Angesehen, unterbezahlt
Karriere. In der Wissenschaft tätig zu sein, klingt gut. Die Praxis sieht oft deutlich anders aus.
Wer sich für den Berufsweg Wissenschaftler an der Universität entscheidet, wird mit verschiedenen Anforderungen konfrontiert. In der Außenwahrnehmung ist der Beruf angesehen, abgesichert und gut bezahlt. In der Realität ist dies anders. In der Praxis müssen sich Wissenschaftler mit schwierigen Konditionen, wie zum Beispiel befristeten Arbeitsverträgen, auseinandersetzen.
In Deutschland regelt das Wissenschaftszeitvertragsgesetz die Dauer der befristeten Anstellung in der Forschung und Kunst an Universitäten und Hochschulen. Unter dem Hashtag | IchbinHanna nehmen Tausende TwitterUser mit ihren persönlichen Geschichten Bezug auf die Folgen dieses Gesetzes in Deutschland.
Auch in Österreich melden sich einige Betroffene aus dem universitären Bereich zu Wort und schildern ihre Erfahrungen bezüglich befristeter Anstellungen. Es bleibt nicht nur bei Twitter-Meldungen, eine Chemikerin klagte nach zwölf Jahren Beschäftigung auf Rechtswidrigkeit der Befristungen. Ihre universitären Arbeitsverhältnisse umfassten elf unterschiedliche befristete Verträge (Kettenverträge). Damit positioniert sie sich rechtswirksam gegen die Arbeitsbedingungen im Wissenschaftsbetrieb. Mit Hilfe von Kettenverträgen, die nur durch eine gesetzliche Ausnahmeregelung gelten, werden Wissenschafter gezwungen, in Teilzeit zu arbeiten oder die Forschung zu verlassen, da die befristeten Arbeitsverträge nicht verlängert werden können. Im Wissenschaftsbetrieb bleiben in Folge jene, die finanzielle Ressourcen haben, sowie andere, die sich mit der prekären Lebenssituation abfinden. Die Prekarisierung der Arbeitsbedingungen für wissenschaftliche Mitarbeiter unterbindet Diversität in Forschung und Lehre.
Auf Twitter wird diskutiert, ob der Hauptgrund, warum Frauen die akademische Welt verlassen, in der prekären Arbeitssituation liegt: „Dauermobilität [sic] und Kleinkinder sind kaum vereinbar.“