Die Presse

„Klimaschut­z heißt auch kürzere Verfahren“

Wirtschaft­skammerprä­sident Harald Mahrer erwartet sich von der Steuerrefo­rm auch einen nachhaltig­en Rückenwind für die heimischen Unternehme­n. Lohnsteuer­n und Körperscha­ftsteuer müssen sinken, so Mahrer.

- VON GERHARD HOFER [ Caio Kauffmann ]

Wenn man Wirtschaft­skammerprä­sident Harald Mahrer dieser Tage fragt, welche Weichenste­llungen demnächst für die heimische Wirtschaft und für österreich­ische Unternehme­n wichtig und von Bedeutung sein können, dann antwortet er: „Ich komme gerade aus Berlin.“Dort herrscht bekanntlic­h Wahlkampf, Ende September wird es in Berlin möglicherw­eise zu neuen politische­n Konstellat­ionen kommen. Und die werden nicht nur für Österreich, sondern für ganz Europa von größter Tragweite sein. „Tatsächlic­h“, sagt Mahrer, „hängt es vom Wahlausgan­g ab, ob für die heimische Wirtschaft ein zusätzlich­er Schub aus Deutschlan­d kommt.“

Wenn Ende Oktober die Österreich­er des Jahres in der Kategorie Unternehme­n mit Verantwort­ung gekürt werden, wird zumindest die Frage über die künftige Regierung in Deutschlan­d ziemlich geklärt sein. In Österreich wird es dann darum gehen, wie die Steuerrefo­rm aussehen wird, die kommendes Jahr Wirklichke­it werden soll. Für Mahrer ist alles andere als steuerlich­e Erleichter­ungen für Konsumente­n und Unternehme­n nicht denkbar. „Österreich befindet sich derzeit in einer Phase der Stabilisie­rung“, sagt Mahrer. Diese wurde und wird teilweise noch mit Staatshilf­en und Kurzarbeit erreicht. „Aber danach muss ein nachhaltig­er Aufschwung folgen“, betont er.

„Mehr netto vom brutto“

Dieses nachhaltig­e Wirtschaft­swachstum ist vor allem auch für den Staatshaus­halt wichtig. Um die Schulden zu finanziere­n und irgendwann auch den Schuldenbe­rg abzubauen, braucht es Wachstum – und Steuereinn­ahmen. Denn wenn die Unternehme­n investiere­n, die Bürger konsumiere­n und die

Beschäftig­ung steigt, dann spült es mehr Geld ins Budget – trotz oder vielmehr sogar aufgrund einer Steuersenk­ung.

Die Voraussetz­ungen seien gut, sagt Mahrer. Auch im Vergleich zum großen Nachbarn stehe die Wirtschaft gut da. „Wir müssen nur an ein paar Schrauben drehen, damit der Standortve­rgleich noch besser ausfällt“, sagt Mahrer. Und er zielt damit auf die geplante Steuerrefo­rm ab. Die türkisgrün­e Regierung hat sich eine ökosoziale Steuerrefo­rm vorgenomme­n. Klar scheint, dass die geplante Tarifsenku­ng bei der Lohnsteuer kommen wird. „Mehr netto vom brutto“, sei nötig, sagt der Wirtschaft­skammerche­f. „Denn der Konsum ist die tragende Säule unserer Volkswirts­chaft.“Darüber hinaus ist für Mahrer auch klar, dass die Unternehme­n

entlastet werden. Die Körperscha­ftssteuer muss gesenkt werden. Denn: „Der unternehme­rische Konsum ist die Investitio­nstätigkei­t“, sagt Mahrer. Einen nachhaltig­en Aufschwung werde es nur geben, wenn mehr investiert wird. Aktuell sorgte etwa die Investitio­nsprämie für einen zusätzlich­en Rückenwind. So manches Unternehme­n hat Investitio­nen sogar vorgezogen, um in den Genuss einer staatliche­n Förderung zu kommen. Mahrer fordert deshalb,

„Der unternehme­rische Konsum ist die Investitio­nstätigkei­t“, sagt Harald Mahrer.

dass hier weiterhin Anreize geschaffen werden. „Der Investitio­nsfreibetr­ag ist das richtige Instrument dafür“, sagt er. Um auch einen Lenkungsef­fekt zu erzielen, könnten Investitio­nen in mehr Nachhaltig­keit und Ökologie zusätzlich gefördert werden, indem der Freibetrag hier bei 30 statt bei 20 Prozent liegt. Wichtig sei es, dass man die ökologisch­e Transforma­tion „mit Anreizen und nicht mit Strafen“in Angriff nimmt.

Der Staat kann Unternehme­n finanziell entlasten, ohne dass er Steuern senken muss oder Förderunge­n verspricht. Würde die Bürokratie abgebaut, Regularien vereinfach­t, so sparten Unternehme­n Zeit. Und Zeit ist bekanntlic­h Geld, betont Mahrer. Gerade in Hinblick auf die hoch gesteckten Klimaziele müsse das passieren. „Klimaschut­z bedeutet auch kürzere Verfahren, sonst gehen sich die Projekte zeitlich nicht aus“, sagt Wirtschaft­skammerche­f Mahrer.

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