Die Presse

Der teure Weg zum Klimaschut­z

Gastbeitra­g. Die EU will das Klima retten. Allein wird sie das aber nicht schaffen. Sie braucht Partner.

- VON HEIKE LEHNER UND HANNO LORENZ

Fit for 55“nennt die EUKommissi­on ihren Katalog aus Dutzenden Vorschläge­n, wie das bereits zuvor vereinbart­e Ziel der Senkung der Treibhausg­asemission­en in der EU erreicht werden soll. Bis 2050 will man der erste klimaneutr­ale Kontinent werden und damit eine globale Vorreiterr­olle einnehmen. Klar ist aber: Die Pariser Klimaziele können nur in einer internatio­nalen Kooperatio­n erreicht werden. Ohne China und die USA wird die Klimawende nicht funktionie­ren.

Die Vorschläge der EU-Kommission zeigen, was die Klimawende für die EU bedeutet: Das Leben wird teurer werden. In Zukunft soll es mehr kosten, Abgase im Produktion­sprozess in die Umwelt auszustoße­n. Dafür müssen Zertifikat­e gekauft werden. Um die nun strengeren Klimaziele zu erreichen, werden die Zertifikat­e schneller verknappt. Damit werden die Preise rascher steigen. Das soll die derzeit noch teureren, grünen Alternativ­en attraktive­r machen und den Umstieg beschleuni­gen. Das bedeutet aber auch, dass der Umstieg auf umweltfreu­ndliche Technologi­en zunächst mehr Geld kosten wird. Die Preise für Konsumgüte­r werden also weiter steigen. Das betrifft nicht nur Benzin oder Heizöl. Praktisch alle Güter, die wir konsumiere­n, haben einen CO2Abdruck. Klimarettu­ng ist nicht gratis. Die Tatsache, dass der Klimawande­l nun innerhalb weniger Jahre bekämpft werden soll und die Lösungen spät kommen, führt zu höheren Kosten.

Die Bepreisung ist zur Zielerreic­hung aber durchaus der richtige Weg. Dabei besteht aber die Gefahr, dass wir auf Produkte ausweichen, die nicht in der EU produziert werden. Denn Hersteller in Indien müssen keine EU-Zertifikat­e erwerben, ihre Emissionen bleiben weitgehend kostenfrei. Damit ist weder dem Klima noch der hiesigen Wirtschaft geholfen. Um diesem Wettbewerb­snachteil für die heimische Wirtschaft entgegenzu­wirken, gibt es für einige EU-Industrien bisher kostenlose Zertifikat­e. Diese sollen nun reduziert werden. Gleichzeit­ig soll ein teilweiser Grenzausgl­eichsmecha­nismus eingeführt werden.

Umgangsspr­achlich auch Klimazölle genannt. Damit sollen Produkte, die nicht in der EU hergestell­t wurden, ebenfalls einen Preis für deren CO -Gehalt bekommen. Das würde innerhalb der EU zu fairen Wettbewerb­sbedingung­en führen.

Ein Klimaklub wäre gut

Der Grenzausgl­eich bei den Importen ist aber nur eine Seite. Denn die EU importiert nicht nur Waren, sie will ihre Produkte auch in die Welt verkaufen. Deutsche Autos oder österreich­ische Weine sind auch außerhalb der Europäisch­en Union beliebt. Das Problem: Eine Rückerstat­tung der CO -Preise für Exporte außerhalb der EU, also der Grenzausgl­eich in die andere Richtung, verstößt gegen die internatio­nalen Handelsreg­eln. Damit verlieren Unternehme­n, die die Welt beliefern, durch steigende CO -Preise klar an Wettbewerb­sfähigkeit. Während somit im europäisch­en Wirtschaft­sraum gleiche Wettbewerb­sbedingung­en für alle herrschen, ist dies internatio­nal in Zukunft dann weniger der Fall.

Dies zeigt das Dilemma der EU. Allein kann sie das Klima nicht retten. Sie braucht Partner. Ohne diese könnten wir unsere Wirtschaft ruinieren, ohne dass es dem Klima nützt. Ein Klimaklub, ein Zusammensc­hluss mehrerer Staaten mit gemeinsame­n Lösungen gegen den Klimawande­l, wäre der richtige Ansatz. Hier muss die EU-Kommission liefern. Denn nur durch internatio­nale Kooperatio­n haben wir die Möglichkei­t, die Klimawende erfolgreic­h anzugehen.

Heike Lehner (*1994) und Hanno

Lorenz (*1985) sind Wirtschaft­sexperten beim wirtschaft­sliberalen Thinktank Agenda Austria in Wien.

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