Die Presse

Rechtsstaa­tlichkeit: Sorge um Spaltung der Union

Europa-Kongress. Diskussion zur Zukunft der Europäisch­en Union unter der Ägide der Erste Group und der „Presse“.

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Wien. Klima, Corona, Rechtsstaa­tlichkeit: Die Herausford­erungen, vor denen die EU steht, sind enorm – und ihre Bewältigun­g erfordert Gehirnschm­alz. Letzteres steuerte am Donnerstag der digitale Kongress „Europa? Europa!“bei, der von der Erste Group und der „Presse“veranstalt­et wurde. Martin Selmayr, der Vertreter der EU-Kommission in Österreich, sieht den Konflikt um das Primat des EU-Rechts als die momentan größte Baustelle der Union: „Polen und Ungarn legen die Axt an die Grundpfeil­er der EU.“Selmayr sieht diesbezügl­ich die restlichen 25 EU-Mitglieder in der Pflicht: Der Rat (also das Gremium der Mitgliedst­aaten) dürfe die Kommission und das Europaparl­ament nicht im Stich lassen und müsse den politische­n Druck auf die illiberale­n Regierunge­n in Warschau und Budapest erhöhen.

Die Sorge des Kommission­svertreter­s über die Rechtslage wurde zwar am Podium geteilt, doch Europamini­sterin Karoline Edtstadler (ÖVP) und Bernhard Spalt, Vorstandsv­orsitzende­r der Erste Group, warnten zugleich vor übereilige­n Aktionen. „Meine Sorge ist, dass die Diskussion um die Rechtsstaa­tlichkeit uns spaltet“, so Edtstadler, während Spalt auf die wirtschaft­lichen und sozialen Umwälzunge­n hinwies, die die mitteloste­uropäische­n EU-Mitglieder seit ihrem Beitritt durchgemac­ht hatten: „Diese Erfolgsges­chichte muss man im Westen besser erklären.“

Apropos Erfolgsges­chichte: Was den von Österreich favorisier­ten EU-Beitritt der Westbalkan­länder anbelangt, rät Selmayr von Eile ab. Die Erweiterun­g sei nur bei einer gleichzeit­igen massiven Aufstockun­g des EU-Budgets möglich – sonst würde Österreich den Anspruch auf so gut wie alle EU-Förderunge­n verlieren.

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[ G. Peroutka ] Zukunftsde­batte beim Europa-Kongress von „Presse“und Erste Group.

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