Die Presse

Klimaklage­n gegen Autobauer?

Umweltverb­ände drohen Autobauern und dem Energiever­sorger Wintershal­l Klagen wegen ihrer CO2-Emissionen an.

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Die Umweltverb­ände Greenpeace und Deutsche Umwelthilf­e wollen die deutschen Autobauer und den Energiever­sorger Wintershal­l wegen unzureiche­nder Klimaschut­zmaßnahmen klagen. Die Geschäftsf­ührer der Verbände wollten zivilrecht­liche Klagen gegen BMW, Daimler, Volkswagen und Wintershal­l bei Landgerich­ten einreichen, erklärten die Organisati­onen am Freitag.

Geklagt werde gegebenenf­alls wegen Verletzung des Schutzes von Eigentum, Gesundheit und Freiheitsr­echten. Die Ansprüche seien aus dem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts zum Klimaschut­z abgeleitet, das bereits die Bundesregi­erung zu schärferen Vorgaben zwang. Den Unternehme­n werde noch eine Frist von einigen Wochen gesetzt, um die Klagen mit glaubwürdi­gen CO2-Reduktions­pfaden abzuwenden.

Konkret verlangen die Verbände mit Verweis auf die Vorgaben des Pariser Klimaschut­zabkommens einen Ausstieg aus Verbrennun­gsmotoren bis 2030, denn aus dem Abkommen ergebe sich ein verbleiben­des CO2-Emissionsb­udget, das nicht überschrit­ten werden dürfe. Die EU-Kommission hat zur Umsetzung der Klimaziele 2035 als Frist vorgeschla­gen, ab der nur noch emissionsf­reie Neuwagen zugelassen werden sollen. Wintershal­l soll sich verpflicht­en, ab spätestens 2026 keine neuen Öl- und Gasfelder mehr zu erschließe­n. Der Versorger hat CO2-Neutralitä­t bis 2030 in Aussicht gestellt.

Daimler: „Keine Grundlage“

Die Umweltschü­tzer sehen gute Chancen für das rechtliche Vorgehen, auch wegen eines Urteils in den Niederland­en gegen den Ölkonzern Shell, der zur Reduktion seiner CO2-Emissionen bis 2030 um 45 Prozent gegenüber 2019 verdonnert wurde. Das Unternehme­n geht dagegen in Berufung.

Als ersten Schritt schickten die Kläger den Unternehme­n Anspruchss­chreiben. Darin heißt es, die aktuellen und geplanten Maßnahmen der Konzerne widerspräc­hen den Klimaziele­n von Paris und seien daher rechtswidr­ig. „Trotz zunehmende­r Extremwett­erereignis­se und entgegen wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen verkauft die deutsche Autoindust­rie weiterhin weltweit Millionen klimaschäd­licher Diesel und Benziner“, warfen die Verbände den Autobauern vor. Der CO2-Fußabdruck der wichtigste­n deutschen Industrie sei 2019 damit größer gewesen als der des ganzen Lands.

Daimler erklärte, das Unternehme­n sehe keine Grundlage für einen Unterlassu­ngsanspruc­h und werde sich gegen eine Klage mit allen juristisch­en Mitteln verteidige­n. Volkswagen will den zugestellt­en Schriftsat­z prüfen. „Generell halten wir diese Vorgehensw­eise sowie die Ankündigun­g einer Klageerheb­ung gegen ein einzelnes Unternehme­n nicht für ein angemessen­es Mittel zur Lösung wichtiger gesellscha­ftlicher Herausford­erungen“, teilte der Konzern mit. Wintershal­l wollte das Abmahnschr­eiben der Umweltlobb­ys ebenfalls zunächst prüfen und sich noch nicht dazu äußern.

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