Wie die Medizin Frauen im Stich lässt
Dass Frauen in einigen Bereichen benachteiligt sind, ist bekannt. Doch das davon auch die Medizin betroffen ist, wissen viele nicht. Ein Beispiel dafür ist das Herzmedikament Digoxin, das ihr Leben häufiger verkürzt als bei Männern. Ein weiteres sind Beta-Blocker, die die weibliche Leber langsamer abbaut, was zu intensiveren und stärkeren Nebenwirkungen führt.
Das ist allerdings keine Besonderheit, da Frauen 1,5-mal häufiger an negativen Folgeerscheinungen nach einer Medikamenteneinnahme leiden, als ihre männlichen Mitmenschen. Das liegt an dem einfachen Grund, dass sie bei klinischen Studien oftmals unterrepräsentiert sind. Vera Regitz-Zagrosek von der Charite´ in Berlin erklärt das damit, dass die Untersuchende jederzeit schwanger sein könnte. Ob diese Annahme rechtfertigt, Frauen komplett auszuschließen, ist fragwürdig. Was ist normal? Die Diskriminierung findet sich auch in den Lehrbüchern wieder, denn in sieben von zehn wird der männliche Körper als „Norm“und der weibliche als „speziell“oder „anormal“beschrieben. Dieser ungerechte Umgang führt bei den Betroffenen zu Problemen, die vermieden werden, wenn Frauen ebenso wirksam und passend medizinisch behandelt würden.
Das gilt nicht nur für körperliche, sondern auch psychische Krankheitsbilder wie zum Beispiel ADHS. Wer an diese Aufmerksamkeitsstörung denkt, hat oft das Bild eines kleinen, hyperaktiven Buben im Kopf. Mädchen bzw. Frauen werden dabei immer wieder gerne vergessen. Die Diagnose bei ihnen erfolgt jedoch oft zu spät oder gar nicht. Die Ursache dafür ist, dass sich ADHS bei Frauen anders äußert und die Störung zum Großteil nur an Buben bzw. Männern erforscht wurde. Bleibt dies allerdings unbehandelt, kann das zu anderen Krankheiten führen.
Frauen und Mädchen haben ein Recht auf eine passende medizinische Versorgung und Behandlung. Um das zu erreichen, muss die Medizin inklusiver, moderner und offener werden.