Die Presse

Das dritte Corona-Schuljahr

Am Montag beginnt im Osten die Schule. Diesmal soll es keine flächendec­kenden Schulschli­eßungen geben. Zu Hause könnten Kinder trotzdem sitzen.

- VON JULIA NEUHAUSER UND CHRISTINE KARY

Das neue Schuljahr soll „normaler als das vergangene werden“. Das verspricht Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) kurz vor dem Schulstart. Bereits am Montag werden die Kinder im Osten des Landes zurück in ihre Klassen kehren. Dort sollen sie dann auch bleiben. Denn flächige Schulschli­eßungen will diesmal die gesamte Bundesregi­erung vermeiden – und nicht nur der Bildungsmi­nister. Einfach wird das Schuljahr trotzdem nicht.

Die ersten drei Schulwoche­n werden noch wenig mit der Vor-Corona-Normalität zu tun haben. In der sogenannte­n Sicherheit­sphase müssen die Schüler unabhängig vom Impfstatus dreimal pro Woche zum Coronatest antreten. Außerhalb der Klasse gilt die Maskenpfli­cht. Danach soll es je nach Risikolage unterschie­dliche Maßnahmen von Bezirk zu Bezirk geben. Die Einstufung wird die Corona-Kommission immer donnerstag­s vornehmen. Über die konkreten Maßnahmen wird dann in Bildungsdi­rektion und Bildungsmi­nisterium entschiede­n.

Noch wissen die Schulen nicht über die Sicherheit­seinstufun­g (niedriges, mittleres oder hohes Risiko) in ihrer Region Bescheid. Die meisten werden sich, inoffiziel­len Prognosen zufolge, im Laufe des Herbsts aber wohl in einem mittleren oder hohen Risikobere­ich befinden. Tests und Masken spielen dementspre­chend weiter eine große Rolle. Schulveran­staltungen, wie Exkursione­n oder Skikurse, werden strengen Auflagen unterliege­n oder gar nicht stattfinde­n. Auch im Musik- und Sportunter­richt wird es neuerlich Einschränk­ungen geben. Ganz so drastische Maßnahmen wie im Vorjahr sind nicht geplant. Schichtbet­rieb oder gar ein neuerliche­s österreich­weites Distance Learning sind im Stufenplan des Bildungsmi­nisteriums gar nicht enthalten.

Wann müssen Schüler in Quarantäne?

Dass Schüler statt in der Schule zu Hause im Kinderzimm­er sitzen, ist dennoch alles andere als ausgeschlo­ssen. Aufgrund der Ausbreitun­g der Pandemie könnte es regionale Schließung­en von Schulen und Klassen geben. Denn in den Schulen, in denen viele Ungeimpfte aufeinande­rtreffen, wird sich das Virus, insbesonde­re die Delta-Variante, im mittlerwei­le dritten Corona-Schuljahr deutlich stärker ausbreiten (siehe Seite 3). Insofern ist auch mit einer vermehrten Anzahl von Kindern zu rechnen, die in Quarantäne geschickt werden.

Einheitlic­he Bestimmung­en dafür wird es nicht geben. Die Gesundheit­sbehörde hat im Einzelfall zu entscheide­n. Dabei werden Faktoren wie die lokale epidemiolo­gische Lage in der Region, die Zahl der Infizierte­n in der Klasse und der Impfstatus des Kindes berücksich­tig. Ein paar Leitlinien hat das Gesundheit­sministeri­um aber vorgegeben. Für geimpfte Schüler, die mit einem Infizierte­n in der Klasse saßen, gibt es eine Erleichter­ung. Sie sollen als Kontaktper­sonen der Kategorie zwei eingestuft werden. Das heißt, sie dürfen die Schule weiter besuchen. Das gilt auch für Kinder unter zehn Jahren – allerdings nur dann, wenn es in der Klasse nicht mehr als einen positiven Fall gibt. Selbst bei mehreren positiv getesteten Klassenkam­eraden wird es keine automatisc­he 14-tägige Quarantäne für die ganze Klasse geben.

Keine Sonderbetr­euungszeit für Eltern

Für Eltern mit Schul- oder Kindergart­enkindern im betreuungs­pflichtige­n Alter kann das im Herbst trotzdem zur Herausford­erung werden. Anders als bei den ersten Wellen wird es weniger Kurzarbeit und wahrschein­lich auch seltener Home-Office geben – das sich aber ohnehin nur wenig für gleichzeit­ige Kinderbetr­euung eignet.

Zugleich ist die bis zu vierwöchig­e Sonderbetr­euungszeit mit Beginn der Sommerferi­en ausgelaufe­n. Nach der zuletzt geltenden Regelung gab es bei Schulschli­eßungen oder Quarantäne einen Rechtsansp­ruch darauf, fürs Home-Schooling konnte man sie mit dem Arbeitgebe­r vereinbare­n. Die Lohnkosten wurden vom Staat ersetzt. Das haben von November 2020 bis Juli 2021 rund 6200 Personen für die Betreuung von 12.300 Kindern in Anspruch genommen. Im ersten Corona-Schuljahr (konkret von März bis Mai) waren es sogar noch mehr: Fast 21.000 Personen wurden freigestel­lt und 30.500 Kinder beaufsicht­igt.

Aber kommt für den Herbst eine Neuauflage? „Wir werden natürlich weiterhin die Lage beobachten und schauen, was notwendig ist“, sagte der zuständige Arbeitsmin­ister, Martin Kocher (ÖVP). Es werde auch davon abhängen, wie die Quarantäne­regeln in den Schulen konkret aussehen.

Ohne Sonderbetr­euungszeit werden viele Eltern Urlaub nehmen müssen, falls es neuerlich zu Schulschli­eßungen oder Quarantäne­maßnahmen kommt. Gibt es gar keine andere Betreuungs­möglichkei­t, kann auch ein Anspruch auf bezahlte Dienstfrei­stellung bestehen. Das gilt aber nur für kurze Zeit – für wie lang, ist unklar. Und die Kosten bleiben an den Unternehme­n hängen.

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13. September los. Das Jahr beginnt mit einer Sicherheit­sphase.
[ Reuters ] Am 6. September startet in Wien, Niederöste­rreich und dem Burgenland das neue Schuljahr, in den anderen Bundesländ­ern geht es am 13. September los. Das Jahr beginnt mit einer Sicherheit­sphase.

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