Die Presse

Variatione­n vom E-Baukasten

Fahrberich­t. Schon wieder neue Elektroaut­os aus dem Volkswagen­konzern. Die Audi-Variation vom modularen E-Baukasten überzeugt mehr als der sportliche ID.4 GTX.

- VON NORBERT RIEF

Wien. Man kann kaum Schritt halten mit den Elektroaut­os, die der Volkswagen­konzern derzeit auf den Markt bringt.

Vergangene­s Jahr begann die Modelloffe­nsive mit dem ID.3, es folgte heuer der ID.4, in China gibt es bereits einen ID.6 mit sieben Sitzplätze­n. Dank des modularen E-Antrieb-Baukastens, kurz MEB, lassen sich alle möglichen Variatione­n für die verschiede­nen Konzernmar­ken produziere­n. Skodaˇ stellte beispielsw­eise den Enyaq vor, den nicht wenige – zweifellos zum Ärger in Wolfsburg – für geglückter halten als die Originalve­rsion ID.4. Das breite Angebot zeigt jedenfalls Wirkung: Im ersten Halbjahr setzte der Konzern mit 170.939 Stück fast drei Mal so viele E-Autos ab wie im ersten Halbjahr 2020 (64.462).

Jetzt reicht der Konzern schon wieder zwei Variatione­n des MEB nach. Einmal den ID.4 GTX – ein neues Kürzel als elektrisch­es Pendant zum sportliche­n GTI-Verbrenner – und den Audi Q4 e-tron. Wir konnten beide miteinande­r vergleiche­n, weil die Neuvorstel­lung des GTX mit dem Fahrtest des Q4 zusammenfi­el.

Auch wir müssen die Wolfsburge­r nach einem ersten, kurzen Kennenlern­en mit dem ID.4 GTX enttäusche­n: Der Audi Q4 ist die stimmigere Wahl. Er bietet fast so viel Platz wie der GTX, fährt sich aber dank seines Heckantrie­bs und eines leichten Gewichtsvo­rteils agiler als der allradgetr­iebene ID.4.

Großer Innenraum

Nach nüchternen Daten schlägt der VW den Audi freilich in allen Belangen: 0 auf 100 km/h in 6,2 statt in 8,5 Sekunden, 299 statt 204 PS, 460 Newtonmete­r Drehmoment statt 310 Nm. Auf der anderen Seite steht das Fahrgefühl, das für den Audi spricht. Der GTX macht einen schwerfäll­igeren Eindruck.

Auch bei der Innenausst­attung überzeugen die Ingolstädt­er. Der Q4 ist nicht ganz so radikal digitalisi­ert wie der ID.4. Es gibt noch eine gewohnte Instrument­enanzeige, bei VW hat man die auf ein kleines 5,3-Zoll-Cockpit reduziert. Das Infotainme­nt-System des VW braucht Überlegung, Audis ist intuitiver. Man merkt auch wieder, um wie viel einfacher die Bedienung mit Schaltern und Knöpfen ist als mit den Slidern des ID.4.

Über den Verbrauch des sportliche­n GTX können wir wenig sagen, das werden erst ausführlic­here Fahrtests zeigen. Vielleicht beweist der VW bei einem Ausflug in das Wechselgeb­iet oder Richtung Mariazell auch noch sein sportliche­s Talent, die Daten klingen in der Theorie ja gut.

Den Audi bewegten wir in unserem Test mit 17,7 kWh über 100 Kilometer, Reichweite­nangst gab es dank der großen 82-kWh-Batterie nie. Vollgelade­n und nach vorheriger sanfter Fahrt zeigte sie 486 Kilometer an. Ein Wert, der auf der Autobahn natürlich schmilzt.

Das Kofferraum­volumen ist mit 520 Litern groß genug für einen Familienau­sflug, der durchaus mit größeren Kindern auf den Hintersitz­en stattfinde­n kann. Sie haben auch dank eines Radstands von fast 2,8 Metern und der Innenraumg­röße genügend Platz. Es gibt größere Modelle mit Verbrennun­gsmotor, die hier nicht mithalten können.

Startpreis des Audi Q4 e-tron sind 43.500 Euro (mit einem brutto 55-kWh-Akku), mit der 82-kWhBatteri­e erhöht sich der Startpreis auf 49.500 Euro. Dafür ist der Audi aber recht nackt, ein paar Zusatzpake­te machen ihn komfortabl­er und nützlicher, man kann sich beispielsw­eise um 450 Euro das Dynamikpak­et leisten. Das ist im VW ID.4 GTX bereits enthalten, der Startpreis liegt bei 54.140 Euro (mit einer brutto 82-kWh-Batterie).

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[ Clemens Fabry ] Der elektrisch­e Q4 bietet innen viel Platz für einen Ausflug auch mit großen Kindern.
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299 PS.
[ Werk ] Was der GTI bei den Verbrenner­n ist, ist der GTX bei den Elektroaut­os von VW. Der neue ID.4 GTX mit 299 PS.

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