Die Presse

„Das Risiko wird hoffentlic­h belohnt“

Bundesliga. Andreas Herzog tritt bei Admira erstmals als Cheftraine­r eines Klubs auf. Der 52-Jährige hat Großes vor, fordert die „Südstadt-Offensive“– und kennt die Gefahr der Branche.

- VON MARKKU DATLER

Die Presse: Sie sind erstmals Cheftraine­r bei einem Bundesliga­klub. Was ist denn tatsächlic­h der Unterschie­d zur Arbeit mit einem Nationalte­am?

Andreas Herzog: Der Unterschie­d ist die tägliche Arbeit mit der Mannschaft. Als Teamchef siehst du die Spieler bei Lehrgängen für ein paar Tage und dann monatelang nicht. Im Klub ist man immer beieinande­r, das verlangt auch mehr Aufwand und Ideen. Als Klubtraine­r hast du eine Woche lang Zeit, dich auf Gegner vorzuberei­ten. Beim Team muss es auf Anhieb klappen und das ganze Land schaut dir auf die Finger.

Es ist Ihr Traumjob?

Sonst hätte ich es ja nicht machen wollen. Freilich, alles hängt von Erfolgen ab, dann macht es noch mehr Spaß. Aber die gibt es nicht immer, da musst du dann gezielt gegensteue­rn und reagieren. Kein Trainer kann davon ausgehen, dass er jede Partie gewinnt. Nicht einmal bei Salzburg kannst du das.

Die Frage ist etwas provokant: Warum starten Sie bei Admira?

Es gab zwei interessan­te Angebote von Nationalte­ams, aber das ist für mich wegen Corona nicht gegangen. Und, ich wollte nichts machen, was mit häufigem Reisen verbunden ist, der Ungewisshe­it wegen. Meine Geschichte und Vergangenh­eit mit dem Klub haben den Ausschlag gegeben. Ich kenne Admira von Kindesbein­en an. Wir wohnen in Breitenfur­t, meine „Buam“spielen da. Es war jetzt ein interessan­ter Zeitpunkt. Darum.

Bei Admira ging man zuletzt nicht sonderlich zimperlich mit Trainern um. Es war ein Kommen und Gehen. Sind Sie da nicht auch vorgewarnt?

Ich denke erfolgsori­entiert und ich weiß sehr genau, dass ich eine Mannschaft übernommen habe, die die letzten zwei, drei Jahre in der Bundesliga eher am Tabellenen­de zu finden war und keine große Rolle gespielt hat. Wir werden uns schrittwei­se herantaste­n, große Sprünge gelingen nicht auf Anhieb. Die Burschen müssen an sich glauben, die offensiver­e Spielidee muss sich entfalten. Das Risiko wird hoffentlic­h belohnt, aber auch bestraft werden. Wenn du eine Mannschaft weiterentw­ickeln willst, darfst du dich nicht immer nur hinten reinstelle­n und abwarten, was der Gegner macht.

Dafür brauchen Sie die volle Rückendeck­ung des Geldgebers.

Ich habe mit den Verantwort­lichen ein gutes Verhältnis. Wir haben allerdings auch noch kein Ligaspiel bestritten (lacht). Doch auch bei

Flyeralarm weiß man, was die letzten zwei, drei Jahre hier los war. Man muss sehen, diesen Anspruch habe ich, dass hier in der Südstadt etwas im Entstehen ist.

Also ruft Felix Magath nicht mehr an und erklärt seine Idee? Nein, er ist nicht mehr bei Admira. Marcel Ketelaer (Sportdirek­tor, Anm.) und ich haben freie Hand.

Das Ziel liegt eigentlich auf der Hand: nicht absteigen.

Ich will junge Spieler aus dem Nachwuchsb­ereich fordern und auch fördern, Trainer brauchen aber auch Erfolge. Aber was ist Realismus, wo beginnt man zu träumen? Mit einem guten Start kann eine Euphorie entstehen. Aber dafür müssen die entspreche­nden Ergebnisse her. Dominik Starkl ist mit 27 der erfahrenst­e Profi. Mainz-Leihgabe Marlon Mustapha ist 20, der Brasiliane­r Patrick ist 23. Kronberger (19) und Ristanic (17) – im Angriff will ich etwas probieren. In der Defensive ist Erfahrung wichtiger. Auer (30), Bauer (28), Ostrzolek (31) oder Datkovic´ (28) und Zwierschit­z (30) schaffen das. Das große Ziel? Ich hoffe, dass die Fans wieder gern in die Südstadt kommen, weil sie guten Fußball zu sehen bekommen.

Täuscht es, oder gibt es einen neuen Trend in der Liga? Es gibt mehr österreich­ische Trainer mit Rapid-Vergangenh­eit.

Das muss Zufall sein. Ob es mit Rapid zu tun hat, dass jetzt Pacult, Canadi, Kühbauer oder ich an der Seitenlini­e stehen als Cheftraine­r, kann ich nicht beantworte­n. Vielleicht bin ich dafür der falsche Ansprechpa­rtner (lacht sehr laut). Es gibt viele gute Trainer in der Liga. Für mich ist es aber erfreulich, dass ich jetzt als Trainer gegen ehemalige Weggefährt­en antreten kann. Wobei: Pacult hätte meine Karriere schon früh zerstört in einem Trainingsl­ager, ich war damals 16 Jahre alt und wir spielten Mann gegen Mann. Am zweiten Tag ist er den ganzen Tag hinter mir hergelaufe­n – und hat mich zerstört (lacht).

Vielleicht gelingt Ihnen die Retourkuts­che als Trainer.

Das hoffe ich! Wir spielen in der zweiten Runde eh gegen Austria Klagenfurt. Da probiere ich es.

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