Die Presse

Liverpool verliert den Titel Weltkultur­erbe

Die Unesco reagiert auf die Zerstörung des Hafenviert­els durch gesichtslo­se Hochhäuser.

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Als „Maritime Mercantile City“hat die Unesco die englische Stadt Liverpool im Jahr 2004 in ihre Liste des Weltkultur­erbes aufgenomme­n. Sie belohnte damit auch die respektvol­len Umbauten des historisch­en Hafenviert­els, vor allem des Royal Albert Dock, das heute Pubs, Hotels, die Tate Liverpool und ein BeatlesMus­een beherbergt. Diese Revitalisi­erung hat dazu beigetrage­n, dass Liverpool nach einer Periode des durch industriel­len Niedergang bedingten Verfalls in den Neunzigerj­ahren wieder zu blühen begann, dazu kam der Beatles-Tourismus. Doch die Stadt spielt ihren Gästen nicht nur „Penny Lane“und „Strawberry Fields Forever“vor, sondern auch „Ferry Cross The Mersey“von Gerry & The Pacemakers, bei jeder Hafenrundf­ahrt.

Das Ensemble, das man bei einer solchen sieht, ändert sich derzeit massiv, etwa durch das 35-stöckige Gebäude The Lexington am Princess Dock. Weitere gesichtslo­se Hochhäuser sind geplant, unter Führung des Investors Peel Group sollen unter dem Namen „Liverpool Waters“insgesamt 60 Hektar Hafengebie­t verbaut werden. Auf dem historisch­em Bramley Moore Dock soll ein riesiges Stadion des Fußballklu­bs Everston FC entstehen.

Diese Projekte gefährden „Authentizi­tät und Integrität des Stadtbilds“, urteilte die Unesco. Doch Bürgermeis­ter Joe Anderson (Labour Party) blieb dabei. Nun hat die Unesco bei ihrer Sitzung im chinesisch­en Fuzhou den Beschluss gefasst, Liverpool den Kulturwelt­erbe-Titel zu entziehen. Das ist bisher erst zwei Regionen passiert: 2009 dem Dresdner Elbtal wegen der Errichtung der Waldschlös­schenbrück­e, 2007 dem Oman wegen der Verkleiner­ung eines Wildschutz­gebiets. (APA/tk)

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