklassen neu eingerichteten Airbusflugzeuge stammen aus dem in der Pandemie gut gefüllten Fuhrpark des Konzerns. Das Personal soll ebenfalls weitgehend innerhalb des Konzerns rekrutiert werden – aber zu deutlich günstigeren Konditionen, als dies im Rahmen der Tarifverträge für die Lufthansa-Kerngesellschaft oder die bereits bestehende Eurowings möglich wäre. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hat das einst unter dem Arbeitstitel „Ocean“gestartete neue Geschäftsmodell von Anbeginn bekämpft und sogar zum indirekten Gegenstand von Tarifverhandlungen gemacht, ist damit aber gescheitert. Inzwischen lautet das gewerkschaftliche Ziel, für die neue Tochter bald einen eigenen Tarifvertrag abzuschließen. Bis jetzt, so eine Sprecherin, liege das Gehaltsniveau rund 25 Prozent unter dem der Direktflugschwester Eurowings.
Die Ferienfliegerei unterscheidet sich grundsätzlich vom Liniengeschäft, denn ein großer Teil der Plätze wird von Reiseveranstaltern wie TUI, Alltours oder DER gebucht. Dies galt bisher als Domäne der Condor, die nach der Pleite des Mutterkonzerns Thomas Cook von einem privaten Finanzinvestor übernommen worden ist und gut 50 Flugzeuge betreibt.
Lufthansas Versuch aus dem vergangenen Jahr, die Zubringerflüge für die Condor zu kündigen, ist vorläufig vom Bundeskartellamt gestoppt worden. Wie die EUKommission halten die deutschen Beamten einen Missbrauch der Marktmacht durch die Lufthansa für möglich. Die Eurowings Discover muss sich also zunächst ohne diese Unterstützung der Mutter am Markt bewähren. (APA)