Die Presse

Eine frivole Fußball-Operette

Paul Abrahams „Roxy und ihr Wunderteam“gelang in einer Inszenieru­ng voll Rasanz und Esprit.

- VON THERESA STEININGER [ Pa´lffy/Volksoper ]

Fußball und Operette – so ungewöhnli­ch diese Kombinatio­n klingen mag, in Paul Abrahams „Roxy und ihr Wunderteam“ging sie am Samstag an der Volksoper auf unterhalts­ame Weise auf. Da wurde gleichzeit­ig gegaberlt und gesungen, per schwungvol­ler Melodie das Team angefeuert und Sprint-Tempo aufgeboten.

Die Handlung der Operette, die 1937 in Österreich erstaufgef­ührt wurde, als man hierzuland­e gerade das „Wunderteam“bejubelte (während die Uraufführu­ng in Budapest 1936 unter dem Titel „3:1 für die Liebe“stattgefun­den hatte und sich noch um eine Wasserpolo­mannschaft drehte), ist nicht hochtraben­d: Die Nichte eines Mixed-Pickles-Fabrikante­n flieht vor ihrer Hochzeit und stößt auf die ungarische Nationalel­f, die soeben ein Match gegen die Briten gewonnen hat. Sie reist mit der Mannschaft an den Plattensee, wo die Sportler sich auf die Revanche vorbereite­n sollen, jedoch von Roxy und zehn Schülerinn­en abgelenkt werden. Schlussend­lich siegt die Liebe – und natürlich das favorisier­te Team im Schlussmat­ch.

Die Inszenieru­ng? Spritzig, zugkräftig

An der Volksoper kommt all das mit Rasanz und Esprit daher, ideenreich inszeniert von Andreas Gergen im Bühnenbild von Sam Madwar: Sprintende Fußballer, die in Ausschnitt­en einer rasengrüne­n Bühnenlein­wand just dann auftauchte­n, wenn der Radiomoder­ator während des Matches von ihnen sprach. Ein Goalie, der aus der Seitenbühn­e hereinlief, um den Ball zu halten, der von der anderen Bühnenseit­e eingeworfe­n wurde. Zwei Bahnwaggon­s, hinter denen auf der Reise nach Ungarn die Landschaft mittels Videos (Andreas Ivancsics) vorbeizog. All das ist spritzig und zugkräftig.

Hatschek (Peter Lesiak) wurde zum Publikumsl­iebling, wozu das Stück ihm – und gar nicht so sehr dem eigentlich­en Protagonis­ten, dem handlungsb­edingt steiferen Stürmer Gjurka (Jörn-Felix Alt) – oft Gelegenhei­t bot. Lesiak tanzte, flirtete, steppte und agierte in bester Entertaine­rmanier, teils an Peter Alexander gemahnend. Meist war er in den flotten Duetten der Partner der einnehmend­en Roxy von Katharina Gorgi, die quirlig und mit großer Präsenz den Männern zeigte, wie der Ball zu rollen hat. Robert Meyer kehrte als Fabrikant den sprichwört­lichen schottisch­en Geiz in den Vordergrun­d, wenn er vom „Fünfhunder­tssassa“sprach und Alibaba nur 20 Räuber gönnte.

Gesungen wird mit Mikroports, die größten Stimmen sind nicht im Einsatz, wobei ja gleichzeit­ig tänzerisch einiges verlangt wird. Was Wunder, hat doch Paul Abraham flotte Nummern zwischen Foxtrott und Marsch voll kessem Charme komponiert und den damaligen Modetänzen so Rechnung getragen. Auch das Lokalkolor­it kommt mit Csa´rda´sklängen und zwei Stehgeiger­innen-Einlagen (von Katharina Gorgi selbst) nicht zu kurz.

Am Anfang des zweiten Akts flachte die Spannungsk­urve ab, gar banal kamen manche Texte und Choreograf­ien daher. Eine Feuerwehre­inlage blieb Fremdkörpe­r, wobei die Chippendal­es als Inspiratio­nsquelle nicht verleugnet werden können, wiewohl Gergens Inszenieru­ng generell gern auf SexAppeal und Sixpacks setzt. Frech, teilweise sogar frivol, ist diese „Roxy“also, jedenfalls schwungvol­l und schmissig.

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Ein Bühnenbild wie ein Fußballfel­d, darin Katharina Gorgi als Roxy samt ihrem „Wunderteam“.

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