Ein Priester im Musikhimmel
Der Herr aus Wien trug sinnbildlich einige Kronen auf dem Kopf und hatte meist Musik darin – doch behagte ihm der „französische Stil“nicht, was vermutlich eher der familiären Antipathie gegen jenes Land als dem Stil geschuldet war. Als typisch französisch galten in der Musikwelt Eleganz, Ausgewogenheit, Verzierungen, punktierter Rhythmus und die Vorliebe für Tanzsätze – als italienisch „kühne“Harmoniefolgen und Concerti.
1728 soll der andere Herr, ein Italiener, eigens ins Herzogtum Carniola nach Triest gereist sein, um dem Österreicher eine Sammlung zu überreichen. Ob die beiden einander vorher getroffen haben, ist nicht belegt – aber sie standen im Briefwechsel. Die Liebe zur Musik verband sie: Der Österreicher gilt als letzter komponierender Mann seines Amtes, doch leider ist wenig erhalten geblieben – von seinem Vater hingegen mehr: Dieser spielte verschiedene Instrumente, dirigierte sein Kammerorchester selbst und hinterließ 230 Kompositionen.
Der italienische Herr, der sehr früh musikalische Begabung zeigte, wurde zum Priester ausgebildet und übte das Amt etwa eineinhalb Jahre aus. Dank seiner Haarfarbe wurde er „Il Prete Rosso“(„der Rote Priester“) genannt, wegen asthmatischer Beschwerden ließ er sich jedoch bald vom Kirchendienst freistellen. So widmete er sich ganz und gar der Musik und feierte in kurzer Zeit größte Erfolge dank des väterlicherseits vererbten Talents. Als sein Stern am Musikhimmel zu verblassen begann, sah er seinen einzigen Ausweg in einem Umzug nach Wien. Bedauerlicherweise verstarb der andere Mann, von dem er sich Unterstützung erhofft hätte, just im Jahr seiner Übersiedlung – und er nur neun Monate später.
Beide Männer gelten als wichtige Vertreter des Barock: Dem Italiener verdanken wir ein großes Erbe als Komponist und Violinist, der österreichische Regent förderte Kunst und Kultur. Bauten der Zeit prägen bis heute Österreich und die ehemaligen Kronländer, und mit einer wichtigen Urkunde ebnete er den beruflichen Weg seiner Tochter und nachfolgender weiblicher Erben.
Wer traf wen? Die Sammlung? Wo wurde der Italiener begraben? Vater und Tochter des Österreichers? Die Urkunde?