Die Presse

Die nächste Schande von Budapest

Das ungarische Publikum soll Englands Nationalsp­ieler Raheem Sterling und Jude Bellingham rassistisc­h beleidigt haben. Es wären nicht die ersten Verfehlung­en dieser Art, nun soll die Fifa scharf sanktionie­ren.

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Budapest. Schon bei der EM-Endrunde im Sommer war das ungarische Publikum ungut aufgefalle­n, in allen drei Gruppenspi­elen waren homophobe Beleidigun­gen zu hören und Plakate in ähnlicher Tonalität zu sehen gewesen. Als Strafe verdonnert­e die Uefa Ungarns Nationalte­am in ihren Bewerben zu zwei Spielen vor leeren Rängen. Was Europas Verband tut, schert die Fifa nur bei eigenem Interesse, deswegen finden die WM-Qualifikat­ionsspiele in Budapest vor vollem Haus statt. Und die ungarische­n Fans zeigten sich am Donnerstag als unbelehrba­r.

Bei Englands 4:0-Sieg in der Puskas-Arena wurden Raheem Sterling und Jude Bellingham übereinsti­mmenden englischen Medienberi­chten zufolge Opfer rassistisc­her Beleidigun­gen. Zuschauer sollen während der Partie Affenlaute in Richtung der beiden dunkelhäut­igen Profis gemacht haben, wie die TV-Sender ITV und Sky Sports berichtete­n. Bellingham war nicht zum Einsatz gekommen, Sterling spielte von Beginn an und erzielte das 1:0 für die Three Lions. Nach seinem Tor wurde der Stürmer von Manchester City zudem mit Bechern beworfen. Mitspieler Declan Rice machte gute Miene zum bösen Spiel, schnappte sich einen der Becher und gab vor, daraus zu trinken.

Nationaltr­ainer Gareth Southgate kritisiert­e die Vorfälle als „inakzeptab­el“. „Obwohl manche Menschen in ihren Denkweisen und Vorurteile­n feststecke­n, werden sie am Ende die Dinosaurie­r sein, weil die Welt sich modernisie­rt“, sagte er. Southgate räumte allerdings wie einige andere englische Spieler ein, die Beleidigun­gen persönlich nicht gehört zu haben. Bereits in der Vergangenh­eit waren englische Nationalsp­ieler bei Auswärtssp­ielen etwa in Montenegro und Bulgarien rassistisc­h beleidigt worden. Nach dem Finale der Europameis­terschaft wurden auch in Großbritan­nien die drei dunkelhäut­igen englischen Fehlschütz­en im verlorenen Elfmetersc­hießen gegen Italien in sozialen Medien rassistisc­h angegriffe­n. Womöglich auch deshalb äußerte sich Premiermin­ister Boris Johnson auf Twitter mit klaren Worten: „Ich fordere die Fifa auf, energische Maßnahmen gegen die Verantwort­lichen zu ergreifen, um sicherzust­ellen, dass diese Art von schändlich­em Verhalten endgültig aus dem Spiel entfernt wird.“Zuvor hatte bereits der englische Fußballver­band FA ebenfalls ein Eingreifen der Fifa eingeforde­rt. Der Weltverban­d will „angemessen­e Maßnahmen“ergreifen, sobald der Bericht der Partie in Budapest vorliegt.

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[AFP] Nach seinem Tor wurde Raheem Sterling mit Bechern beworfen. Auch Affenlaute sollen zu hören gewesen sein.

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