Österreichs Spiel gegen alte Dämonen
Mit einem Sieg in Israel kann das ÖFB-Team auf Platz zwei vorstoßen. Doch ohne klares spielerisches Statement wird Teamchef Franco Foda auch das keine Ruhe bringen.
Haifa/Wien. Franco Foda kennt die österreichische Fußballseele. Zwar ist er gebürtiger Deutscher, aber eben auch seit 24 Jahren in Graz heimisch. Insofern dürfte ihn der abrupte Stimmungswandel eigentlich nicht überrascht haben. Der 2:0-Pflichtsieg in Moldau hat die alten Fragen an den Teamchef wieder hochgespült, die der ambitionierte und erfrischende EMAuftritt hat vergessen lassen. Offensichtlich nicht für lang. Zu sehr erinnerte die Vorstellung in Chis‚ina˘u an den verpatzten Start in die WM-Qualifikation (Remis gegen Schottland, Niederlage gegen Dänemark). Um die zurückgekehrten Dämonen wieder zu vertreiben, braucht es heute (20.45 Uhr, live ORF1, Dazn) in Israel nicht nur drei Punkte, sondern auch ein spielerisches Statement.
„Es gibt heutzutage keine leichten Aufgaben mehr“, relativierte Foda. Man wisse das Ergebnis gegen Moldau richtig einzuordnen, und auch, dass nicht alles gut gewesen sei. Kritik an seiner Taktik, Aufstellung oder Wechselstrategie ließ der 55-Jährige in der öffentlichen Diskussion nicht zu, spielte diesen Ball vielmehr an die Mannschaft weiter. Neben der Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor habe es womöglich an der richtigen Einstellung gemangelt, erklärte der Teamchef: „Vielleicht hat bei dem einen oder anderen die letzte Ernsthaftigkeit gefehlt, das haben wir intern besprochen.“
Im direkten Duell um Platz zwei in Haifa sollte das ÖFBTeam jedenfalls deutlich näher an seine eigenen Grenzen gehen. Mit der Qualität des Gegners wachse auch das eigene Spiel, so lautet ohnehin das österreichische Mantra. „Generell bringen wir bessere Leistungen gegen Gegner, die in der Weltrangliste höher anzusiedeln sind, weil wir da mehr Räume haben und umschalten können“, erklärte Florian Grillitsch. Insofern ist eine klar erkennbare Steigerung von Moldau (Nummer 175 der Welt) zu Israel
Es wird ein anderes Spiel in Israel. Wir werden noch konzentrierter sein.
Franco Foda, ÖFB-Teamchef
(81) und Schottland (49) am kommenden Dienstag nicht zu viel gefordert. Wenn denn Österreichs Kräfte dafür reichen.
Die Kraftreserven
In Moldau baute Foda – auch bedingt durch Ausfälle – sein Mittelfeld mit Grillitsch (noch kein Saisoneinsatz bei Hoffenheim), Konrad Laimer (Kurzeinsätze bei RB Leipzig) und Louis Schaub (Kurzeinsätze bei Köln) aus Profis ohne viel Matchpraxis aus, was dann auch nicht zu übersehen war. Gegen einen Gegner, der offensiv präsent ist, wohnt diesen physischen Nachteilen ein noch größeres Risiko inne.
Schließlich gilt es, im Idealfall mit konsequenter Arbeit gegen den Ball schon die Zuspiele auf Erhan Zahavi (PSV Eindhoven) und Munas Dabbur (Hoffenheim) zu unterbinden, Israels Stürmerduo hat sich mit vier Toren gegen die Färöer
warmgeschossen. „Das ist ein ganz anderer Gegner als die Moldauer“, warnte Foda. „Wir dürfen ihnen keinen Raum lassen und müssen aggressiv sein.“Zumindest David Alaba ist einsatzbereit und auch die letzte Abwehrreihe hat sich bisher nicht überanstrengt, wie Martin Hinteregger versicherte: „Wir nehmen auf alle Fälle mehr Kraft mit. Keiner hat sich so wirklich auspowern müssen.“
In der offensiven Abteilung dürfte Aktivposten Christoph Baumgartner (knöchelte um) fit werden. Michael Gregoritsch hat sich als zweiter Stürmer neben Marko Arnautovic´ nicht empfohlen, gegen Israel scheinen schnelle Kombinationen ohnehin die bessere Wahl. Yusuf Demir beherrscht dieses Spiel wie kaum ein anderer in Österreich, noch aber hat Foda keinen Platz für das Barcelona-Juwel gefunden. Was wieder zurück zu einer dieser alten Fragen führt: Ob das System des Deutschen, EM-Höhenflug als Ausnahme der Regel, das richtige für Österreichs Nationalteam ist.